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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde
Autoren: Ivy Paul
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schlagendsten Argumenten,
    und dann erliegen sie einem Augenaufschlag.
    Honoré de Balzac
     
    Januar 1821
     
    :ucas, Violet und Allegra saßen in der Bibliothek. Im Kamin prasselte ein Feuer, Jeremy hatte ihnen in der silbernen Kanne Tee serviert, und jeder der drei las in einem Buch. Wobei nur Allegra konzentriert zu lesen schien, während Lucas und Violet sich immer wieder über den Rand ihrer Lektüre hinweg zuzwinkerten. Allegra seufzte augenrollend und blätterte eine Seite um.
    Jeremy trat ein. „Mylord, Mylady, in der Halle steht ein Besucher.“ Der Butler reichte Lucas eine Visitenkarte, und beim Lesen verlor sich das Lächeln aus seinem Gesicht. Er warf Violet einen Blick zu.
    „Bring unseren Gast in den Salon, und biete ihm eine kleine Erfrischung an“, wies er Jeremy an.
    Lucas wartete, bis Jeremy den Raum verlassen hatte, dann gab er Violet die Visitenkarte. Jegliche Farbe wich aus ihren Wangen.
    Allegra musterte Violet besorgt. „Gibt es ein Problem?“, erkundigte sie sich fürsorglich.
    „Mein Vater ist hier.“
    Lucas erhob sich und reichte Violet seine Hand. „Irgendwann musste es geschehen. Wir klären es hier und heute“, sagte er entschlossen, ehe er sich an Allegra wandte: „Ally, du bleibst in der Bibliothek.“
     
    Violet schluckte nervös und hakte sich bei Lucas ein. Er tätschelte ihre Hand. „Keine Angst, ich bin bei dir. Du musst ihm nicht allein gegenübertreten.“
    Violet nickte stumm, holte noch einmal tief Luft und betrat den Salon.
    Ihr Vater wandte ihr den Rücken zu und sah aus dem Fenster. Immer noch war er eine hochgewachsene, imposante Erscheinung, wenn auch sein einstmals dunkles Haar weiße Strähnen durchzogen. Er drehte sich um und starrte Violet mitten ins Gesicht.
    „Isabel“, stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, ehe er Lucas knapp zunickte. Violet wusste angesichts dieser Aktion ihres Vaters, dass er Lucas weder als wichtig noch als Hemmnis einschätzte.
    „Vater“, erwiderte sie kühl und legte ihre freie Hand auf Lucas’ Unterarm.
    „Du packst deine Sachen und kehrst mit mir zurück nach Hause, Isabel. Ich habe einen Mann gefunden, der dich trotz deiner Eskapaden ehelichen wird“, befahl der Duke of Okeham.
    Violet streckte ihren Rücken durch. „Das werde ich nicht tun!“
    Lucas trat zwischen sie und ihren Vater. Der Duke fixierte ihn wie ein lästiges Insekt. Niemals wäre er hergekommen, ohne seinen Gegner zu kennen, und offensichtlich hatten die Nachforschungen ergeben, dass Lucas St. Clare, der Earl of Pembroke, kein ernstzunehmender Gegenspieler für ihn sein würde.
    Violet lächelte grimmig. Ihr Vater täuschte sich. Sie hatte ihm einmal die Stirn geboten und täte es wieder und wieder, und was Lucas betraf: Er war ihr in diesen Dingen haushoch überlegen.
    „Mylord, ich verbiete Euch, so mit meiner Gemahlin zu sprechen!“ Lucas verschränkte seine Hände vor der Brust und erwiderte den zornigen Blick des Dukes furchtlos.
    Beide waren gleich groß, doch Lucas jünger, durchtrainierter und getrieben von einem Beschützerinstinkt, den ihr Vater niemals verstehen würde.
    „Eure … Eure Gemahlin?“, schnappte der Duke.
    „Sehr wohl, meine Gemahlin. Soweit ich weiß, habt Ihr Violet …“
    „Isabel!“, verbesserte der Duke Lucas zornesrot.
    „Seht, Ihr habt Isabel aus dem Haus geworfen und enterbt. Dies ist Violet. Ihr habt keinerlei Ansprüche auf meine Gemahlin Violet.“
    Violet schmiegte sich zitternd in seinen Arm. Hinter ihnen erklangen die leichten Schritte Allegras. Sie trat neben Violet und hakte sich bei ihr unter. 
    „Sie wird mit mir kommen. Diese Ehe …“, fauchte ihr Vater und wurde von Lucas ungeduldig unterbrochen: „… wurde vollzogen. Mehrmals. Violet könnte bereits guter Hoffnung sein. Bedenkt den neuerlichen Skandal. Eine Scheidung und obendrein ein Kind aus dieser Verbindung. Eure Pläne, Violet oder Isabel mit einem von Euch ausgewählten Schwiegersohn zu verheiraten, sind endgültig gescheitert.“
    „Bitte, Mylord“, mischte sich Allegra ein. „Sie ist Eure Tochter. Hat sie nicht genug durchlitten? Sie ist hier glücklich. Uns sind ihre Vorgeschichte und der Skandal gleichgültig. Wir lieben sie. Violet gehört hierher, nach Halcyon Manor.“
    Der Duke öffnete den Mund, musterte nacheinander die drei Menschen, die sich als Front vor ihm aufgebaut hatten.
    Violet wusste, dass es nicht seinem Charakter entsprach, einfach nachzugeben. Eine Eigenschaft, die er ihr vererbt hatte.
    Allegra
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