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Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)

Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)

Titel: Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)
Autoren: Lassal
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Kostüme wieder in den Schrank und ziehen die bequemen Trainingsklamotten mit den vielen Löchern an, die sie jeden Abend in die Waschmaschine schmeißen können.”
    „Die echten Ballerinen. Ich werde aber nie eine echte Ballerina sein!”, erwiderte Marie leise und dachte kurz über Löcher in Trainingsklamotten nach. Sie hatte auch ein Loch in ihrem Kleid, selbst wenn man es jetzt nicht mehr sehen konnte, weil es unter der Schleife lag. Plötzlich freute sie sich sogar ein bisschen über das Loch.
    „Warum glaubst du, könntest du niemals eine echte Ballerina sein?”
    „Weil die Ärzte sagen, dass ich zu krank und schwach bin, um es zu lernen.” Dass ihre Eltern außerdem kein Geld hatten, um den teuren Unterricht zu zahlen — erst recht jetzt nicht, wo ihr Vater keine Arbeit mehr hatte — das erwähnte Marie lieber nicht.
    „Ja, das macht die Sache natürlich etwas schwieriger”, brummte Opa Donnersee und kratzte sich am Ohr. „Aber ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen — eine wahre Geschichte! — und in dieser Geschichte geht es um ein Mädchen, das auch unbedingt tanzen lernen wollte. Sie war zwar nicht krank, aber sie hatte dafür ein anderes Problem.”
    „Konnten ihre Eltern den Unterricht nicht zahlen?”, riet Marie.
    „Geld war nicht das Problem. Aber was würdest du sagen, muss man unbedingt haben, um Ballett tanzen zu können?”
    „Spitzentanzschuhe?”
    „Oh, man kann auch ohne Schuhe tanzen. Nein, nein, Marie, viel einfacher! Denke mal an den menschlichen Körper.”
    „Beine?” Das war so was von einfach, dass sich Marie dumm dabei vorkam, es zu sagen.
    „Genau!”
    „Das Mädchen hatte keine Beine ??”
    „So in etwa.”
    „Wie kann man so in etwa keine Beine haben?”, fragte Marie verwundert. „Saß sie in einem Rollstuhl?”
    „Komm mit, ich zeige dir ein Bild von ihr.”
    Opa Donnersee führte Marie über quietschende Dielen den vollgestellten Flur entlang, an Holzmasken und Riesenseesternen vorbei, die an den Wänden hingen und Staub fingen, und unter einem alten Fischernetz durch, das er unter der Decke befestigt hatte, sodass er sich nun jedes Mal bücken musste, wenn er darunter durch wollte. In der hintersten, rechten Ecke des Flurs, halb von einer aufwendig geschnitzten hölzernen Bugfigur verdeckt, war eine kleine Tür mit einem großen Messingschloss. Opa Donnersee zeigte auf die Bugfigur, die wie eine Meerjungfrau aussah, und sagte leise zu Marie:
    „Das ist eines meiner Lieblingsstücke in diesem Haus, Marie. Du weißt, dass die Felsen, die wir hier vor der Küste haben, sehr tückisch sind und früher so einige Segelschiffe zum Kentern gebracht haben. Vor der Küste liegen viele uralte Wracks im Wasser und als junger Mann bin ich dort gerne getaucht und habe mir die Reste der alten Schiffe angeschaut. Bei einem dieser Tauchgänge habe ich diese Figur gefunden, die am Bug eines Segelschiffes angebracht war, das vor langer, langer Zeit gesunken ist. Es war sehr schwierig, die Holzfigur an Land zu bringen, aber nach vielen Tagen habe ich es zum Glück geschafft.” Opa Donnersee schaute stolz auf die Figur der Meerjungfrau, die ihre Arme neben sich ausstreckte. Ihr Kopf war mit halb geöffneten Augen leicht in den Nacken gelegt, als tauchte sie gerade aus einer Welle auf. Sie war einen Kopf größer als Opa Donnersee, und obwohl sie sehr lange am Meeresgrund gelegen haben musste, war jedes Detail vollkommen erhalten — jede Schuppe an ihrem Körper und jede Haarsträhne auf ihrem Kopf, ja sogar der wunderschöne Haarschmuck, der aus Muscheln und kleinen Seesternen bestand, war deutlich zu erkennen. Marie dachte, dass es die schönste Holzfigur sei, die sie je gesehen hatte, selbst wenn das bisher noch nicht so viele gewesen waren.
    Opa Donnersee nahm seinen Arm hoch, griff tastend hinter den Kopfschmuck der Meerjungfrau und zog einen großen, geschwungenen Messingschlüssel hervor. Mit einem lauten Quietschen schloss er die kleine Wandtür auf und öffnete sie knarrend.
    „Hier bewahre ich meine Farben auf”, erklärte er lächelnd und zwinkerte Marie zu, „und noch ein paar andere wichtige Dinge. Am besten, du wartest draußen — wir wollen dein schönes neues Kleid ja nicht gleich mit Farbe vollschmieren.”
    Opa Donnersee verschwand im Halbdunkel hinter der Tür, während Marie, noch ganz von der Geschichte gefesselt, sachte mit der Hand über das feine Schuppennetz der hölzernen Meerjungfrau fuhr.
    Als Opa Donnersee nach kurzer Zeit wieder aus
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