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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon
Autoren: Mark Brandis
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meine Herren«, nahm er den Faden wieder auf, »in jener inzwischen eindeutig identifizierten und lokalisierten Raumsonde sind dreizehntausend Jahre technologischen Vorsprungs gespeichert. Wer sie öffnet und sich ihren Inhalt aneignet, tut einen gewaltigen, einen unvorstellbaren Sprung in die Zukunft!«
    »Sie wollen also«, bemerkte Colonel Gribojedow, »daß wir uns dieser Büchse der Pandora bemächtigen.«
    »So ist es«, bestätigte Colonel Tortosa. »Denn wenn wir es nicht tun – die VOR werden es gewiß nicht versäumen. Und was das zur Folge haben wird, brauche ich Ihnen wohl nicht lange zu erläutern. Es würde nach meiner Überzeugung unseren Untergang bedeuten. Wer immer diese Büchse der Pandora besitzt, verfügt über die absolute Macht, steigt auf zum unumschränkten Herrscher über dieses Planetensystem!«
    »Sie haben recht, Kollege!« meldete sich Colonel Sartori zu Wort. »Dreizehntausend Jahre technologischen Vorsprungs – ein solches Wissen darf man den VOR nicht in die Hände fallen lassen. Andererseits – falls wir uns seiner bemächtigen, eröffnen sich uns ungeheure Aussichten.«
    »Wir könnten endlich«, sagte Colonel Bredford, »auf das Gleichgewicht pfeifen. Wer über das technische Wissen der Epsilon-Bootes-Zivilisation verfügt, ist in der Lage, jedem andern seinen Willen zu diktieren. Dann heißt es: Schlitzauge, parier oder krepier!«
    Die versammelten Militärs klatschten Beifall.
    Colonel Bredfords Worte waren ihnen aus dem Herzen gesprochen.
    »Eine Frage!« sagte Colonel Gribojedow. »Was gedenkt unsere Regierung in dieser Angelegenheit zu unternehmen?«
    »Oh, die Regierung!« rief Colonel Tortosa sarkastisch aus. »Die Regierung ist nicht untätig. Sie hat beschlossen, die Epsilon-Bootes-Sonde sicherzustellen – für die zivile Forschung. Das Expeditionsschiff Hermes, das sich gegenwärtig in der Nähe des Planeten Pluto befindet, soll den Auftrag erhalten, die Sonde auf den Haken zu nehmen und einzuschleppen. Bisher hat sich die Hermes noch nicht gemeldet, die Verbindung ist unterbrochen.«
    »Zivile Forschung!« sagte Colonel Sartori verächtlich. »Und wo bleiben wir?«
    »Auch wir«, sagte Colonel Bredford, »werden zu unserem Recht kommen. Dafür ist bereits gesorgt.«
    »In der Tat«, sagte Colonel Tortosa. »Es ist mir gelungen, Minister Nekrassow davon zu überzeugen, daß die Operation nicht ohne militärische Mitwirkung über die Bühne gehen kann. Die Hermes wird angewiesen werden, vor Ausführung ihres Auftrags unseren Major Young an Bord zu nehmen.«
    »Ausgezeichnet!« lobte Colonel Sartori. »Major Young an Bord der Hermes – das heißt: wir überspielen die zivilen Instanzen –«
    »– und schaffen die Büchse der Pandora erst einmal zwecks eingehender Untersuchung in ein Armeedepot!« gab Colonel Tortosa unumwunden zu. »Wir stellen die Regierung vor vollendete Tatsachen.«
    »Und dann, wenn das geschehen ist«, sagte Colonel Bredford mit breitem Lächeln, »möchte ich wissen, wie die Regierung eine Bereinigung unserer Konten mit den VOR noch verhindern will! Dann wird es für die Schlitzaugen heißen: runter mit den Hosen, hoch mit den Händen! Dann wird endlich wieder einmal Geschichte gemacht, daß die Fetzen fliegen!«
    »Das Sternbild der Macht ist aufgegangen«, rief Colonel Tortosa mit ausgebreiteten Armen. »Den Besseren, den Schnelleren, den Rücksichtsloseren wird es erhöhen zum Herrscher über das Sonnensystem – uns oder die VOR! Wir haben keine Zeit zu verlieren, wir dürfen es uns nicht leisten, uns von Zweifeln und Skrupeln verwirren zu lassen. Entweder wir oder sie – eine andere Möglichkeit gibt es nicht!«
    Wieder prasselte auf Marina V der Beifall.
    »Meine Herren« – Colonel Bredford ergriff noch einmal das Wort –, »wir stehen vor dem Sprung in eine neue Zivilisation! Und kein Zivilist wird uns davon zurückhalten.«
    Die Konferenz der Militärs war beendet.

Kapitel 05
    Keine Karawane, die nach wochenlangem Wüstenmarsch auf eine Oase trifft, kann nachempfinden, was es bedeutet: aus der kalten, schweigenden Leere des Raumes zu kommen und den Blick zu richten auf eine von Menschen errichtete, von Menschen bewohnte astrale Station. Mit keinem anderen Anblick läßt sich dieser vergleichen: er verheißt das Ende der Verlorenheit.
    Die Hermes, geführt von Captain van Kerk, schwebte über dem STELLANORM Isidor.
    Lieutenant Iwan Stroganow, der Navigator, hatte ein wahres Meisterstück vollbracht: ohne Computerhilfe, mit
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