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Masken der Begierde

Masken der Begierde

Titel: Masken der Begierde
Autoren: Ivy Paul
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entgegenzusetzen, doch er wehrte sich mit der Kraft eines Verzweifelten. Beide ächzten und keuchten vor Anstrengung.
    Hilflos musste Violet beobachten, wie Neil Lucas den Kopf in den Magen rammte. Lucas würgte, ergriff den Kleineren an den Ohren und zerrte ihn hoch. Neil ruderte mit den Armen, als er ins Stolpern geriet, und griff nach Lucas.
    Das Manöver war ebenso unsinnig wie leicht zu durchschauen. Lucas hielt Neil fest und versetzte ihm einen Kinnhaken. Neil ging in die Knie, sein Kopf kippte zur Seite, und er polterte bewusstlos zu Boden.
    Lucas zerrte ihn hoch.
    „Was hast du vor?“, erkundigte sich Violet, als Lucas Neil Richtung Tür schleppte.
    „Er wird nicht reden. Ich kenne ihn mein ganzes Leben lang“, erklärte Lucas verächtlich. „Ich schaffe den Mistkerl zu Richter Grimes. Soll der die Wahrheit aus ihm herausquetschen.“
    Für einen Moment war Lucas abgelenkt. Er deutete auf die Tür. „Öffne bitte die Tür. So mager er auch ist, er wiegt einiges.“
    Mit einem wütenden Aufschrei riss Neil sich los, sprang zur Kommode neben der Tür, wo in einem offen stehenden Kasten eine Duellpistole ruhte. Er packte die Handfeuerwaffe und hielt sie sich unter das Kinn.
    Lucas stürzte nach vorn, doch zu spät.
    Der Schuss dröhnte erschreckend laut durch den Raum. Eine Sekunde schien die Zeit einzufrieren. Neil verdrehte die Augen, Blut sprudelte aus seinem Hinterkopf und verteilte sich wie Sprühregen hinter ihm. Lucas brüllte, eine Frau kreischte. Erst später begriff Violet, dass sie es gewesen war. Sie war wie paralysiert, konnte sich nicht bewegen, nicht reagieren.
    Lucas erreichte Neil, ehe dieser auf dem Boden aufkam. Langsam ließ er den toten Körper seines Cousins auf die Fliesen sinken. Binnen kürzester Zeit bildete sich eine scharlachrote Lache unter dem Toten. Lucas hockte fassungslos, verzweifelt über dem Leichnam.
    Übelkeit stieg in Violet auf. Ihre Augen brannten. Sie biss sich auf die Lippen. Rang um Fassung, kämpfte gegen den Brechreiz an, der sich beinahe schlängelnd ihre Kehle emporwand, und konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen stiegen.
    Lucas sah zu Violet auf. „Wir haben Ally verloren.“ Verzweiflung spiegelte sich in seiner Miene.
     
     

Kapitel 15
     
    Alles in allem übertreiben die Leute
    die Schwierigkeiten des Lebens.
    Robert Louis Stevenson
     
    Wie geprügelte Hunde trafen Violet und Lucas auf Halcyon Manor ein.
    Jeremy, ganz der perfekte Butler, ließ sich mit keiner Geste, keinem Blick seine Verwunderung oder Neugier anmerken, auch nicht, als ihm Lucas mit stoischer Miene Jackett und Hemd überreichte.
    Kurze Zeit später brachte ihm Jeremy ein sauberes Hemd, eine Krawatte und ein Hausjackett in das Arbeitszimmer.
    Lucas ging ohne Umschweife an seine Bar, holte zwei bauchige Gläser hervor und goss sie bis zur Hälfte voll. Er reichte Violet eines davon und nahm neben ihr auf der Récamiere Platz. Er setzte den Drink an die Lippen an, als eine unbekannte Stimme erklang: „Das solltet Ihr nicht tun, Mylord.“
    Lucas setzte das Glas so heftig ab, dass der Alkohol überschwappte und seine Kleider bekleckerte.
    Die Stimme gehörte einem erschöpft wirkenden Jungen. Seine schwarzen Locken hingen ihm wie stets wild und ungekämmt ins Gesicht.
    „Clark Sterling, wie kommst du hier herein?“, fragte Lucas alarmiert.
    „Über die Geheimtür“, entgegnete er bereitwillig.
    Lucas straffte sich, stellte sein Glas ab und fuhr auf. „Welche Geheimtür?“
    Clark deutete mit dem Kopf zur Wand. Violet bemerkte einen Schmutzstreifen an seinem Kinn und folgte seiner Bewegung.
    „In der Bibliothek gibt es einen verborgenen Zugang zum Haus. Mr. St. Clare benutzt die Tür regelmäßig.“
    Nun erhob sich auch Violet. Schreck, Furcht und Nervosität fluteten durch ihren Körper. Wie oft mochte Neil unbemerkt im Haus gewesen sein und sie alle ausspioniert haben?
    „Zeig es mir“, forderte Lucas und ließ sich gemeinsam mit Violet ins Bücherzimmer führen.
    Dort ging Clark zu einer der Lampen an der Wand. Der Leuchter ließ sich wie ein Hebel herunterdrücken, gleichzeitig schwang ein Wandpaneel auf. Lucas sah hinaus, betrachtete die Geheimtür und verschloss sie. „Sie führt in den Garten hinaus“, verkündete er überrascht.
    „Du bist nicht hergekommen, um uns über die Geheimtür aufzuklären, vermute ich?“, erkundigte sich Violet.
    Clark lenkte seine Aufmerksamkeit auf sie. „Nein, Ma’am. Ich weiß, wo Ally ist.“
    Lucas schoss vor und
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