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MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)

MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)

Titel: MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)
Autoren: W. Berner , Lily Beier , Isabella Birnbaum , Dieter Bohn , Markus Cremer , Sven Klöpping , Gerhard Fritsch , Tantius Tobias
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ehelichen, der keinerlei Persönlichkeit besitzt?’
    Lucinda seufzte leise und rief sich innerlich zur Ordnung. All dies lag in der Vergangenheit. Mit siebenundzwanzig Jahren interessierten sie die mädchenhaften Träumereien von perfekten Hochzeiten und charmanten Ehemännern weniger denn je. Sie navigierte die tückischen Gewässer der Geschäftswelt ebenso gut, wie die meisten Herren der Schöpfung. Das musste genügen.
    Unweigerlich sah sie hinauf zu dem Bildnis des attraktiven Fremden an der gegenüberliegenden Wand. Nichts an ihm wirkte auch nur im Geringsten schwächlich. Würde jemand wie er ihre Stärke zu schätze wissen? Sie gar als ebenbürtig betrachten, trotz des offensichtlichen, geschlechtsbedingten Nachteils? So merkwürdig es auch klang. Sie meinte, in seinem ausdrucksstarken Antlitz spiegelte sich ein kleiner Teil ihres eigenen Wesens wieder.
    Bevor sie den beunruhigenden Gedanken weiter verfolgen konnte, öffnete sich glücklicherweise die breite Holztür zu ihrer Linken. Eine junge, rotwangige Frau betrat das Foyer. Sie wirkte atemlos, als sei sie soeben mehrere Meilen durch einen heftigen Sturm marschiert. Ihre normalerweise perfekt sitzende Frisur war vollkommen zerzaust, brünette Haarsträhnen standen wild in alle Richtungen ab. Selbst die unmodisch gebräunte Haut wirkte bleicher als zuvor. In den auffälligen, seegrünen Augen lag ein wilder, unfokussierter Blick, der Lucinda beunruhigte. Die Gesellschaft mochte Rebecca Hammond vielerlei Verstöße vorwerfen und die meisten davon durchaus begründet. Doch selbst Lucinda hatte ihre Freundin niemals zuvor dermaßen verstört erlebt.
    Sofort erhob sie sich. Überwand die Distanz die zwischen ihnen lag und stützte die andere Frau, als sie drohte, über ihre Röcke zu stolpern. „Was ist geschehen?“, fragte sie sogleich, erhielt jedoch keine Antwort. Besorgt führte sie die aufgebrachte Frau zu dem unbequemen Stuhl, auf dem sie selber zuvor gesessen hatte, zwang sie mit sanfter Gewalt auf die verblassten Polster nieder.
    „ Sie ist gut“, flüsterte Rebecca schließlich, nachdem sie einige Minuten sichtlich um Fassung rang. „Besser als die anderen, die wir besucht haben. Sie weiß alles !“
    Lucindas Augenbrauen hoben sich, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte. „Alles? Ist das nicht zu viel Wissen für eine einzelne Person?“
    Hastig schüttelte die junge Frau den Kopf. „Sie ist nicht wie die anderen Scharlatane, die behaupten, mit Geistern, Engeln oder Teufeln zu kommunizieren. Sie sagt, sie rede mit Wesen, die nichts mit unserer Welt zu tun haben.“
    „ Aber woher wissen sie dann alles über uns?“, konnte Lucinda es sich nicht verkneifen zu fragen.
    „ Sie sagt…“ Rebecca beugte sich vor, bis sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten und flüsterte leise, sodass Lissy sie nicht verstand: „Sie sagt, sie rede mit Wesen von einem anderen Planeten. Diese Wesen beobachten unsere Welt und wissen alles, was in ihr vorgeht und überlegen schon seit Jahrhunderten, ob und wann sie eingreifen, oder sich zu erkennen geben wollen.“
    Was konnte sie darauf antworten, ohne ihre Freundschaft unrettbar zu zerstören? Seit Monaten schleifte Rebecca sie nun schon von einem betrügerischen Medium zum nächsten, suchte Antworten auf Fragen, die jeder normale Mensch noch nicht einmal ansatzweise verstand. Einzig ihrer langjährigen Freundschaft war es zu verdanken, dass Lucinda sich immer wieder überreden ließ, zu diversen Séancen und Geisterbeschwörungen mitzukommen, ohne die andere Frau als verrückt zu bezeichnen, wie es andere Damen aus ihrem Bekanntenkreis taten.
    Irgendjemand musste Rebecca vor sich selber schützen. Nur kamen ihr langsam Zweifel daran, ob sie wirklich die richtige Person dafür war. Lange würde sie derartigen Schwachsinn nicht mehr ertragen können, ohne ausfallend zu werden.
    „ Von welchem Planeten stammen unsere stummen Beobachter denn?“, fragte sie schließlich, sobald die Stille unangenehm wurde.
    „ Ariane sagt, sie stammen vom Mars“, erklärte Rebecca mit der inbrünstigen Überzeugung der geistig Verwirrten. Das unheimliche Funkeln in ihren Augen wirkte im Dämmerlicht des schlecht beleuchteten Raumes unnatürlich. Unwillkürlich lief ein Schauder Lucindas Rücken hinab.
    „ Vom Mars“, wiederholte sie tonlos. „Natürlich.“
    Entweder Rebecca ignorierte das offensichtliche Unwohlsein ihrer Freundin bewusst, oder es fiel ihr gar nicht auf. Aufgeregt griff sie nach den Händen ihrer
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