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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
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plötzlich vor, »Rod Denton gibt Samstag in einer Woche eine Dinnerparty in seinem Haus in London.«
    »Wie kann mein Kometentraum dich bloß an Rod Dentons Dinnerparty erinnern?«
    »Rod hat nämlich Psychologie studiert am College«, erklärte Tom. »Unter anderem.« Roderick Denton hatte seinen Abschluß in Oxford zur selben Zeit wie mein Bruder gemacht, war jedoch für weltlichere Ziele bestimmt gewesen. Er hatte die Tochter eines Grafen geheiratet, ein Haus in Belgravia geerbt und erzielte selbst inzwischen in der Finanzwelt beachtliche Erfolge.
    »Jedenfalls«, fuhr Tom fort, »sind seine Partys meistens ziemlich lustig. Ich dachte, du würdest vielleicht mitkommen wollen. Könnte dir guttun, mal einen Tag herauszukommen.«
    »Du klingst, als ob ich hier schon seit Wochen eingesperrt wäre.«
    »Ich dachte nur«, er warf mir einen seiner dunklen Seitenblicke zu, »daß du eine Pause von all der Arbeit hier gebrauchen könntest.«
    »Könnte ich wirklich«, räumte ich ein, lächelte und trank meinen Tee aus. »Danke. Samstag in einer Woche, sagtest du? Um wieviel Uhr?«
    »Cocktails um halb sieben. Weißt du noch, wo er wohnt?«
    Ich nickte. »Ich treffe dich dann dort, wenn es dir recht ist.
    Sicher bringt mich meine Freundin Cheryl gern für die Nacht unter. Ich kann das Auto bei ihr oben in Islington abstellen und dann die U-Bahn hinunter zu Rod nehmen. In Ordnung?«
    »Sehr gut.«
    »Schön. Bist du bereit für den Rest meiner Führung?«
    »Wenn du wirklich wieder kannst?«
    »Natürlich. Außerdem«, sagte ich und legte zärtlich meinen Arm um seine Schultern, »möchte ich, daß du dir meinen Zeichentisch ansiehst.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich habe deinen Zeichentisch schon gesehen.«
    »Du sollst ihn dir richtig genau ansehen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Tom verstand und seufzte tief: »Du brauchst gar nicht mit den Augen zu plinkern, Schätzchen, ich weiß, wann ich in der Falle sitze.« Er stieg vor mir wieder die Treppe zum ersten Stock hinauf, und ich hörte einen schockierend unfrommen Fluch, als sein dunkelhaariges Haupt ein zweites Mal mit der niedrigen Decke zusammenstieß.
    »Sei froh«, sagte er und sah mich mit breitem Grinsen an, »daß deine Nachbarn das nicht gehört haben.«
    Später an diesem Nachmittag befand ich mich erneut auf der schmalen, geteerten Straße, die ins Dorf führte, und genoß, mein Gesicht dem Wind zugewandt, die kühle, würzige Landluft, die den Staub der Umzugskisten aus meinen Lungen blies.
    Tom war seit fast einer Stunde wieder fort. Der Rest seines Besuches war reibungslos verlaufen – ich hatte keine Halluzinationen mehr gehabt, und zu meiner großen Erleichterung war mir jeder Raum so erschienen, wie ich ihn verlassen hatte. Ich entschied, daß mein Bruder schließlich doch recht gehabt hatte. Tom, sagte ich mir, besaß einfach die ärgerliche Eigenschaft, ständig recht zu behalten. Vielleicht hatte ich mich wirklich übernommen, indem ich zuviel auf einmal erledigen wollte.
    Ich hatte mir vorgenommen, nach Toms Abfahrt die Überbleibsel der improvisierten Teeparty vom Vormittag zu beseitigen, das Geschirr abzuwaschen und zu versuchen, den tropfenden Wasserhahn im Bad abzudichten, aber statt dessen beschloß ich, seinen Rat zu befolgen und das Haus eine Weile hinter mir zu lassen.
    Mein ursprünglicher Gedanke war gewesen, im Roten Löwen auf eine leichte Mahlzeit und einen freundlichen Schwatz mit Vivien vorbeizuschauen, aber die Sonne schien, und die Straße lag verlockend vor mir, und je länger ich lief, desto mehr Lust bekam ich, weiterzulaufen.
    Ich ging am Roten Löwen vorbei, vorbei am Büro von Ridley und Stewart, Immobilienmakler, und an der wie zusammengekauert wirkenden Ansammlung kleiner Geschäfte. Ein Stück weiter erhob sich ein massives Steinportal zu meiner Rechten, sein eisernes Tor stand einladend offen. Ein schmaler, ungepflasterter Weg mit säuberlich gezogenen Rändern, überschattet von einem dicht gewebten Baldachin aus eng zusammenstehenden Bäumen, wand sich von dort in das kühle Zwielicht hinein. Dies also, vermutete ich, mußte der Eingang zu dem berühmten Herrenhaus sein.
    Ich widerstand der Versuchung, das Grundstück unbefugt zu betreten, und hielt mich an den kopfsteingepflasterten Gehweg der Dorfstraße. Mir würde noch genug Zeit bleiben, das Gutshaus anzusehen, sagte ich mir. Außerdem war der Besitzer verreist, wie Vivien erzählt hatte. Nach Frankreich. Besser war es zu warten, bis er zurückkam, und sich
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