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Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)

Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)

Titel: Marie und die Meerjungfrau (Das Geheimnis der Zaubermuscheln)
Autoren: Lassal
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wäre natürlich noch viel, viel besser gewesen.
    Vorsichtig hob Marie den Deckel der Schachtel, entfernte zwei Lagen Seidenpapier, und sah dann den Hochzeitsschleier ihrer Mutter. Sie blinkte kurz. Es war natürlich kein Hochzeitsschleier mehr, sondern nur noch dessen wunderschöne, zarte Spitze, die ihre Ururgroßmutter vor vielen, vielen Jahren in unzähligen Arbeitsstunden für die Hochzeit ihrer Tochter auf einen feinen Tüll genäht hatte. Es war ein wirklich sehr kostbar aussehender Stoff und Maries Magen fühlte sich an, als hätte sie einen Stein geschluckt.
    „Oh …”, sagte sie und blickte zu ihrer Mutter, die sich schon wieder verstohlen eine Träne aus den Augen wischte. Marie hatte Angst, das Falsche zu sagen, also sagte sie vorsichtshalber gar nichts mehr, sondern schob, ganz sachte, ihre Hände unter den feinen Stoff und hob das Kleidchen heraus.
    „Ooh …”, sagte Marie noch einmal, als sie das Kleid vor sich hielt.
    Aus feiner, eierschalenfarbener Baumwolle hatte Maries Mutter ein schlichtes Unterkleid mit einem runden Halsausschnitt genäht, das vorne mit ganz vielen Knöpfen zusammengehalten wurde. Die Knöpfe waren klein, rund und stoffbesetzt und wirkten wie eine herabhängende Perlenschnur.
    „Normalerweise gehörten die Knöpfe nach hinten”, meinte die Mutter, „aber dann hättest Du immer Hilfe beim Anziehen benötigt …”
    „Und das geht natürlich gar nicht, wenn man heimlich vor dem Spiegel üben will”, ergänzte der Vater schelmisch. Marie errötete wieder.
    Die Knöpfe waren sehr schön und Marie glaubte, dass sie sehr gut dort waren, wo ihre Mutter sie angebracht hatte. Und natürlich wäre es schwierig für sie geworden, wenn sie beim Anziehen immer Hilfe benötigt hätte.
    Über dem Baumwollkleidchen, fein säuberlich, war ein zweites Kleid aus dem wertvollen Spitzentüllstoff des Hochzeitsschleiers genäht. Es war einen Hauch heller als das darunterliegende Baumwollkleid, wodurch man die zarten Stickereien sehr schön erkennen konnte. Es war kein Tutu, es war auch nicht wirklich ein Tanzkleid, aber es war ein sehr, sehr schönes Spitzenkleid mit einem weit ausgestellten Rock. Der Stoff der langen, schmalen Ärmel war so fein, dass er durchsichtig wirkte.
    „Oooooh …”, hauchte Marie ein drittes Mal, und ergänzte: „Mama, es ist herrlich!”
    Das Gesicht ihrer Mutter leuchtete vor Freude auf, und die Träne, die ihr jetzt die Wange hinunterlief, tropfte ungehindert neben ihre dampfende Kaffeetasse.
    „Gefällt es Dir wirklich? Es ist kein Tutu, Marie.”
    „Es ist ganz wunderb…”, Marie hatte das Kleid umgedreht, und auf dem unteren Stück des Rückenteils, in Höhe der Taille, ein großes, sehr auffälliges Loch in der Spitze gesehen. Ungewollt stockte ihr der Atem mitten im Wort.
    Das Strahlen auf dem Gesicht ihrer Mutter verschwand sofort.
    „Marie, es tut mir so leid, aber ich hatte einfach nicht genug Stoff.” Sie schaute gequält. „Ich werde schauen, ob ich noch etwas finden kann, das wir über das Loch nähen können. Aber hier auf der Insel gibt es dafür keinen Laden. Bitte verzeih mir.”
    Marie fielen die Worte ein, die sie ihre Mutter in der Nacht zuvor hatte sagen hören: „Jetzt ist der Schleier hin und der Stoff reicht nicht aus. Nicht für ein Tutu und noch nicht einmal für ein einfaches Tüllkleid.”
    „Oh … das … nun … wenn ich es anhabe, dann sehe ich doch gar nicht, dass da hinten ein Loch ist”, sagte sie tapfer und schluckte kurz. Das Loch war ziemlich groß. Sie würde es sehen.
    „Und damit das auch wirklich so ist, machst Du nun mein Geschenk auf!”, sagte ihr Vater strahlend und zog eine Zeitung aus seiner Jackentasche.
    „Eine Zeitung?”, fragte Marie verdutzt und auch ihre Mutter schaute erstaunt. Offensichtlich hatte sie von dem Geschenk ebenso wenig gewusst wie Marie.
    Der Vater schüttelte verlegen den Kopf: „Tut mir leid wegen der Verpackung. Da ihr beide heute beschlossen habt, unter die Frühaufsteher zu gehen, hatte ich keine Zeit mehr, es ordentlich umzupacken.”
    Er reichte Marie das gefaltete Papier und sie erkannte, dass es gar keine Zeitung war, sondern vielmehr ein flaches, weiches Objekt, das in Zeitungspapier eingeschlagen war.
    Vorsichtig wickelte Marie das Zeitungspapier auseinander. Als sie erkannte, was dort eingepackt war, hielten sowohl sie als auch ihre Mutter den Atem an.
    In dem Zeitungspapier, vorsichtig gefaltet, lag eine riesige, weiße Schleife aus kostbarem Brokatstoff.
    Bevor
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