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Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Mark Brandis - Raumsonde Epsilon

Titel: Mark Brandis - Raumsonde Epsilon
Autoren: Mark Brandis
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eine Professur ausgeschlagen haben, um an dieser Expedition teilzunehmen?«
    Usko Koskinen, der Zweite Ingenieur, blickte auf. »Es ist also durchgesickert. Was soll ich dazu sagen, Sir? Nichts gegen eine Professur! Aber was ist der beste Lehrstuhl im Vergleich mit dieser Reise? Als erste Menschen betreten wir den Pluto!«
    »Offen gesagt, Lieutenant: wenn Sie sich anders entschieden hätten, wäre ich betrübt gewesen.«
    »Es freut mich, daß Sie das sagen, Sir.«
    »Nach unserer Rückkehr werden Sie sich noch einmal entscheiden müssen. Mr. Xuma wird möglicherweise zu einem anderen Projekt versetzt werden. Ich würde Sie dann als meinen Ersten vorschlagen.«
    »Ich glaube, Sir, wir könnten uns einig werden.«
    So verging auch diese Mahlzeit: die dreihundertundzwölfte, seitdem die Hermes ihre Umlaufbahn um die Erde verlassen hatte, um vorzustoßen in die unendliche Leere eines unerforschten Raumes. Ein Tag wie alle andern zuvor auch.
    Noch ahnte niemand an Bord, daß das Scheitern der Expedition unvermeidlich war.
    Es kündigte sich an, als mich Lieutenant Simopulos‘ Lautsprecherstimme aus dem Schlaf riß.
    »RC an Commander, RC an Commander! Dringend! Meteoriten auf Kollisionskurs!«
    Als ich im Cockpit eintraf, waren die Würfel bereits gefallen. Das Fehlen der Vorwarnzeit rächte sich. Genau um zehn Sekunden zu spät setzte das Zusammenspiel zwischen dem Radar und dem Bordcomputer ein. Der Zusammenprall mit der Meteoritenwolke ließ sich nicht mehr vermeiden.
    Das vom Bordcomputer ausgelöste Ausweichmanöver überraschte mich, als ich noch auf den Beinen war. Hilflos rollte ich durch das Cockpit, bis es mir gelang, mich an der Verankerung meines Sessels festzuhalten und hochzuziehen. Ich warf mich in das Polster, und die Gurte rasteten ein.
    »Brücke an RC! Frage: Wie groß ist das Feld?«
    »Ausgedehnter, als uns lieb sein kann, Sir!« Lieutenant Simopulos bemühte sich um eine korrekte Formulierung – aber er fügte hinzu: »Sämtliche Anzeigen spielen verrückt. Das Zeug ist wie eine Mauer.«
    Das Meteoritenfeld war nicht nur ausgedehnt – es war gewaltig. Der Bordcomputer ließ nichts unversucht, um den Zusammenstoß, der sich nicht mehr verhindern ließ, wenigstens abzuschwächen. Ein halsbrecherisches Flugmanöver jagte das andere – und in der Tat: statt mit dem massiven Kern der Wolke zu kollidieren, stieß die Hermes lediglich mit einem der dünneren Ausläufer zusammen. Nach einigen unbehaglichen Sekunden war es überstanden; aus dem Lautsprecher kam die erlösende Meldung: »RC an Brücke! Sir, wir sind durch! Vor uns nichts als reiner Himmel.«
    »Danke, RC«, bestätigte ich. Im Anschluß drückte ich Alle Stationen.
    »Hier spricht der Commander. Die Hermes kollidierte soeben mit dem Ausläufer eines Meteoritenfeldes. Ich bitte um die Schadensmeldungen.«
    In der üblichen Reihenfolge trafen die Klar-Schiff-Meldungen ein. Die Hermes war unversehrt; nur eine Station reagierte auf meine Aufforderung mit einer Schadensmeldung.
    »FK an Brücke. Antennenausfall.«
    »Roger, FK. Wie sehr ist die Antenne beschädigt?«
    »Ich versuche gerade, sie ins Bild zu bekommen. Jetzt habe ich sie! Der Schaden läßt sich beheben, Sir. Allerdings müßte sich Koskinen am besten gleich ins Freie bemühen.«
    Der Antennenausfall war bedenklich. Solange der Schaden nicht behoben wurde, blieb die Hermes ein von ihren Verbindungen abgeschnittenes Schiff: unfähig zu senden, unfähig zu empfangen.
    Wieder lag es an mir, richtig zu entscheiden.
    Ich beschloß, mit der Reparatur – da sie sich offenbar ohne größere Schwierigkeiten durchführen ließ – nicht zu warten.
    »Roger, FK. Ich veranlasse alles Erforderliche.«
    Ich rief das Technische Überwachungs-Center.
    »Brücke an Maschinenraurn. Es gibt da einen kleinen Ärger mit der Außenantenne. Ich wäre Lieutenant Koskinen sehr verbunden, wenn er die Sache in Ordnung brächte.«
    Lieutenant Koskinen meldete sich. »Sofort, Sir?«
    »Sofort!« sagte ich. »Bringen wir‘s hinter uns. Nehmen Sie alles für eine Antennenreparatur Erforderliche mit – dann brauchen wir Sie nur einmal durchzuschleusen.«
    Einige Minuten später meldete sich Lieutenant Koskinen bei mir ab. Er trug bereits den Raumanzug. Bevor er in die Schleuse kletterte, schaltete er die Beatmung ein.
    An diesem Ausstieg war nichts Ungewöhnliches. Kleinere Reparaturen im Freien auszuführen: das gehörte zu den Pflichten eines Zweiten Ingenieurs. Die Tätigkeit war im allgemeinen
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