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Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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nehmen, und, Marie – wundere dich nicht, was dabei geschieht ... Greif nicht ein in das Geschehen ...“
    Das waren seine letzten Worte. Eine barmherziger Schlaf hüllte ihn ein und nahm ihm die Schmerzen. Er war noch fünf Tage ohne Bewusstsein und starb am 22. Januar 1917 um fünf Uhr in der Früh im Frieden des Herrn.
    Die Zahl zweiundzwanzig hatte schon immer eine große Bedeutung für ihn gehabt.

    Nun bin ich allein. Ein Wind ist aufgekommen, der die dürren Zweige des Feigenbaums hin und her wiegt. Die Tür zur Zukunft ist verschlossen. Unbeeindruckt von meinen Empfindungen schreitet die Zeit dennoch fort. Sandkorn für Sandkorn.
    Ich habe die Geschichte zu Ende geschrieben, doch das, was ich seit Bérengers Tod fühle – meine Kümmernis und meine sehnsüchtigen Erinnerungen –, schreibe ich nicht nieder. Irgendwie fände ich es unpassend, denn ich lebe, und er ist tot – und wie hat mein Geliebter oft zu mir gesagt: Um verlorene Wünsche soll man nicht klagen .
    Die Freunde, die seiner Bitte entsprachen und ihm – nach all seinen Schäfchen von Rennes-le-Château – die letzte Ehre auf der Terrasse erwiesen, taten das auf ganz besondere Weise:
    Jeder rupfte sich beim Vorbeidefilieren eine der scharlachroten Troddeln ab von seinem seltsamen Totenhemd. Gerade habe ich es nachgelesen: Die Merowingerkönige trugen Gewänder, an deren Saum scharlachrote Troddeln angebracht waren. Sie waren heißbegehrt, weil man ihnen heilkräftige Wirkung nachsagte.
    Inzwischen habe ich Emma geschrieben, ihr den Ovid und die goldene Uhr geschickt. Dann habe ich alle Geldscheine in fremden Währungen, sämtliche Papiere, die sich in der ledernen Mappe befanden, verbrannt, ganz wie Bérenger es mir aufgetragen hatte, auch sein schwarzes Buch.
    Alle Papiere, bis auf eines, das ich meinen Aufzeichnungen beilege. Ich habe lange darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass nicht wieder alles von vorne anfangen soll, wenn sich eines Tages jemand auf die Suche macht.
    Ich hoffe jedoch, es wird ein furchtloser Mensch sein, einer der sich dieser Sache mit ganzer Kraft stellt, der der Öffentlichkeit den Beweis vorlegt und ihn nicht wieder vergräbt. Doch die Gefahr, dabei im Irrenhaus zu landen, ist groß. Der arme Abbé Rivière, der im Ungewissen unseren Berg hinabrannte, sitzt dort seit drei Tagen.
    Henriette hat es mir erzählt.

Nachwort

    Marie Dénarnaud lebte nach dem Tod Saunières unbehelligt und ohne Geldsorgen in der Villa Béthania. Als sie 1946 ihre Anwesen Monsieur Noël Corbu überschrieb, versprach sie, ihm vor ihrem Tod ein Geheimnis anzuvertrauen, das ihn nicht nur zu einem reichen, sondern vor allem zu einem „mächtigen“ Mann machen würde. Leider erfuhr der Hotelier das Geheimnis nicht mehr. Am 21. Januar 1953 erlitt Marie Dénarnaud einen schweren Schlaganfall, der es ihr versagte, sich mitzuteilen.
    Seit den sechziger Jahren wurden zahlreiche Grabungen im Ort und in der Umgebung von Rennes-le-Château vorgenommen – bisher ohne Erfolg. Ein Expertenteam aus den USA soll jedoch mit Hilfe einer speziellen Sonde eine „Kiste“ oder einen kastenähnlichen Gegenstand unterhalb der Bibliothek des Priesters entdeckt haben.
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