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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels
Autoren: Bert Saurbier
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Der MI6-Mann schüttelte den Kopf. „Ich muss leider zugeben, dass ich ihn bewundere, obwohl er mir eine bittere Niederlage bereitet hat. Den möchte ich zu gern kennenlernen.“
    Als sie den anthrazitfarbenen VW Polo mit dem SU-Kennzeichen erreicht hatten, stieß der Kollege aus England einen Fluch aus. „Verdammt, der Wagenschlüssel ist verschwunden. Er war in der Brusttasche meines Goretexanzuges.“ Er zog den Tarnanzug aus der Plastiktüte, um noch einmal genauer nachzusehen.
    Oberwachtmeister Pütz inspizierte inzwischen das am Wegrand geparkte Auto. „Hier, im Schloss der linken Tür steckt doch der Schlüssel, Mister Murrey.“
    „Jetzt weiß ich, wie ich von hier oben nach Schleiden auf die Bank gekommen bin“, geriet er in bewunderndes Staunen. „Er hat geahnt, dass ich meinen Wagen in der Nähe des Waldes abgestellt habe. Dann hat er mich dort hingetragen, als wäre ich ein Leichtgewicht. In meinem eigenen Wagen hat er mich zu ihnen gefahren, auf die Bank vor ihrer Wachstation gesetzt und ist wieder hierher zurückgekehrt. Mein Widersacher muss ein Gentleman sein, fair und clever. Er hat mich direkt vor ihre Nase gesetzt, damit ich möglichst bald gefunden werde und Hilfe erhalte. Er hat ihnen Bescheid gegeben und meine Karre wieder an die Stelle zurückgebracht, an der ich sie abgestellt hatte. Mit Sicherheit hat er sich auch meine Papiere im Handschuhfach angesehen und weiß jetzt über mich Bescheid. Morgen werde ich abreisen. Ich habe versagt. Aber was soll’s! Es wird immer Gegner geben, die besser sind.“ Jon Murrey schüttelte den beiden Beamten freundschaftlich die Hände, klopfte ihnen aufmunternd auf die Schulter und rief ihnen ein heiteres „Bye-bye, Boys“ zu, während er sich hinters Lenkrad zwängte. „Ach so, beinahe hätte ich es vergessen. Sagen sie im Krankenhaus Bescheid, dass sie den Bademantel zurückbekommen.“
    Kopfschüttelnd bestiegen Oberwachtmeister Pütz und sein jüngerer Kollege den Streifenwagen und hatten noch lange das Gefühl, die Rollen zweier Nebenfiguren in einem skurrilen Krimi-Märchen gespielt zu haben.
    Jon Murrey fuhr zu seiner kleinen, einfachen aber pik-sauberen Pension zurück. Auf dem Gästeparkplatz nutzte er die Gelegenheit, ungestört ein klärendes Telefonat zu führen. Er wählte die in seinem Handy gespeicherte und ihm vertraute Nummer.
    „Vauxhall London, Secret Intelligence Service, Vorzimmer Direktor John Flowers, Maggie Woodfort am Apparat.“
    „Hallo, Maggie. Du lernst es nie, schau doch auf dein Display, dann kannst du dir all die Förmlichkeiten sparen.“
    „Sorry Jon, aber ich hatte einen anderen Anruf erwartet. Jon ohne -h-, du willst sicher den John mit -h- sprechen, ich verbinde.“
    Keine zehn Sekunden später hörte er eine vertraute Stimme. „Mein lieber Jon, was läuft denn schief bei deinem Erholungsurlaub in der Eifel? Du hast doch hoffentlich im Nationalpark in Old Germany keinen Bock geschossen?“
    „Bestimmt nicht, Chef. Aber möglicherweise ihr an der Themse.“
    „Wie meinst du das? Lass hören!”
    „Okay. Gestern Nacht wollte ich das Haus unserer Zielperson unter die Lupe nehmen und herausfinden, wie man am besten hineingelangen kann, um unser Zielobjekt, das Manuskript, sicherzustellen. Dabei muss mich jemand bemerkt haben. Und zwar ein hochqualifizierter Profi, Großmeister in Kyusho Jitsu, dem japanischen Sekundenkampf. Er hat mich exakt am Vitalpunkt erwischt und…“
    „Gut, gut“, unterbrach ihn John Flowers, „bevor du ausschweifst: alles weitere später hier bei mir. Ich werde jetzt in Köln beim BfV anrufen und nachfragen, warum die mir nichts von einem professionellen Personenschutz der Zielperson gesagt haben. Bis bald.“
    Jon Murrey packte seine Siebensachen, duschte ausgiebig, als wolle er sich die erlittene Niederlage vom Leibe spülen, kleidete sich an und sah wieder aus wie ein typisch konservativer, eleganter Englishman.
    „Glauben Sie mir“, sagte er vor seiner Abreise zu der Wirtin, „es hat mir bei ihnen sehr gut gefallen. Leider muss ich aus beruflichen Gründen sofort los.“
    „Das tut uns leid“, antwortete sie und nickte ihrem Mann zu, der eine Schublade am Tresen öffnete: „Dann bekommen Sie noch…“
    „Nein, nein“, winkte Murrey ab, „ich hatte für eine Woche bezahlt und das steht ihnen voll und ganz zu. Vielleicht sehen wir uns einmal wieder. Nochmals vielen Dank. Das gute deutsche Frühstück werde ich vermissen.“
    Nach einer knappen Stunde Fahrt, vorwiegend
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