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Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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soll er nicht dann und wann auf sein Mädchen warten?«
    Wir setzten uns an einen freien Tisch, und Ruth langte zu mir herüber und legte ihre Hand auf die meine. »Ich habe nicht viel Zeit, Mark. Fast habe ich schon gefürchtet, ich könnte gar nicht kommen. Dann wurde auf einmal eine Sitzung bei geschlossenen Türen anberaumt, und ich schwang mich ins nächste Taxi.«
    Ein Kellner kam, und wir gaben unsere Bestellungen auf. Ich wartete, bis er außer Hörweite war, zündete mir eine Zigarette an und fragte: »Steht es so schlimm?« Ich sah, daß sie zögerte, und fügte hinzu: »Du brauchst es mir nicht zu sagen, wenn du nicht darfst.«
    Ich merkte, daß sie mit sich kämpfte. Offenbar hatte sich in den letzten Stunden so viel in ihr angestaut, daß sie es loswerden mußte.
    »Irgendwie hast du ein Recht darauf, es zu erfahren«, sagte sie, »nach allem, was du für unsere Republik geleistet hast.«
    »Den Lorbeerkranz, den du da windest, in Ehren, Ruth«, sagte ich rasch, »aber er gebührt mir nicht. Das Verdienst kommt einzig und allein Commander Harris zu. Ich war damals nur mit halbem Herzen dabei.«
    »Weiß du, was dein Fehler ist, Mark?« Ruth wurde lebhaft. »Dein Fehler ist, daß du dich immer negativer siehst, als du bist.«
    »Ich kenne mich eben«, sagte ich trocken.
    »Ohne dich wäre Hirschmann jetzt nicht Präsident. Wenn du nicht zur rechten Zeit deine Befehle außer acht gelassen hättest, wäre das ganze Unternehmen gescheitert. Das ist eine Tatsache, die selbst du nicht wegdiskutieren kannst.«
    Ich neigte den Kopf. »Wenn es dir recht ist, Ruth, reden wir von was anderem. Vom Wetter zum Beispiel.«
    »O Mark!« Ruth war jetzt ernstlich böse; ihre grünen Augen verrieten es mir. »Warum weichst du mir aus? Du hast es wahrhaftig nicht nötig, dir fortwährend Asche auf das Haupt zu streuen.«
    »Bitte, Ruth«, sagte ich, »wir wollen in Frieden essen.« Es war nichts als ein Intermezzo. Ich leerte mein Glas, und als ich Ruth wieder ansah, hatte die Sorge wieder von ihr Besitz ergriffen.
    »Mark«, sagte sie leise, »ich habe Angst.«
    »Was ist passiert?« fragte ich und stellte mein Glas hin, ein wenig zu hart, denn plötzlich hatte es einen Sprung. »Es hat doch mit diesem Ultimatum zu tun?«
    Ruth starrte vor sich hin. »Es ist streng geheim, Mark, aber ich sage es dir trotzdem. Der General fordert die bedingungslose Übergabe. Andernfalls droht uns die Invasion.«
    Ich wedelte den Zigarettenrauch fort. »Gedroht hat er uns schon einmal.«
    »Damals war die Sachlage eine andere. Mark, der Regierung liegen zuverlässige Agentenmeldungen vor, daß diese Drohung ernst zu nehmen ist. Er ist heute stark genug, um es riskieren zu können.«
    »Nun«, sagte ich, »wenn er‘s wirklich riskiert, wird er sehr bald dahinterkommen, daß unsere Raumflotte auch nicht von Pappe ist.« Ich spürte sehr wohl, daß meinen Worten die Kraft der Überzeugung fehlte.
    »Dazu kommt«, sagte Ruth, »daß man damit rechnen muß, daß der General auch hier bei uns seine geheimen Anhänger hat.«
    »Die hat er bestimmt«, sagte ich, »nur werden sie nicht so dumm sein, sich bei einer läppischen Ausweiskontrolle auf der Straße zu erkennen zu geben. Ich frage mich, welcher Dilettant eine solche Anordnung treffen konnte.«
    Ruth schüttelte den Kopf. »Du bist ungerecht, Mark. Mehr oder minder sind wir, was diese Dinge angeht, doch alle Dilettanten. Man kann nicht von heute auf morgen eine funktionierende Geheimpolizei aufbauen – zumal wenn man eine Politik verfolgt, die Geheimpolizisten eigentlich überflüssig machen sollte. Wir alle müssen uns auf die neue Situation erst einmal einstellen.«
    »Also gut«, sagte ich, »und was geschieht jetzt?«
    »Wir werden uns wohl oder übel damit abfinden müssen, daß einem auf dieser Welt nichts geschenkt wird, auch nicht die Freiheit«, sagte Ruth. »Das Ultimatum ist unannehmbar, das jedenfalls steht bereits fest. Früher oder später werden wir uns verteidigen müssen.«
    »Früher oder später«, sagte ich, »ist ein sehr dehnbarer Begriff.«
    »Ich fürchte«, sagte Ruth leise, »es wird schon sehr bald der Fall sein.«
    Ich schwieg. Es gab nichts, was ich ihr darauf hätte erwidern können, keinen Trost und keine Beschwichtigung. Außer seiner Raumflotte hatte der General nichts zu verlieren, für uns aber stand alles auf dem Spiel. Die dreizehn Towns der Venus waren die letzte Bastion der Freiheit; in ihnen lebte noch der alte Geist der EAAU mit seinen großen
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