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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live
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gab keine auf dem T&H –, sondern dem Licht des späten Nachmittags. Einem Wolken- und Meereslicht. Eine langgestreckte Biegung führt aus den Bergen von Santa Monica herunter zu der Stelle, wo man den Pazifik zum erstenmal sieht, moriskenblau an einem perlbewölkten Tag; und dies war ein solcher Tag, mit dieser schattenlosen, weltverschönernden, himmelsumfassenden Beleuchtung, die ein Kameramann voller Wehmut an die schnöde, flüchtige Wirklichkeit vergeudet sieht. Sobald Glamour ihrer ansichtig wurde, zog er scharf hinüber auf die mittlere Spur, um zum rechten Straßenrand zu kommen.
    Bremsen quietschten, und es gab eine kleine Karambolage, was natürlich nicht Glamours Problem war. Er hatte Vorfahrt, da er sich in die ›Manager-Spur‹ hineingedrängt hatte. Die Langsameren in der ›Gewerbe-Spur‹ hatten ein Huprecht, doch wenn sie mit ihm zusammenkrachten, war es ihre Schuld. Er schnitt über zwei weitere Fahrspuren in die Touristen-Spur, und obwohl das Hupen hier verboten war, hielt der Radau an. Die hinterradangetriebenen Fahrzeug-Neuauflagen, die neuerdings in LA so beliebt waren, einige mit ›Lenk-Rädern‹, waren mit sehr lauten Hupen ausgestattet. Glamour hätte ihnen das Finger-Zeichen gemacht, aber da er Liliputaner war, der ausschließlich mit handbedienten Hebeln fuhr, hatte er keine Hand frei. Als er auf diese Spur einbog, hatte er seine Geschwindigkeit inzwischen auf hundertzwanzig gesenkt; er drängte ein paar ›Proleten‹ mit geänderten F-1-Chips auf die Spur für Motorräder, deren Fahrer den wöchentlichen Amnestie-Tag mit gelockerter Helmpflicht genossen. Hier wurde nicht mehr gehupt, da die Proleten-Spuren (Landstraßen- und Lokalspur) mit Audio-Blockern versehen waren, und deshalb hörte Glamour zum erstenmal das Telefon im Armaturenbrett läuten.
    Wenn sich das Video zuerst eingeschaltet hätte, hätte er den Anruf vielleicht nicht entgegengenommen. Doch Markson benutzte ein Gebührentelefon, und das Standfoto von seiner Karte erschien nur langsam.
    »Erinnern Sie sich an mich?«
    »Wie könnte ich Sie jemals vergessen?« sagte Glamour, während er auf dem Randstreifen anhielt. Markson war Spezialist für zusammengeflickte Low-Budget-Filme, die an den entsetzlichsten Drehorten entstanden. Das letzte Mal, als Glamour für ihn gearbeitet hatte, hatte er sechs Wochen in Sundarab verbringen müssen und wäre beinahe von den Moskitos aufgefressen worden. (Es war die Sache wegen des transparenten grünen Lichts wert gewesen, doch es gab keinen Grund, Markson das wissen zu lassen.)
    »Markson, Sie wissen doch, daß Sie sich mich nicht leisten können!« sagte Glamour, während er sich über den Rücksitz beugte und seine Kamera zusammensetzte. »Außerdem bin ich gerade beschäftigt.« Er legte den Hörer auf.
    Das Licht war über das Meer hochgewallt und brach sich in Wellen an der Küste. Dahinter erhoben sich die Berge, wie neugemacht strahlend, und jeder trockene Canyon und jedes ausgebrannte Haus stachen scharf gegen den porzellanblauen Himmel ab. Selbst der alte zahnlückige HOL YWOOD-Schriftzug sah lebendig und erneuert aus. Glamour ließ eine Energie-Disk in seine Kamera gleiten und machte sich bereit zum Fotografieren. Sichere dir das Bild jetzt und finde den Verwendungszweck später, so lautete seine Devise.
    »Haben Sie jemals etwas von Demogorgon gehört?« fragte Markson.
    »Sie sind ja immer noch da! Ich habe doch aufgelegt.«
    »Ich arbeite jetzt für Pellucidar, und ich kann mir eine Auflegverhinderung leisten. Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Haben Sie jemals etwas von Demogorgon gehört?«
    »Natürlich«, sagte Glamour. »Wer hat das nicht?« Der Demogorgon war ein von Hand gehaltener digitaler Video-Bild-Synthesizer, der vor kurzem in England entwickelt worden war. Wie alle modernen Video-Synthesizer konnte er Licht und Szenerie speichern und umformen, doch der Demogorgon ging noch einen Schritt weiter. Er war in der Lage, das Bild eines lebenden Schauspielers zu digitalisieren, zu speichern, zu bearbeiten, umzuformen und sogar neu aufzubauen; damit drohte er, Schauspieler überflüssig zu machen. »Aber ich habe noch nie einen benutzt. Der Verband ist strikt gegen den Demogorgon, und ich gehöre dem Verband an, erinnern Sie sich? Es gibt ein Gesetz gegen das Filmen damit, ein weltweites Verbot.«
    »Weltweit, genau«, sagte Markson. »Aber es dürfte Sie interessieren, daß ich einen Verbands-Abtrünnigen dazu gebracht habe, den Demogorgon einzusetzen – für
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