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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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versichern. »Sie enttäuschen mich, Captain. Mit Ihrem Verhalten bringen Sie zum Ausdruck, daß Sie an meinem Verständnis für Ihre Probleme zweifeln.«
    Captain Romen nickte. »Sir, Sie sprechen nur aus, was ist. Sie haben mich schon einmal nicht verstanden – oder nicht verstehen wollen.«
    Als ich begriff, wohin er mit diesem Vorwurf zielte, überkam mich erneut ein Gefühl der Verärgerung. Ich hatte ihm, als ich ihn als meinen Piloten anforderte, mehr Einsicht zugetraut. Nun aber hatte es den Anschein, daß er lediglich stur, dickköpfig, leidenschaftlich und unbelehrbar war wie alle diese Zigeuner, die in den Sog unserer modernen Zivilisation geraten waren.
    »Wenn ich Sie recht verstehe, Captain«, gab ich zurück, »so spielen Sie auf diese Geschichte mit Ihrem Freund an.«
    »Ja, Sir«, bestätigte Captain Romen ungerührt. »Er wurde zu Unrecht verurteilt.«
    »Das behaupten Sie als sein Freund!« erwiderte ich verdrossen. »SALOMON 76 war anderer Ansicht.«
    »SALOMON 76!« Captain Romen verzog den Mund. »Und wie war das mit Doktor Perry?«
    Einen Augenblick lang wußte ich nicht, was ich darauf erwidern sollte. Das gegen Doktor Perry gefällte Urteil hatte mich tief getroffen. Immerhin war er mir über viele Jahre ein guter, aufrichtiger und zuverlässiger Freund gewesen. Noch vor wenigen Tagen hätte ich für seine Redlichkeit die Hand ins Feuer gelegt.
    Captain Romens Augen funkelten, und etwas voreilig schloß ich draus, daß er es auskostete, mich in die Enge getrieben zu haben. Doch er unterschätzte mich. Mit seinen Worten hatte er lediglich erreicht, daß sich meine schlechte Meinung über ihn festigte.
    »Sie triumphieren zu früh, Captain!« sagte ich. »In diese plumpe psychologische Falle werde ich nicht hineintappen. Ich gebe zu: mit Doktor Perry verband mich eine langjährige Freundschaft, so daß es mir schwerfällt, ihm gegenüber objektiv zu sein. Doch wer vermag schon in das Herz eines anderen Menschen zu blicken – selbst wenn dieser Mensch sein bester Freund ist?« Da Captain Romen schwieg, fuhr ich fort: »Ich zweifle nicht daran, daß Doktor Perry nach Abwägen aller Umstände zu Recht verurteilt worden ist.«
    Captain Romen machte eine unglückliche, hilflose Bewegung mit den Schultern. »Sie zweifeln nicht daran, Sir. Niemand zweifelt daran. Eine ganze Menschheit ist blindlings davon überzeugt, im goldenen Zeitalter der Gerechtigkeit zu leben.«
    »Und wenn eine ganze Menschheit daran glaubt«, schrie ich, »dann muß es ja wohl so sein – auch wenn das in Ihren Dickschädel nicht hineinpaßt, Captain! SALOMON 76 ist Recht und Gerechtigkeit! Dafür gibt es seit seiner Inbetriebnahme Tausende von Beispielen.«
    Captain Romen sah mich aus verschleierten Augen an. »Das ist Ihr Ernst, Sir?« fragte er.
    »Das ist mein völliger Ernst!« sagte ich.
    Er wiegte den Kopf. »Schade, Sir. Von Ihnen hatte ich das nicht erwartet – daß Sie wie alle andern auch vor einem Götzen der Technik auf den Knien liegen und ihn anbeten.«
    Ich sprang auf. »Captain, Sie gehen zu weit!«
    Er lächelte traurig. »Weil ich es wage, Kritik zu üben, Sir?«
    »Weil Sie anfangen, beleidigend zu werden, Captain! Mir scheint, mit Ihren Gedanken und Empfindungen leben Sie noch in irgendeinem neunzehnten Jahrhundert – ein streunender Vagabund mit Roß und Wagen. Aber wir befinden uns tief im einundzwanzigsten Jahrhundert, wir durchleben das Werden einer Massenzivilisation, für die es kein Beispiel gibt! Für diese Massenzivilisation gibt es keine Überlieferungen, an denen sie sich auf ihrem Weg in die Zukunft orientieren kann. Nur Wissenschaft und Technik können ihr helfen, den rechten Weg zu finden. Und eines dieser Instrumente ist SALOMON 76!«
    Captain Romen stand langsam auf. »SALOMON 76!« sagte er bitter. »Unbestechlich, unfehlbar, gerechter als Gott! Und dennoch, Sir – mein Freund wurde zu Unrecht verurteilt.«
    »Sie wiederholen sich, Captain!« sagte ich eisig. Zu meinem Erstaunen ließ sich Captain Romen weder durch meinen Zorn noch durch meine frostige Haltung beirren. Er traf keinerlei Anstalten, die Kluft, die sich plötzlich wieder zwischen uns aufgetan hatte – tief und gähnend wie die Frontlinie in einem mittelalterlichen Religionskrieg –, zu überbrücken.
    »Verzeihung, Sir«, sagte er höflich, »es war nicht meine Absicht, Sie zu langweilen. Allerdings – es gibt da noch eine Tatsache, die vielleicht imstande ist, Ihr Interesse zu erregen. Doktor Perry hat sich gestern
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