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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
Autoren: Kim Stanley Robinson
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nahm dankbar einen Schluck warmes Wasser von einem vorbeikommenden Rover entgegen, der es an die Marschierer ausgab. Sie hob ihre Maske an und trank rasch, wobei sie sich bemühte nicht zu atmen. »Letzter Aufruf!« sagte die Frau, welche die Becher ausgab, fröhlich. »Wir werden hinter den nächsten hundert Personen hereilen.«
    Aus South Fossa kam ein Anruf anderer Art. Die hatten von einigen Bergwerkscamps um Elysium gehört, deren Bewohner sich für unabhängig sowohl von den Metanationalen wie der Bewegung Freier Mars erklärt hatten und alle aufforderten, sich fernzuhalten. Einige von Roten besetzte Stationen machten es genauso. Nadia knurrte: »Schickt ihnen ein Exemplar der Erklärung von Dorsa Brevia und sagt ihnen, sie sollen die einige Zeit studieren. Falls sie zustimmen, den Abschnitt über Menschenrechte zu beachten, sehe ich nicht, warum wir uns ihretwegen Sorgen machen sollten.«
     
    Während sie weitermarschierten, ging die Sonne unter. Die langsame Dämmerung nahm ihren Lauf.
    Während noch ein dunkles Purpur die dunstige Luft erfüllte, kam von Osten ein Felsenwagen und hielt genau vor Nadias Gruppe an. Es kamen Leute heraus, die weiße Masken und Kapuzen trugen. An der Silhouette erkannte Nadia plötzlich die führende Gestalt. Es war Ann, groß und hager, die direkt auf sie zukam und sie ohne Zögern trotz des schwachen Lichts aus dem Haufen am Ende der Kolonne herauspickte. Die Ersten Hundert kannten einander eben ...
    Nadia blieb stehen und schaute zu ihrer alten Freundin auf.
    Ann blinzelte wegen der plötzlichen Kälte.
    »Wir haben es nicht getan«, sagte Ann brüsk. »Die Armscorgruppe ist in Panzerwagen ausgerückt und hat uns beschossen. Es gab ein Gefecht. Kasei fürchtete, daß sie, wenn sie den Deich wieder eroberten, überall alles wieder einnehmen würden. Wahrscheinlich hatte er recht.«
    »Geht es ihm gut?«
    »Ich weiß nicht. Auf dem Deich wurden viele Leute getötet. Und viele mußten vor der Flut fliehen, indem sie nach Syrtis hinaufgingen.«
    Ann stand vor ihnen, grimmig und ohne Entschuldigung. Nadia wunderte sich, daß man einer Silhouette so viel entnehmen konnte, die einen schwarzen Ausschnitt vor den Sternen bildete. Vielleicht die Haltung der Schultern oder die Neigung des Kopfes.
    »Also los!« sagte Nadia. Sie wußte in diesem Moment nichts anderes zu sagen. Zuerst auf den Deich gehen und die Sprengladungen anbringen ... Aber das war jetzt nicht mehr wichtig. »Laß uns gehen!«
    Das Licht entschwand vom Land, aus der Luft und vom Himmel. Sie gingen unter den Sternen dahin durch eine Luft so kalt wie in Sibirien. Nadia hätte schneller gehen können, wollte aber hinten bei der langsamsten Gruppe bleiben, um helfen zu können. Manche Leute ließen kleinere Kinder auf den Schultern reiten. Aber es gab nicht sehr viele Kinder am Ende der Kolonne. Die kleinsten waren schon in Rovern, und die älteren waren vorn bei denen, die am schnellsten gingen. Es hatte ohnehin nicht so viele Kinder in Burroughs gegeben.
    Scheinwerfer von Rovern stachen durch den Staub, den sie aufwühlten. Als Nadia das sah, überlegte sie, ob die Kohlendioxidfilter nicht durch den Grus verstopft werden könnten. Sie sprach das laut aus, und Ann sagte: »Es hilft, wenn du die Maske ab und zu fest gegen das Gesicht drückst und kräftig pustest. Du kannst auch den Atem anhalten, sie abnehmen und mit Druckluft ausblasen, wenn du einen Kompressor hast.«
    Sax nickte.
    »Du kennst diese Masken?« fragte Nadia.
    Ann nickte. »Ich habe viele Stunden damit verbracht, sie zu benutzen.«
    »Okay, gut!« Nadia experimentierte mit ihrer Maske, hielt den Stoff fest gegen ihren Mund und blies kräftig hindurch. Sie empfand rasch Atemmangel. »Wir sollten versuchen, auf der Piste und den Straßen zu gehen und den Staub zu verringern. Und sag den Rovern, daß sie langsamer fahren sollen!«
    Sie marschierten weiter. Im Laufe der nächsten paar Stunden verfielen sie in eine Art von Rhythmus. Niemand überholte sie, und niemand blieb zurück. Es wurde immer noch kälter. Scheinwerfer von Rovern beleuchteten teilweise die Tausende von Menschen vor ihnen bis zum hohen, vielleicht zwölf oder vierzehn Kilometer vor ihnen liegenden Horizont im Süden auf dem langen Anstieg. Die Kolonne erstreckte sich bis dahin als eine hüpfende und eingrenzende Sammlung von Scheinwerferlichtern, Taschenlampenstrahlen und dem roten Licht der Schlußlichter. Ein seltsamer Anblick. Gelegentlich hörte man ein Brummen über ihnen, wenn
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