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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon
Autoren: Mark Brandis
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und den zu steuernden Kurs berechnet haben, geben Sie dies der Brücke bekannt!«
    »Aye, aye, Sir!« erwiderte Lieutenant Stroganow. »Ich muß Sie nur darauf aufmerksam machen, daß das eine Weile dauern kann. Ich werde alles von Hand rechnen müssen.«
    »Dann machen Sie sich am besten gleich an die Arbeit«, sagte ich. »Meine Herren, damit ist die Entscheidung gefallen. Sobald wir im Besitz der Koordinaten sind, nehmen wir Kurs auf Isidor. Die Lagebesprechung ist damit beendet.«
    Während ich im Cockpit auf die Daten Stroganows wartete, mit denen wir den neuen Kurs einsteuern würden, grübelte ich über den Angriff nach, um eine Erklärung und damit auch ein Mittel gegen neue Überraschungen zu finden. Hatte vielleicht ein Kommando der VOR das Schiff gekapert, um uns den Weg zu Pluto im letzten Augenblick abzuschneiden? Aber warum dieser Bruch des allgemeinen Friedens? Oder handelte der Kommandant der Zeus womöglich in einem Anfall von Raumfieber, der ihn seiner klaren Sinne beraubte? Doch wie ging es zu, daß in einem solchen Fall die Besatzung mitmachte?
    Fragen, nichts als Fragen, die das Dunkel nur noch undurchsichtiger machten.
    Lieutenant Stroganow meldete sich. »NC an Brücke. Ich gebe Ihnen jetzt die Koordinaten, Sir.«
    »Roger, NC. Wie weit kann man sich auf sie verlassen?«
    »Für die nächsten vierundzwanzig Stunden reichen sie aus, Sir. Danach muß ich ein neues Besteck nehmen.«
    »Danke, Lieutenant.«
    Die Zahlen erschienen auf dem Monitor.
    Ich ließ die Gurte einrasten und wandte mich an Captain van Kerk. »Commander an Pilot! Es ist soweit, Captain. Der Navigator hat seine Schuldigkeit getan. Alles Weitere liegt jetzt bei Ihnen. Nehmen Sie Kurs auf Isidor!«
    »Kurs auf Isidor!« bestätigte Captain van Kerk. »Aye, aye, Sir.«
    Schwerfällig und unwillig beschrieb die Hermes die ihr aufgezwungene Schleife, um dann Kurs zu nehmen auf einen Punkt im Raum, an dem, falls Lieutenant Stroganows Berechnungen zutrafen, Schiff und Raumstation zusammentreffen sollten.
    Ein geringfügiger Fehler in der Berechnung – und die Hermes würde ihr Ziel um Hunderttausende von Raummeilen verfehlen und nur in eine neue grenzenlose Leere stoßen.
    Vor uns lagen anstrengende Tage. Keine automatische Steuerung nahm uns die Schiffsführung mehr ab. Alle Kommandos mußten von Hand ausgeführt werden – und das neun Tage lang.
    Dementsprechend änderte ich den Dienstplan ab.
    Captain van Kerk und ich führten die Hermes abwechselnd: jeder jeweils sechs Stunden lang.
    Auch für die übrige Besatzung brachte der neue Dienstplan zusätzliche Arbeit.
    Lieutenant Mercier, der Funkoffizier, trat vorübergehend an die Stelle des Zweiten Ingenieurs. Zusätzlich zu dieser Tätigkeit übernahm er, wenn Lieutenant Simopulos schlief, die Radarwache. Was es bedeutete, ohne Vorwarnung zu fliegen, hatten wir hinreichend erfahren.
    Lieutenant Stroganow war mit dem regelmäßigen Nehmen des Bestecks und dem Umrechnen der gefundenen Werte voll ausgelastet. Auf dieser Reiseetappe zeigte es sich einmal mehr, daß er nicht umsonst durch eine harte Schule gegangen war.
    Sergeant Dahlsen, der Koch, tat sein Bestes, damit die gedrückte Stimmung nicht vollends umschlug in Mutlosigkeit und Verzweiflung.
    Einige Reporter, die später diesen Fall aufgriffen, sprachen von einem »Abenteuer unter Sternen«.
    Abenteuer, welch abgedroschenes Wort!
    Wer immer es findet, hat nur eins im Sinn: so schnell und so wohlbehalten wie möglich aus der mißlichen Situation herauszukommen, wer immer es sucht, ist ein Aufschneider und ein Narr.
    Unser Abenteuer bestand aus Angst und Zweifel, aus harter Arbeit, langen Wachen und wenig Schlaf.
    Und es bestand aus eiserner Disziplin.

Kapitel 04
    An dieser Stelle unterbreche ich meinen Erfahrungsbericht, um den Leser mit einem Ereignis bekanntzumachen, das mit dem weiteren Schicksal der Hermes-Besatzung in einem ursächlichen Zusammenhang steht.
    Die Konferenz der hohen EAAU-Militärs glich einer Verschwörung. Sie fand an einem geheimgehaltenen Ort statt: 4257 Meter unter dem Meer, in den streng bewachten Räumen der atlantischen Festung Marina V.
    Hier – in absolut abhörsicheren unterseeischen Kasematten, fernab von aller Öffentlichkeit – fiel eine grundsätzliche Entscheidung.
    Es gab keine Protokolle, keine Mitschnitte, keine Aufzeichnungen.
    Als letzter Teilnehmer an dieser Konferenz erschien Colonel Manuel Tortosa von der Strategischen Raumflotte; der Verbindungsmann zum Rat für äußere und
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