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Marshall McLuhan

Marshall McLuhan

Titel: Marshall McLuhan
Autoren: Douglas Coupland
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recherchierte, arbeitete ich an einem Roman namens
Generation A
, einer Art Fortsetzung von
Generation X
(1991). Nachdem dieses erste Buch erschienen war, geriet ich in eine McLuhan-ähnliche Situation, indem ich durch eine kreative Arbeit, bei der es unter anderem um Mustererkennung ging, im Mittelpunkt eines unangenehmen Medienrummels landete. Bei Marshall nahm das viel größere Ausmaße an, aber es gibt bestimmte Parallelen zwischen uns. (Das will ich jetzt nicht weiter ausführen. Und ich bilde mir auch nichts darauf ein.)
    Generation X
war ein im Stil des
Decamarone
gehaltener Roman, der in der kalifornischen Wüste spielt und in dem junge Leute versuchen, eine »immer schneller werdende Kultur« zu begreifen, indem sie sich gegenseitig Geschichten erzählen. Dem Buch liegt die Idee zugrunde, dass, 1991 und dank der heutigen Technik, das Konzept der Generationen veraltet ist und wir ein Zeitalter betreten, in dem jedes Individuum eine eigene Generation darstellt. Und so folgte ein jahrelanger Generationsbenennungsirrsinn, der von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
    Die Figuren aus
Generation A
sind in einer ähnlichen Situation in naher Zukunft angesiedelt, auf den Queen Charlotte Islands in British Columbia, wo sie sich gezwungen sehen, Geschichten zu erzählen, um in einer Welt Frieden zu finden, inder seit zirka einem Jahrzehnt die »Retribalisierung« von Marshalls globalem Dorf im Gange ist. Ein immer wiederkehrendes Motiv ist »das Nachrichtenteam des dritten Programms«, eine Metapher für die innere Stimme, durch die wir einen Text hören, während wir ihn lesen. Ich habe die Nachrichtensprecher als Metapher benutzt, weil sie nicht nur aufgrund ihres glatten Aussehens ausgesucht werden, sondern auch wegen ihrer durchschnittlichen, wenn auch sonoren Stimmen – die darauf ausgerichtet sind, möglichst vielen Zuschauern und Zuhörern zu gefallen, indem sie der Stimme ihres inneren Erzählers möglichst ähneln. Haben wir nicht alle schon mal jemand auf einer Party getroffen und zu ihm gesagt: »Wow, mit deiner Stimme solltest du beim Radio oder Fernsehen sein.« 3
    Hier eine kurze Short Story aus
Generation A
, die sich ebenfalls aus dem apokalyptischen Denken schöpft, von dem Marshall in den letzten Lebensjahren bestimmt war.
    Bartholomew erlebt das Morgengrauen der Sprache
    Vor langer Zeit saßen ein paar Leute auf einem Baumstamm, starrten ins Lagerfeuer und wünschten sich, sie hätten eine Sprache, in der sie miteinander reden könnten. Grunzen wurde langweilig, und sie kannten jetzt das Feuer – sie hatten sich eine Sprache
verdient
. Sie waren so weit.
    Natürlich dachten sie es nicht genau
so
– es waren eher dumpfe Empfindungen, die sie nicht benennen konnten, da ihnen die Bezeichnungen dafür fehlten. In dieser Sippe gab es nun einen Alphatypen, der sich für besonders kreativ hielt. Er zeigte erst auf sich und sagte: »Vlakk.« Dann hob er einen Stock auf, hielt ihn hoch, starrte ihn an, kniff die Augenzusammen und nannte ihn »Glink«. Alle wiederholten »Glink«, und von da an hießen Stöcke Glinks, und Vlakk war jetzt Vlakk.
    Dann zeigte Vlakk auf das Feuer und erfand einen Laut: »Unk«, und von da an hieß Feuer Unk. Und so weiter. In einer einzigen Nacht ließ sich Vlakk Laute für Dutzende von Hauptwörtern und Verben einfallen – für Gazellen, Windpocken, Dornen und Gewalt gegen Ehefrauen –, und da es ein einziger Verstand war, der all diese neuen Wörter erfand, hatte die neu entstehende Sprache einen gewissen inneren Zusammenhalt – sie klang authentisch, wie Italienisch oder Japanisch zum Beispiel.
    Vlakks Sprachschöpfungsprozess machte jedoch ein anderes Stammesmitglied wütend, dem Vlakk den Namen Glog gegeben hatte. Glog dachte: »Das ist verrückt! Man kann doch nicht hingehen und aus ein paar Soundeffekten eigenmächtig Wörter basteln!« Nur fehlte Glog die Sprache, um seinen Unmut darüber auszudrücken, mit welchem Elan Vlakk neue Wörter fabrizierte. Und es war auch nicht so, dass Glog etwa andere, bessere Ideen hatte, Dinge zu benennen; er war nur einer dieser geborenen Nörgler und Querulanten.
    Vlakk und Glog und ihrem Stamm wurden viele Kinder geboren, von denen die meisten in jungen Jahren grässliche Tode starben, denn es war in uralter Vorzeit, wo die Menschen allgemein nicht sehr alt wurden. Immerhin überlebten genug von Vlakks Nachkommen, um neue Soundeffekte zu erzeugen, die zu neuen Wörtern wurden.
    Glogs Nachkommen erbten natürlich sein
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