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Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Titel: Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen
Autoren: W. A. Hary
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alten, unerschütterlichen Glauben fest, daß alles Humbug war und sich auf natürlichem Wege erklären lassen konnte. Ich hatte es längst aufgegeben, ihn zu beeinflussen. Alle Versuche waren bisher kläglich gescheitert.
    Ich ließ Warner Conway gewähren und wunderte mich überhaupt nicht, als er schließlich zu dem Schluß kam, daß sich ein Geheimgang schwerlich finden ließ. Jetzt erst folgte er meinem Rat, dem Kellergewölbe mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Er hatte es sich bis zum Schluß aufgehoben.
    Für mich selbst war die Durchsuchung des großen Gewölbes eine einzige Enttäuschung. Nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, daß es irgendwo einen Geheimgang gab, wie er von mir entdeckt worden war. Wir suchten jeden Zollbreit Wand ab. Alles natürlicher Bruchstein, als Zyklopenmauerwerk ohne Verwendung von Mörtel aufgeschichtet und später mit einem speziellen Kalkmörtel behandelt. Überall hingen Spinnweben herum, und nicht nur einmal machte mich Conway darauf aufmerksam, daß hier unmöglich ein Durchgang sein konnte, denn in einem solchen Fall hätte es diese Spinnweben nicht geben dürfen. In der Tat sahen sie aus, als wären sie schon Jahrhunderte alt. Der einzige, der in dem Kellergewölbe etwas veränderte, war ich, in meinem verzweifelten Versuch, den Detektiv von der Richtigkeit meiner vor Wochen gemachten Beobachtung zu überzeugen.
    Es half alles nichts. Wir mußten uns zurückziehen. Warner Conway wollte nach oben in die wohnlicheren Räume. Er wußte nicht genau, ob er auf Kasimir Cassdorf warten oder besser gleich wieder das Weite suchen sollte. Er erzählte mir, daß das, was wir taten, ohnehin ungesetzlich war. Man nannte das vor dem Gesetz Hausfriedensbruch. Nun, von diesen Dingen hatte ich keine Ahnung. Ich war in Bredhouse aufgewachsen. Dorthin kam das Gesetz mit seinem langen Arm nicht. Wir hatten unseren Dorfpolizisten, und mir ist kein Fall bekannt, wo jemals ein Bredhouser vor Gericht gestanden hat.
    Ich fragte den Detektiv boshaft, was er denn mit dem Teuflischen zu besprechen hätte, wenn er auf ihn oben warten wollte.
    Die Antwort hat mich so sehr getroffen, daß ich den Mann dafür gehaßt habe, obwohl ich diese Gefühlsregung später bitter bereut habe. Lieber hätte ich mich beleidigen lassen und wäre mit dem Detektiv auf und davon. Er hätte mich für den Rest seines Lebens verachtet oder bestenfalls als Irren angesehen, aber es gäbe dieses Leben noch.
    Aber ich will nicht vorgreifen. Er sagte zu mir, daß er einmal mit Kasimir Cassdorf sprechen wollte, um ihn vor mir zu warnen. Was ich da treiben würde, wäre nicht mehr als normal zu bezeichnen, sondern grenze schon an Wahnsinn. Cassdorf sollte wissen, daß es einen Wahnsinnigen gäbe, der es auf ihn abgesehen hatte.
    Nun, ich war außer mir, obwohl ich heute sagen muß, daß der Detektiv von seinem Standpunkt aus gar nicht mal so Unrecht gehabt hat. Schließlich war er nicht in die Dinge eingeweiht und leugnete sie sogar. Für ihn war Kasimir Cassdorf kein schrecklicher Dämon, sondern höchstens ein spleeniger Einsiedler, der hier oben die Einsamkeit suchte und von niemandem, am allerwenigsten von mir, belästigt werden wollte.
    Ich überzeugte Conway davon, daß es letztlich nichts ausmachte, ob er oben wartete oder hier unten im Gewölbe. Im letzten Fall hätte er mir die Chance gegeben, alles zu beweisen, was ich ihm gesagt hatte.
    Der Beweis ist mir gelungen, aber zu welchem Preis …
    Wir brauchten nicht lange zu warten, als die Wand plötzlich zu glimmen begann. Es war, als hätte sie der Gluthauch eines tätigen Vulkans gestreift, doch war dieses Glimmen nicht heiß, sondern kalt! Warner Conway zeigte sich wenig beeindruckt. Er murmelte etwas von Lichteffekten, ohne sich näher darüber auszulassen. Jedenfalls war seine Neugierde geweckt. Gebannt wartete er ab, wie sich die Dinge entwickeln würden.
    Und auch da brauchte er nicht lange auszuharren.
    Das Glimmen wurde stärker und stärker, wurde schließlich zu einem intensiven Strahlen, das den Augen weh tat. Wir mußten sie schützen, um nicht zu sehr geblendet zu werden. Dennoch bekamen wir genau mit, was weiterhin geschah.
    Als das Strahlen seinen Höhepunkt erreicht hatte – es war dasselbe Licht, das ich schon einmal gesehen hatte, bei meinem ersten Besuch in diesem Gemäuer –, begann sich die Mauer zu verwandeln. Jetzt sah es tatsächlich so aus, als wäre sie ungeheurer Hitze ausgesetzt. Sie wurde flüssig, dann zu einem nebelartigen Gebilde,
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