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Marissa Blumenthal 01 - Virus

Marissa Blumenthal 01 - Virus

Titel: Marissa Blumenthal 01 - Virus
Autoren: Robin Cook
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stärker allein, als dies in Boston der Fall gewesen war. Sie schätzte nun sogar den Signalauslöser, den sie in der Tasche ihres Mantels bei sich trug und mit dem sie die Alarmanlage in Gang setzen konnte, wenn sie von der Einfahrt aus unerwartet Licht oder Bewegung im Haus feststellte.
    Während Marissa ihre Post durchschaute, durfte Taffy dadurch seinen angestauten Energieüberschuß etwas abbauen, daß er in großen Kreisen um die Blautanne im Vorgarten herumsprang. Absolut zuverlässig ließen die Judsons regelmäßig um die Mittagszeit Taffy eine Weile ins Freie; aber für einen acht Monate alten Hund war es bis zum Abend, wenn Marissa nach Hause kam, trotzdem eine lange Zeit, um sie eingesperrt zu verbringen.
    Leider mußte Marissa dem fröhlichen Herumtollen Taffys ein Ende setzen. Es war schon nach sieben, und sie wurde um acht Uhr zum Abendessen erwartet. Ralph Hempston, ein erfolgreicher Augenarzt, hatte sie schon ein paarmal ausgeführt, und wenn sie auch Roger noch keineswegs verschmerzt hatte, so genoß sie doch Ralphs kultivierte Gesellschaft und wußte es zu schätzen, daß er sich damit zufriedengab, sie zum Essen, ins Theater oder ins Konzert einzuladen, ohne gleich mit ihr ins Bett gehen zu wollen. Heute abend hatte er sie tatsächlich zum ersten Mal zu sich nach Hause eingeladen, und er hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß es um eine größere Party ging und nicht um einen Abend mit ihr allein.
    Es schien ihm recht zu sein, daß ihre Bekanntschaft sich Schritt für Schritt entwickelte, und Marissa war froh darüber, auch wenn sie argwöhnte, der Grund dafür könne vielleicht der Altersunterschied von zweiundzwanzig Jahren sein; immerhin war sie einunddreißig und er dreiundfünfzig.
    Dummerweise war der einzige andere Mann in Atlanta, mit dem sie sich gelegentlich traf, vier Jahre jünger als sie. Tad Schockley, ein promovierter Mikrobiologe, der in derselben Abteilung tätig war, zu der sie kürzlich gestoßen war, hatte sich gleich in der ersten Woche ihres Aufenthalts in Atlanta in sie verknallt - Hals über Kopf, als er sie zum ersten Mal in der Cafeteria erblickt hatte. Er war das genaue Gegenteil von Ralph Hempston: in der Öffentlichkeit von einer geradezu qualvollen Schüchternheit, sogar wenn es nur um einen gemeinsamen Kinobesuch ging. Sie waren etwa ein halbes dutzendmal zusammen ausgegangen, und auch er hatte sich glücklicherweise wie Ralph als zurückhaltend im körperlichen Bereich erwiesen.
    Marissa nahm eine kurze Dusche, trocknete sich ab und machte rasch und fast automatisch ihr Make-up. Mit der dahineilenden Zeit kämpfend, ging sie ihren Kleiderschrank durch und verwarf mit einem Blick eine Reihe von Kombinationen. Sie war kein Modenarr, legte aber Wert darauf, schick auszusehen. Sie entschied sich schließlich für einen seidenen Rock und einen Pullover, den sie zu Weihnachten bekommen hatte. Der Pullover reichte ihr halb über die Hüften, und sie war überzeugt davon, daß er sie größer erscheinen ließ. Sie schlüpfte in ein Paar schwarze Pumps und betrachtete sich dann von oben bis unten im Spiegel. Mit Ausnahme ihrer Größe war Marissa eigentlich recht zufrieden mit ihrem Aussehen. Sie hatte ein schmales, aber fein gezeichnetes Gesicht, und als sie vor vielen Jahren von ihrem Vater einmal wissen wollte, ob er sie hübsch fände, hatte dieser sich für den Ausdruck »ausnehmend hübsch« entschieden. Sie hatte dunkelbraune Augen mit dichten Wimpern, und ihr kräftiges gewelltes Haar hatte die Farbe guten alten Sherrys. Sie trug es seit ihrem sechzehnten Lebensjahr immer gleich: schulterlang, aus der Stirn gekämmt und oben mit einer Haarspange aus Perlmutt zusammengehalten.
    Es waren nur fünf Minuten zu fahren bis zum Haus von Ralph Hempston, aber trotzdem war die Veränderung der Umgebung deutlich sichtbar. Die Häuser waren nun größer und standen inmitten gepflegter Rasenflächen. Ralphs Haus befand sich auf einem ausgedehnten Grundstück, und die Auffahrt führte in gefälligen Kurven hinauf. Sie war gesäumt von Azaleen und Rhododendronsträuchern, die man, wie Ralph sagte, unbedingt im Frühjahr sehen müsse, um ihnen gerecht zu werden.
    Das Haus selbst war ein viktorianischer Bau mit drei Stockwerken und einem achteckigen Turm, der die rechte Ecke der Vorderfront beherrschte. Ein breites Vordach in verschnörkelten Formen erstreckte sich, am Turm beginnend, vor der ganzen Vorderfront und lief noch zur linken Seite herum. Über dem zweitürigen
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