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Marissa Blumenthal 01 - Virus

Marissa Blumenthal 01 - Virus

Titel: Marissa Blumenthal 01 - Virus
Autoren: Robin Cook
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zwei Etagen war fast leer. Tagsüber war sie immer voll belegt, und William sprach schon von der Notwendigkeit einer Erweiterung - nicht nur aus Platzgründen, sondern auch im Hinblick auf die Abschreibungsmöglichkeiten. Derlei Fragen interessierten Rudolph wenig, er verstand nicht viel davon und fand es auch nicht lohnend, sich näher damit zu beschäftigen.
    In Gedanken über die wirtschaftliche Seite des Klinikbetriebs versunken, bemerkte Dr. Richter die beiden Männer nicht, die im Halbdunkel der Garage gewartet hatten. Sie fielen ihm noch nicht einmal auf, als sie hinter ihm herzulaufen begannen. Die Männer trugen dunkle Geschäftsanzüge; der eine Arm des größeren der beiden wirkte, als sei er in abgebogener Stellung versteift. Er trug eine dicke Aktentasche auffällig hoch, offenbar wegen des unbeweglichen Ellbogengelenks.
    Als er sich seinem Wagen näherte, wurde Dr. Richter auf die Schritte hinter ihm aufmerksam, weil sie sich beschleunigten. Ein unangenehmes Gefühl stieg ihm die Kehle hoch. Er mußte es förmlich herunterschlucken und warf einen nervösen Blick über die Schulter. Nun sah er die beiden Männer, und sie schienen direkt auf ihn zuzukommen. Als sie das Licht einer Deckenleuchte traf, konnte Dr. Richter erkennen, daß sie sehr gepflegt gekleidet waren, mit weißen Hemden und Seidenkrawatte; das beruhigte ihn ein wenig, und er fühlte sich gleich wohler. Dennoch ging er etwas rascher und, am Wagen angelangt, fummelte er die Autoschlüssel heraus, schloß die Fahrertür auf, warf die Aktentasche hinein und ließ sich, den Geruch der Lederbezüge genießerisch einatmend, in den Sitz fallen. Er wollte gerade die Tür schließen, als eine Hand ihn daran hinderte. Zögernd und widerwillig blickte der Arzt nach oben in das ruhige, bleiche Gesicht des einen der beiden Männer, die ihm gefolgt waren. Die schwache Andeutung eines Lächelns huschte darüber, als Dr. Richter ihn fragend anschaute.
    Der Arzt wollte die Tür zuziehen, aber der Mann hielt sie von außen fest, während er höflich fragte: »Können Sie mir bitte sagen, wie spät es ist, Herr Doktor?«
    »Aber gewiß«, antwortete der Arzt und war erleichtert, eine harmlose Erklärung für das Verhalten des Mannes gefunden zu haben. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, aber bevor er etwas sagen konnte, wurde er brutal aus dem Auto gezerrt. Er machte einen halbherzigen Versuch, sich zur Wehr zu setzen, wurde jedoch rasch überwältigt und durch einen seitlichen Schlag mit der offenen Hand gegen seinen Kopf fast betäubt und zu Boden geschmettert. Gierige Hände suchten nach seiner Brieftasche, er hörte das Zerreißen von Stoff. Einer der Männer sagte in abfälligem Ton: »Ein Geschäftsmann!«, der andere erwiderte: »Schnapp dir die Aktentasche!«, und dann spürte Dr. Richter, daß ihm die Armbanduhr vom Handgelenk gerissen wurde.
    So schnell, wie es begonnen hatte, war es auch vorbei. Dr. Richter hörte, wie sich Schritte entfernten, Autotüren zuschlugen und Reifen auf dem glatten Betonboden quietschten. Ein paar Augenblicke lang lag er bewegungslos da und war einfach froh, noch am Leben zu sein. Er fand seine Brille wieder, setzte sie auf und stellte fest, daß das linke Glas zerbrochen war. Als Chirurg galt seine erste Sorge seinen Händen. Noch während er am Boden lag, überprüfte er, daß sie in Ordnung waren. Dann rappelte er sich auf und prüfte seinen sonstigen Zustand. Sein weißes Hemd und seine Krawatte waren dreckverschmiert. Ein Knopf seiner Jacke fehlte, und an seiner Stelle prangte ein Triangel. Seine Hosen waren zerrissen von der rechten vorderen Tasche an bis zur Höhe des rechten Knies.
    »Mein Gott, was für ein Tag!« stöhnte er vor sich hin und dachte, daß der Blechschaden am Morgen im Vergleich zu diesem Überfall ja direkt eine Kleinigkeit gewesen sei. Nach kurzem Zögern nahm er seine Schlüssel an sich, kehrte in die Klinik zurück und ging dort in sein Büro. Er rief den Wachmann an und überlegte dann, ob es sinnvoll sei, die Polizei anzurufen. Der Gedanke an negative Schlagzeilen für die Klinik ließ ihn zögern - und wirklich, was würde die Polizei schon groß unternehmen können? Während er in diesem Punkt noch nicht mit sich einig war, rief er erst mal seine Frau an, um ihr zu erklären, warum er später als erwartet nach Hause komme. Dann ging er in den Waschraum, um sich dort sein Gesicht im Spiegel anzusehen. Über dem rechten Jochbein hatte er eine Abschürfung, in der Splittsplitterchen
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