Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren
Autoren: John Green
Vom Netzwerk:
stehen.
    Als ich auf sie zuging, öffnete sich der Kreis ganz automatisch um mich aufzunehmen. Sie redeten gerade von Suzie Chung, meiner Exfreundin, die Cello spielte und für Aufsehen sorgte, weil sie neuerdings mit Taddy Mac, einem Baseballspieler, zusammen war. Ich wusste nicht, ob das sein richtiger Name war. Jedenfalls hatte sich Suzie Chung dazu entschlossen, mit Taddy Mac zum Schulball zu gehen. Ein weiterer Verrat.
    »Alter«, sagte Ben, der mir gegenüberstand. Er nickte mir zu und drehte sich um. Ich verstand den Wink und folgte ihm ins Schulgebäude. Ben Starling war ein schmächtiger Junge mit gelblicher Hautfarbe, der spät in die Pubertät und nie wieder herausgekommen war. Wir waren seit der fünften Klasse beste Freunde – als wir uns eingestanden hatten, dass wir beide keinen anderen besten Freund abbekommen würden. Außerdem legte er sich ins Zeug, und das gefiel mir, meistens wenigstens.
    »Alles klar, Mann?«, fragte ich. Drinnen im Schulflur ging unser Gespräch im allgemeinen Lärm unter.
    »Radar geht zum Schulball«, erklärte Ben finster. Radar war der dritte Mann in unserem Trio. Wir nannten ihn Radar, weil er aussah wie der Knirps mit der Brille aus den alten M*A*S*H-Folgen, nur dass 1. der Radar im Fernsehen nicht schwarz war, und 2. unser Radar irgendwann nach seiner Benennung einen halben Meter gewachsen war und anfangen hatte Kontaktlinsen zu tragen, so dass er 3. überhaupt nicht mehr wie der M*A*S*H-Radar aussah, aber es 4. dreieinhalb Wochen vor Ablauf unserer Schulzeit zu spät war, ihm einen neuen Spitznamen zu geben.
    »Mit Angela?«, fragte ich. Radar schwieg sich über sein Liebesleben aus, was uns nicht davon abhielt, wild darüber zu spekulieren.
    Ben nickte. Dann sagte er : »Ich habe dir doch von meinem Plan erzählt, mit einer Neuntklässlerin zum Ball zu gehen, weil die aus der Neunten die Einzigen sind, die die Geschichte vom blutigen Ben nicht kennen?« Ich nickte.
    »Na ja«, sagte Ben, »heute Morgen kommt so eine zuckersüße Schnuckelpuppe aus der Neunten auf mich zu und fragt mich, ob ich der blutige Ben bin. Der Plan fällt also flach. Sie ist kichernd weggerannt, bevor ich auch nur andeuten konnte, dass es eine Nierenentzündung war.«
    Vor zwei Jahren wurde Ben mit einer Nierenentzündung ins Krankenhaus gebracht, doch Margos beste Freundin Becca Arrington streute das Gerücht, der wahre Grund, warum er Blut im Urin hatte, wäre, dass er zu viel masturbierte. Seitdem wurde Ben die Geschichte nicht mehr los – ganz abgesehen von der medizinischen Unsinnigkeit. »Schöner Mist«, sagte ich.
    Ben fing an mir neue Strategien zu erklären, wie er an ein Date für den Ball kommen wollte, doch ich hörte nur halb zu, denn durch die dichter werdende Menge, die sich durch den Schulflur schob, konnte ich Margo Roth Spiegelman sehen. Sie stand vor ihrem Schließfach und unterhielt sich mit ihrem Freund Jason. Sie trug einen knielangen weißen Rock und ein blaues, bedrucktes T-Shirt. Ich konnte ihr Schlüsselbein sehen. Über irgendwas lachte sie hysterisch – ihre Schultern zuckten, Fältchen kräuselten sich um ihre großen Augen, und ihr Mund stand weit offen. Doch der Grund schien nicht das zu sein, was Jason sagte, denn sie sah von ihm weg durch den Flur zu der anderen Reihe Schließfächer. Ich folgte ihrem Blick, und da stand Becca Arrington, die an einem Baseballspieler hing wie Lametta an einem Weihnachtsbaum. Ich lächelte Margo zu, auch wenn ich wusste, dass sie mich nicht sah.
    »Riskier es einfach, Alter«, sagte Ben. »Vergiss diesen Jason. Mann, sie ist echt eine Schnuckelpuppe.« Als wir weitergingen, warf ich durch die Menge immer wieder Blicke auf Margo, wie schnelle Schnappschüsse : Eine fotografische Serie mit dem Titel Vollkommenheit steht still, während die Sterblichen vorüberziehen . Ich dachte, vielleicht lacht sie gar nicht. Vielleicht ist sie überrascht, hat gerade ein Geschenk bekommen oder so was. Sie sah aus, als würde sie den Mund gar nicht mehr zukriegen.
    »Ja«, sagte ich zu Ben, dem ich nicht zuhörte, weil ich immer noch versuchte so viel wie möglich von ihr zu sehen, ohne dass es zu auffällig wurde. Margo war nicht hübsch. Sie war der Hammer. Und dann waren Ben und ich zu weit weg, und zwischen ihr und mir waren zu viele Leute, und ich war nicht nahe genug an sie rangekommen, um mit ihr zu sprechen oder rauszufinden, was für eine Überraschung so wahnsinnig komisch war.
    Ben schüttelte den Kopf. Er hatte mich tausend Mal
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher