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Mark Twain für Boshafte

Mark Twain für Boshafte

Titel: Mark Twain für Boshafte
Autoren: Mark Twain
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wünschen, die Saison am Como See verbringen.
    [AA 192 f.]
    M r. X. führte eine kleine Broschüre mit, die er während seines Aufenthalts in München erstanden hatte. Ihr Titel lautete: »A Catalogue of Pictures in the Old Pinacotek«, und sie war in einer sonderbaren Sprache abgefaßt.
    Hier ein paar Kostproben:
    »Es ist nicht erlaubt, besagenes Werk zu benutzen zu einer Veröffentlichkeit desselben Inhalts wie auch von dem geraubten Druck davon.«
    »Abendlandschaft. Im Vordergrund nah von einem Teich und einer Gruppe weißen Buchen lang führt ein Fußpfad ent, der sich von Reisenden belebt.«
    »Ein gelernter Mann in geschabter und gerissener Bekleidung mit aufgeschlugenem Buch in seiner Hand.«
    »Der heilige Bartholomäus und der Scharfrichter mit dem Messer den Märtyrer zu vollenden.«
    »Bildnis eines Jünglings. Lange Zeit hielt man dieses Bild als Porträt Bindi Altovitis gedacht, jetzt gestehen wieder manche dazu, es Raphaels Selbstbildnis sein könnte.«
    »Susanna im Bade, von den zwei alten Männern übergerascht. Im Hintergrund die Steinbewerfung des Verdammten.« (›Steinbewerfung‹ klingt gut, sehr viel eleganter als ›Steinigung‹).
    »Der heilige Rochus in einer Landschaft sitzend, dabei ein Engel, der seine Testschwere blickt, derweil der Hund mit Brot im Munde beisteht.«
    »Frühling. Die Götting Flora im Sitzen. Hinter ihr ein fruchtbares Tal von einem Fluß durchnäßt.«
    »Ein schöner Blumenstrauß von Maikäfern usw. belebt.«
    »Krieger in Rüstung mit Pfeife von Gips in seiner Hand neigt an den Tisch und weht den Rauch weit von ihm.«
    »Niederländliche Landschaft an beschiffbarem Fluß, der sie bis an den Hintergrund durchnäßt.«
    »Singende Landmänner in einer Kate. Eine Frau erlaubt aus einem Becher ihr Kind zu trinken.«
    »Täuferhaupt von Johannes als Junge, auf den Putz gemalen.«
    »Junger Mann aus der Familie Riccio, sein Haar am Ende glatt geschneidert, schwarz gekleiden mit ebensolcher Mütze. Raphael zugeschrieben, aber die Signatur ist im Irrtum.«
    »Jungfrau hält Kind. Höchlichst nach Sassoferratos Manier gemalen.«
    »Vorratskammer mit Gemüsen und totem Bild von einer Kochmagd und zwei Küchenknaben belebt.«
    [BEU 121 f.]
    A uf Grund meiner philologischen Studien bin ich überzeugt, daß ein begabter Mensch Englisch (außer Schreiben und Sprechen) in dreißig Stunden, Französisch in dreißig Tagen und Deutsch in dreißig Jahren lernen kann. Es liegt daher auf der Hand, daß die letztgenannte Sprache getrimmt und repariert werden sollte. Falls sie so bleibt, wie sie ist, sollte sie sanft und ehrerbietig zu toten Sprachen gestellt werden, denn nur die Toten haben genügend Zeit, um sie zu lernen.
    [BEU 545]
    I ch habe dargelegt, daß die deutsche Sprache reformbedürftig ist. Nun denn, ich bin bereit, sie zu reformieren. Zumindest bin ich bereit, die richtigen Vorschläge zu machen. (...)
    Zunächst einmal würde ich den Dativ auslassen. Er bringt die Plurale durcheinander, und außerdem weiß man nie, wann man sich im Dativ befindet, es sei denn, man bemerkt es zufällig – und dann weiß man nicht, wann und wo man hineingeraten ist oder seit wann man darin war oder wie man jemals wieder herauskommen soll. Der Dativ ist nichts weiter als schmückender Unsinn – es ist besser, ihn abzuschaffen.
    Sodann würde ich das Verb weiter nach vorne holen. Man mag noch so ein gutes Verb laden, bei der gegenwärtigen deutschen Entfernung bringt man nach meinerBeobachtung das Subjekt nie wirklich zur Strecke – man schießt es nur an. Ich empfehle daher mit Nachdruck, diesen wichtigen Redeteil an eine Stelle vorzuziehen, wo man ihn mit bloßem Auge sehen kann.
    Drittens würde ich ein paar starke Ausdrücke aus dem Englischen importieren – zum Fluchen und auch zur kraftvollen Beschreibung aller möglichen kraftvollen Vorgänge.
    Viertens würde ich die Geschlechtszugehörigkeit neu regeln und die Verteilung gemäß dem Willen des Schöpfers vornehmen. Dies schon aus Respekt.
    Fünftens würde ich diese großen langen zusammengesetzten Wörter abschaffen oder aber von dem Sprechenden verlangen, daß er sie abschnittweise vorträgt und mit Erfrischungspausen dazwischen. Sie gänzlich abzuschaffen wäre das beste, denn Gedanken werden leichter aufgenommen und verdaut, wenn sie einer nach dem anderen und nicht zu großen Haufen geballt daherkommen. Mit der geistigen Nahrung verhält es sich genauso wie mit jeder anderen: es ist angenehmer und bekömmlicher, sie mit
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