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MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)

MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)

Titel: MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)
Autoren: W. Berner , Lily Beier , Isabella Birnbaum , Dieter Bohn , Markus Cremer , Sven Klöpping , Gerhard Fritsch , Tantius Tobias
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Begleiterin und erklärte: „Ariane sagt, dass sie dich treffen will.“
    Lucinda blinzelte überrascht. „Was sagst du?“
    „ Ich habe ihr gar nichts gesagt“, erklärte die andere Frau entschieden. „Sie sagte, sie wüsste, mit wem ich hier bin und es gäbe jemanden, der Lucinda Granville unbedingt kennen lernen möchte.“
    „ Rebecca…“
    Jede Silbe des Namens hing bedeutungsschwer in der Luft. Der stumme Fanatismus auf dem vertrauten, schmalen Gesicht sorgte dafür, dass Lucindas Herz schwer wurde. ‚Ich habe sie verloren’, schoss es ihr durch den Kopf. ‚Dies ist wirklich das letzte Mal, dass ich bei einem ihrer schwachsinnigen Pläne mitmache.’
    Traurig schüttelte sie den Kopf, riss sich von der Fremden los, die sie mit einem entrückten Lächeln bedachte. „Ich werde mit der Frau sprechen. Aber danach lasse ich dich direkt nach Hause bringen.“ Und sie selbst würde ihren Fahrer überreden, sie zur Bond Street zu fahren, damit sie einige, längst überfällige Einkäufe tätigen konnte. Wenigstens könnte sie so den Rest des Nachmittags sinnvoll nutzen.
    Entschlossen reckte sie das Kinn vor und durchquerte das kleine Vorzimmer mit wenigen Schritten. Die Holztür fiel, begleitet von einem unheimlichen Quietschen, hinter ihr ins Schloss. Da ihre Augen sich bereits an das dämmrige Licht in der Vorhalle gewöhnt hatten, bereitete es ihr keine Schwierigkeiten, die Umrisse des überraschend geräumigen Salons in beinahe absoluter Finsternis zu erkennen. Wenn es Fenster gab, so wurden sie von lichtundurchlässigen Vorhängen verdeckt. Flackernde Kerzen warfen sporadische Lichtkegel an die Wände, untermalten jedoch mehr die tanzenden Schatten als tatsächlich der Beleuchtung zu dienen.  
    Vorsichtig setzte Lucinda einen Fuß vor den nächsten, betete stumm, nicht aus Versehen gegen eventuelle Möbelstücke zu laufen. Um keinen Preis wollte sie sich vor dem selbsternannten Medium blamieren. ‚Mit mir wird sie kein leichtes Spiel haben. Anders als die arme Rebecca halte ich nichts von Magie und Okkultismus.’
    Es dauerte nicht lange, bis sie den breiten, niedrigen Tisch erreichte, der sich am anderen Ende des Raumes befand. Eine schmale Gestalt saß mit unter dem Gesäß verschränkten Beinen hinter dem großen, runden Möbelstück. Lucinda konnte ihre Gesichtszüge nur vage erkennen, denn sie wurde beinahe vollständig von einer gewaltigen Kristallkugel verdeckt, die mitten auf dem Tisch stand.
    Fasziniert betrachtete sie das runde Glasgebilde und musste sich eingestehen, noch nie etwas Vergleichbares gesehen zu haben. Vom Inneren der Kugel ging ein unheimlicher, orangefarbener Schimmer aus, der von dem abstrahlenden Licht mehrerer rötlicher Wirbel stammte, die unter der Oberfläche träge dahin schlichen. Wann immer sich zwei von ihnen berührten, entstand ein gleißender Funke, der jedoch nach wenigen Sekunden wieder erlosch.
    Je länger sie dem Spiel von Farbe und Licht zusah, umso mehr beruhigten sich ihre angegriffenen Nerven. Ein nie gekanntes Gefühl von Frieden dämpfte die bitteren Erinnerungen, die ihr der heutige Tag beschert hatte, legte sich wie eine schwere, warme Decke um ihre Schultern. Hier musste sie niemandem beweisen, was sie leisten konnte und einen schärferen Versand besaß, als die meisten Männer in ihrer Bekanntschaft.
    Harmonie.
    Eintracht.
    Akzeptanz.
    ‚ Unmöglich.’
    Lucinda schüttelte den Kopf, um die beunruhigenden Gedanken loszuwerden. Die Sehnsucht nach Dingen, die sie noch nie zuvor verspürt hatte, von denen sie noch nicht einmal vor sich selber zugeben wollte, sie überhaupt zu empfinden, raubte ihr schier den Atem. Sekunden, Minuten verstrichen, bis sie sich endlich wieder unter Kontrolle hatte.
    „ Sei gegrüßt, Lucinda Granville.“
    Erschrocken zuckte sie zusammen als sie die trockene, uralte Stimme vernahm, die aus dem Nichts zu kommen schien. Erst jetzt fiel ihr wieder der Schemen ein, den sie hinter der Kristallkugel beim Betreten des Raumes bemerkt hatte.
    ‚ Das ist also Ariane, die mich unbedingt treffen will.’
    Wenig beeindruckt musterte sie die hutzelige Gestalt, die genauso aussah, wie jedes andere Medium in London. Meterweise Stoffbahnen umhüllten einen vom Alter gebeugten, zierlichen Körper, weniger bunt als die mancher anderer Damen ihrer Profession. ‚Rot wie die Wirbel in der Kugel.’
    Unwillkürlich erschauderte Lucinda, rief sich jedoch gleichzeitig innerlich zur Ordnung. Immerhin trat sie regelmäßig furchtlos den großen
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