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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Jahren, die für die orbitale Zurüstung notwendig waren, irgendwann vereitelt werden.
    So führte Irishka sie nun durch den Wirrwarr, der East Pavonis darstellte; und ihre kleine Karawane kam zum Rand der Caldera, wo sie ihre Rover parkten. Im Süden konnten sie am Westrand von Sheffield eben noch das Kabel des Aufzugs erkennen als eine kaum sichtbare Linie, und die auch nur für ein paar seiner 24 000 Kilometer. Tatsächlich fast unsichtbar - und dennoch beherrschte seine Existenz jede Bewegung und jede Diskussion. Jeden Gedanken, den sie hatten - aufgespießt und angehängt an diesem schwarzen Faden, der sie mit der Erde verband.
    Als sie sich in ihrem Camp eingerichtet hatten, rief Ann ihren Sohn Peter über das Handy an ihrem Handgelenk an. Er war einer der Anführer der Revolution auf Tharsis gewesen und hatte die Kampagne gegen die UNTA geleitet, wodurch deren Kräfte auf die Muffe und deren unmittelbare Umgebung zusammengedrängt worden waren. Bestenfalls ein bedingter Sieg; aber er machte Peter zu einem der Helden des vorigen Monats.
    Jetzt meldete er sich auf ihren Anruf, und sein Gesicht erschien auf ihrem Handy. Er sah ihr sehr ähnlich, was sie beunruhigte. Wie sie bemerkte, war er tief in Gedanken und auf etwas anderes als ihren Anruf konzentriert.
    »Gibt es was Neues?« fragte sie.
    »Nein. Wir scheinen in einer Sackgasse zu stecken. Wir gestatten allen, die draußen erwischt werden, freien Zugang zum Passagedistrikt, so daß sie die Kontrolle des Bahnhofs und des Flughafens am Rande übernommen haben und auch der U-Bahnlinien von dort zur Muffe.«
    »Sind die mit den Flugzeugen aus Burroughs Evakuierten hier angekommen?«
    »Ja. Offenbar brechen die meisten von ihnen auf zur Erde. Hier drin herrscht großes Gedränge.«
    »Kehren sie zur Erde zurück, oder gehen sie in den Marsorbit?«
    »Zurück zur Erde. Ich glaube nicht, daß sie dem Orbit trauen.«
    Dabei lächelte er. Er hatte im Weltraum vieles erreicht, unter anderem indem er die Bemühungen von Sax unterstützt hatte. Ihr Sohn, der Weltraum-Mann, der Grüne. Viele Jahre lang hatten sie kaum miteinander gesprochen.
    »Was wirst du nun machen?« fragte Ann.
    »Ich weiß nicht. Ich sehe keinen Weg, wie wir den´
    Aufzug oder auch nur die Muffe erobern könnten. Und wenn es gelänge, könnten sie den Aufzug abstürzen lassen.«
    »So?«
    »Nun.« Er machte plötzlich ein besorgtes Gesicht. »Ich denke nicht, daß das gut wäre. Was meinst du?«
    »Ich meine, er sollte heruntergeholt werden.«
    Jetzt sah er verärgert aus. »Dann solltest du besser außerhalb der Fall-Linie bleiben.«
    »Das werde ich auch.«
    »Ich will nicht, daß jemand ihn herunterholt ohne eine gründliche Diskussion«, sagte er in scharfem A Ton. »Das ist wichtig. Es sollte eine Entscheidung sein, die von der ganzen Gemeinde auf dem Mars getroffen wird. Ich für meinen Teil denke, daß wir den Aufzug brauchen.«
    »Es sei denn, wir hätten keine Möglichkeit, ihn in Besitz zu nehmen.«
    »Das wird sich noch zeigen. Inzwischen solltest du besser die Hände von solchen Dingen lassen. Ich habe gehört, was in Burroughs passiert ist. Aber hier ist es anders. Verstehst du? Über Strategie entscheiden wir gemeinsam. Es muß diskutiert werden.«
    »Es gibt eine Gruppe, die in so was sehr gut ist«, sagte Ann bitter. Ständig war alles gründlich erörtert worden, und immer hatte sie verloren. Die Zeit dafür war abgelaufen. Es mußte jemand handeln. Aber Peter tat wieder so, als würde er von seiner wirklichen Arbeit abgehalten. Er dachte, er würde die Entscheidungen bezüglich des Aufzugs treffen - das sah sie ihm an. Ohne Zweifel Teil eines allgemeineren Gefühls, den Planeten zu besitzen, das Geburtsrecht der Nisei, Vertreibung der Ersten Hundert und aller übrigen Issei. Bei Lebzeiten von John wäre das nicht leicht gewesen. Aber der König war tot - lang lebe der König, ihr Sohn, König der Nisei, der ersten wahren Marsianer.
    Aber König oder nicht - es gab eine Rote Armee, die jetzt auf Pavonis Mons zustrebte. Sie stellte die stärkste noch auf dem Planeten verbliebene Streitmacht dar und beabsichtigte, das Werk zu vollenden, das begonnen worden war, als die Erde von ihrer großen Flut getroffen wurde. Diese Leute glaubten nicht an Konsens oder Kompromisse. Für sie bedeutete das Herunterreißen des Kabels die Erlegung von zwei Fliegen mit einer Klappe. Es würde das letzte Bollwerk der Polizei vernichten und würde auch den leichten Kontakt zwischen Erde und Mars
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