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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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irgendwohin«, riet er mir, »am besten in die Berge! Das bringt Sie auf andere Gedanken.«
    Ich blieb daheim. Ohne Ruth machte mir das Verreisen keinen Spaß – und Ruth war bei der VEGA unabkömmlich. Eine Anzahl neuer Projekte war angelaufen, und die Public-Relation-Abteilung, der Ruth vorstand, hatte alle Hände voll zu tun.
    Dennoch hatten wir mehr Zeit füreinander als je zuvor, und daß ich Stück um Stück mein altes Selbstvertrauen wiederaufbauen konnte, war nicht zuletzt ihr Verdienst.
    »Du bist Testpilot, Mark!« sagte sie einmal zu mir. »Ihr alle seid Testpiloten. Das Risiko fliegt mit euch mit. Du mußt dich jetzt entscheiden! Entweder du findest dich mit dem Unfall ab, oder du wirst dich nach einer anderen Tätigkeit umsehen müssen.«
    Eine andere Tätigkeit? Bereits der Gedanke daran war unerträglich. Wer einmal unter den Sternen geflogen ist, findet sich in keinem anderen Beruf mehr zurecht. Das Grenzenlose sitzt ihm im Blut. Er hat vom Salz der Ewigkeit gekostet, und der Geschmack bleibt ihm auf den Lippen.
    Harris nahm Rücksicht auf meinen Zustand. Statt mich zur Vernehmung vorzuladen, schickte er mir die Untersuchungskommission ins Haus. Ich diktierte das Unfallprotokoll. Als ich es unterschrieben hatte, bemerkte einer der VEGA-Inspektoren: »Ihr Bericht deckt sich Wort für Wort mit dem von Captain Romen, Sir. Ich denke, damit ist der Fall erledigt. Sie sind vollauf rehabilitiert. Meinen Glückwunsch, Commander!«
    Eine Stunde später rief Harris an. Sein Gesicht auf dem Monitor war, wie nicht anders zu erwarten, sachlich und streng, doch seine wasserblauen Augen blickten freundschaftlich, fast herzlich: »Ich habe gerade das Protokoll gelesen ...«
    »Und, Sir?«
    »Ihre Aussage wurde soeben durch den Bericht der Werft bestätigt. Der Übeltäter saß in der Steuer-Elektronik: ein defektes Relais. Ich dachte mir: dies zu erfahren, würde Ihnen guttun.«
    Vor Erregung faßte ich den Hörer fester. »Es wird also kein Verfahren gegen mich geben, Sir?«
    Harris lachte. »Sie genießen nach wie vor mein uneingeschränktes Vertrauen, Brandis! Genügt Ihnen dies als Antwort?«
    »Das genügt, Sir. Ich danke Ihnen.«
    »Melden Sie sich bei mir, sobald Sie Ihren Dienst wieder antreten!«
    Das Bild auf dem Monitor erlosch. Harris hatte sich ausgeschaltet. All dies trug dazu bei, daß ich wieder auflebte.
    Eine Woche nach meiner Entlassung aus dem Hospital war ich wieder ganz ich selbst – und damit begann ich die mir auferlegte Untätigkeit zu verfluchen.
    Wenn Ruth mich tagsüber allein ließ, pflegte ich zu lesen – oft aber stand ich auch vor dem Fenster und träumte mich hinein in das Blau des Himmels, der sich über Metropolis spannte, hoch in das majestätische Reich der Sterne, dem mein Herz gehörte. Oder mein Blick schweifte sehnsüchtig und neidvoll hinüber zu den Rampen der VEGA, wo schlanke, silberne Schiffe starteten und landeten.
    Diese Bilder verblaßten, sobald Ruth die Wohnung betrat. Die Abende und Nächte, die wir miteinander verbrachten, zählten zu den glücklichsten meines Lebens. Endlich einmal hatten wir Zeit füreinander. Das Glück füllte uns so vollends aus, daß wir weder ausgingen noch Besuch empfingen.
    Der einzige Besucher, den ich empfing, war Captain Romen. Er erschien eines Vormittags – teils um mit mir zu plaudern, teils um mir in amtlicher Eigenschaft eine Kopie des Werftberichtes zu überbringen. Ich lud ihn zum Whisky ein – und wie es so kommt, wenn sich alte Freunde mit gemeinsamen Erfahrungen gegenübersitzen: wir ließen die alten Zeiten Revue passieren.
    Irgendwann fragte ich: »Und was, Captain, macht die Musik? Ich vermisse die Mundharmonika in Ihrer Brusttasche.«
    Captain Romen sah mich daraufhin eine Weile lang nachdenklich an. »Was soll man in einer Zeit wie der unseren schon spielen, Sir? Alles, was sich anbietet, ist ein Trauermarsch.«
    Ich hielt das für einen Scherz und lachte. »Trinken Sie noch ein Glas, Captain! Das ist gut gegen den Weltschmerz.«
    Zu meiner Überraschung lehnte Captain Romen ab. »Gewisse Dinge kann man nicht unter den Tisch saufen, Sir.«
    Ich hatte ihm einschenken wollen; nun stellte ich die Flasche zurück. »Was für Dinge, Captain?«
    »Captain Romen zögerte; schließlich sagte er rauh: »Lassen wir das, Sir. Vielleicht bin ich wirklich ein unverbesserlicher Zigeuner – unfähig, mich in eine größere Ordnung einzufügen.«
    Ich spürte, daß etwas auf ihm lastete, und beeilte mich, ihn meiner Freundschaft zu
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