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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
Autoren: Kim Stanley Robinson
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schwierig werden.
    Es war jetzt fünf Uhr nachmittags, die Sonne stand tief über der Erhebung von Syrtis, und die Temperatur sank rasch unter Null. Als die schnellsten Marschierer, meistens Eingeborene und die letzten Einwanderer, nach vorn preschten, zog sich die Menge in eine lange Kolonne auseinander. Die Leute in Rovern meldeten, daß sie bereits einige Kilometer lang war und ständig noch länger wurde. Diese Rover fuhren an der Reihe auf und ab, nahmen Leute auf und ließen manchmal andere heraus. Alle verfügbaren Schutzanzüge und Helme waren in Gebrauch. Cojote war auf der Bildfläche erschienen. Er kam aus Richtung des Deichs; und als Nadia seinen Felswagen erblickte, hegte sie sofort den Verdacht, daß er hinter der Zerstörung des Deichs steckte. Aber nachdem er sie fröhlich über das Armband begrüßt und gefragt hatte, wie die Dinge liefen, schlug er vor: »Wendet euch an Süd Fossa, daß sie ein Luftschiff über die Stadt schicken für den Fall, daß jemand zurückgeblieben ist und sich auf den Gipfeln der Mesas befindet. Es könnten noch Menschen drin sein, die tagsüber geschlafen und beim Aufwachen eine böse Überraschung erlebt haben.«
    Er lachte wild. Aber das war eine gute Idee; und Art rief sofort an.
    Nadia ging mit Maya, Sax und Art am Ende der Kolonne und lauschte auf eingehende Meldungen. Sie veranlaßte die Rover, auf den nicht benutzten Gleisen zu fahren, um zu vermeiden, daß sie Staub aufwirbelten. Sie bemühte sich, den Umstand zu ignorieren, daß sie schon ermüdet war. Es war hauptsächlich Mangel an Schlaf und nicht Erschöpfung der Muskeln. Aber die Nacht würde lang werden. Und nicht nur für sie selbst. Viele Menschen auf dem Mars waren reine Stadtbewohner und es nicht gewohnt, große Strecken zu marschieren. Sie hatte das auch nur selten getan, obwohl sie auf ihren Baustellen oft zu Fuß unterwegs gewesen war und keinen Schreibtischjob hatte wie viele dieser Leute. Zum Glück folgten sie einer Piste und konnten, wenn sie wollten, sogar auf ihrer glatten Oberfläche gehen, zwischen den Hängeschienen zu beiden Seiten und der Reaktionsschiene in der Mitte. Die meisten zogen es aber vor, auf den Beton- oder Kieswegen zu bleiben, die an der Piste entlangliefen.
    Unglücklicherweise bedeutete das Verlassen von Isidis Planitia zu Fuß, daß man in jeder Richtung außer Norden bergauf gehen mußte. Der Libya-Bahnhof lag ungefähr siebenhundert Meter höher als Burroughs, keine unbeträchtliche Höhe. Aber der Anstieg verlief über die siebzig Kilometer fast gleichmäßig, und es gab auf dem Weg keine steilen Abschnitte. »Das wird helfen, uns warm zu halten«, sagte Sax, als Nadia es erwähnte.
    Es wurde immer später und später. Ihre Schatten reichten schon weit nach Osten, als wären sie Riesen. Hinter ihnen verschwand die ertrinkende Stadt ohne Licht und leer mit schwarzem Boden über ihrem Horizont mit einer Mesa nach der anderen, bis zuletzt Double Decker Butte und Moeris Mesa hinter der Schwelle des Himmels untergingen. Das düstere Umbra von Isidis gewann immer mehr an Farbe, der Himmel wurde immer dunkler, bis die dicke Sonne düster am Westhorizont brannte. Sie gingen langsam durch eine rötliche Welt, langgezogen wie eine zerlumpte Armee auf dem Rückzug.
     
    Nadia kontrollierte ab und zu Mangalavid und fand die Nachrichten vom Rest des Planeten zumeist tröstlich. Alle großen Städte außer Sheffield waren von der Unabhängigkeitsbewegung gesichert worden. Das Labyrinth in der Halde von Sabishii hatte den Überlebenden des Brandes Zuflucht geboten; und obwohl das Feuer noch nicht überall gelöscht war, meinte man im Labyrinth, daß es ihnen gutginge. Nadia sprach während des Marsches eine Weile mit Nanao und Etsu. Das kleine Bild von Nanao zeigte seine Erschöpfung; und sie sagte etwas darüber, wie schlecht sie sich fühlte - Sabishii verbrannt, Burroughs ertränkt - die beiden größten Städte des Mars vernichtet. «Nein, nein«, sagte Nanao. »Wir bauen wieder auf. Wir haben uns Sabishii vorgenommen.«
    Sie schickten so wie auch viele andere Städte ihre Züge zum Libya-Bahnhof, soweit sie nicht verbrannt waren. Die am nächsten gelegenen schickten auch Flugzeuge und Luftschiffe. Die Luftschiffe konnten ihren während des Nachtmarschs zu Hilfe kommen, was sehr nützlich war. Besonders wichtig war alles Wasser, das sie mitbringen konnten, da die Dehydrierung in der kalten und übermäßig trockenen Nacht ernst wurde. Nadias Kehle war schon ausgedörrt, und sie
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