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Marcel Proust fuer Boshafte

Marcel Proust fuer Boshafte

Titel: Marcel Proust fuer Boshafte
Autoren: Marcel Proust
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der von Frauen vor. Doch wenn sie die letzteren kritisierte, so tat sie es stets als Kokotte, indem sie auf Mängel hinwies, die ihnen bei den Männern schadeten, dicke Fesseln, ein häßlicher Teint, orthographische Fehler,
Haare an den Beinen, ein widerwärtiger Geruch, falsche Augenbrauen.
    SZ 2, 273

    Tatsächlich stieg die Herzogin mit größter Schwierigkeit Treppen, sie war so unförmig dick, daß meine Mutter, als sie zu ihr ins Zimmer trat, einen Augenblick in Verlegenheit war, wo sie sie placieren könne.
    SZ 2, 430

    Wenn Jean beim Eintreten sich ihr näherte, nahm Madame Servan seinen Kuß entgegen, ohne ihn zu erwidern, und sah dabei aus wie eine bunt bemalte Reliquienfigur. Ihr Gesicht hatte nämlich in ihrem Lebensherbst die Farbe der Blätter des wilden Weins angenommen und war von tausend Äderchen durchzogen, aber es rührte sich kaum.
    JS 1, 246f.

    Seine Häßlichkeit, seine große Nase, sein erdiger Teint, seine dürftigen Glieder schienen ebenso wie seine Wasserstiefel und sein großer weicher Hut Spezialanfertigungen zu sein.
    JS 1, 436

    Und Bücher und Landschaften mögen zwar unseren Träumen nicht entsprechen, bleiben aber sich selbst treu. Das Fleisch der Frau jedoch verwelkt, und welches Vergnügen sollte mir dieser rote und vernarbte Hals bereiten, der sich einst wie ein Nest aus Honig und Rosen meinen Lippen dargeboten hätte?
    NW 345

Speis & Trank

    »Sie haben recht daran getan, daß Sie vorgestern nicht zum Abendessen gekommen sind. Es hat eine Rautenscholle in Karbolsäure gegeben! Das war kein Gericht mehr für den Tisch, sondern für eine Isolierstation. Wirklich, Norpois treibt die Treue bis zum Heldentum: er nahm noch einmal davon!«
    SZ 3, 707

    »Aber ich hatte doch Champagner verlangt?« sagte er zu dem Oberkellner, der solchen zu bringen geglaubt hatte, als er vor die beiden Gäste zwei mit moussierendem Wein gefüllte Kelche stellte. »Aber Monsieur …« – »Nehmen Sie dieses grauenhafte Zeug weg, das selbst mit dem schlechtesten Champagner überhaupt nichts zu tun hat. Dies ist ein Brechmittel mit Namen ›Cup‹, bei dem gewöhnlich drei verweste Erdbeeren in einer Mischung aus Essig und Selterswasser schwimmen …«
    SZ 4, 598

    Es müßte wirklich sehr angenehm sein, so eine nette Person ganz für sich zu haben, bei der man etwas so Seltenes fände wie einen wirklich guten Tee.
    SZ 1, 323

    Vielleicht aber fand sich inzwischen in der im Dunkel verharrenden, sich stauenden Menge irgendein Schriftsteller, ein Liebhaber menschlicher Ichthyologie, der, wenn er zusah, wie die Kinnbacken von alten weiblichen Ungetümen sich über einen Brocken der verschluckten Nahrung schlossen, sich ein Vergnügen daraus machte, diese nach Rassen, nach
angeborenen und erworbenen Eigenschaften zu klassifizieren, welche letzteren auch erklären, warum eine alte serbische Dame, deren Kinnlade auf einen großen Seefisch hinweist, infolge der Tatsache, daß sie seit ihrer frühen Jugend sich in dem Süßwasserreservoir des Faubourg-Saint-Germain aufgehalten hat, ihren Salat wie eine La Rochefoucauld verspeist.
    SZ 2, 365f.

    Ein einfaches Frühstückshörnchen, das wir selbst essen, bereitet uns mehr Vergnügen als alle Schnepfen, Junghasen und Steinhühner, die Ludwig XV . vorgesetzt bekam.
    SZ 6, 122

    Es ist eine Freude für den Bürger, der nach einem arbeitsreichen Tag zum friedlichen Nachtmahl mit seinen Kindern heimkehrt, seinen in gesunder Weise ermüdeten Geist abzulenken und seine Zunge, die so lange hat ruhen müssen, wieder wach werden zu lassen – bis sie sich dann auf unmittelbare Weise in der Berührung mit einem vom Bratensaft glänzenden Hähnchen ergötzen kann – indem er erklärt: »Man kann sagen, was man will, wir haben schon eine komische Regierung!«
    JS 1, 188f.

    Bei einer Diskussion über die Anarchisten wurde es ernsthafter. Aber Madame Fremer sagte langsam, sich gleichsam resigniert der Fatalität eines Naturgesetzes beugend: »Was soll das alles? Es wird immer Reiche und Arme geben.« Und all diese Leute, von denen der Ärmste mindestens hunderttausend Francs an Renditen bezog, leerten, von ihren Skrupeln befreit, mit herzlicher Fröhlichkeit ihr letztes Glas Champagner.
    FT 140

    Mit jemandem regelmäßig zu dinieren ist ein entsetzlicher Keulenschlag für dessen Chancen, sich uns als historische Persönlichkeit einzuprägen.
    NW 503

Land & Leute

    »Wir ziehen Begonien, schneiden Taxus, weil wir nichts Besseres haben und der Taxus und die Begonien es sich
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