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Manuskript des Teufels

Manuskript des Teufels

Titel: Manuskript des Teufels
Autoren: Bert Saurbier
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über Autobahnen und Schnellstraßen, erreichte er Köln-Bonn-Airport. Er stellte den VW Polo im Parkhaus 1 auf der AVIS-Parkfläche ab und übergab vor Ort den Leihwagen einem Mitarbeiter der Firma. Noch im Parkhaus meldete sich sein Handy.
    „Hey, Jon. Ich bin wie immer nett zu dir, dein Flug geht um 12.40 Uhr, Terminal 1, mit Germanwings. Ankunft nach einer Flugdauer von 1 Stunde und 25 Minuten um 13.05 Uhr in London Heathrow. Guten Flug. Wir sehen uns nachher. Moment, der Chef will dich noch mal haben.“
    „Jon, hör zu! Die Kollegen aus Köln haben mir glaubhaft versichert, dass sie nichts von einem Personenschutz wissen. Aber sie sind wie ich der Überzeugung, dass noch andere an dieser Geschichte dran sind. Ich möchte dich sofort nach deiner Landung sehen. Guten Flug.“

4
    Den Höhenzug Kermeter bezeichnete man schon immer als das Schmuckstück des Nationalparks Eifel. Seine beliebten Wanderwege durchzogen ein 33 Quadratkilometer großes zusammenhängendes Hochwaldgebiet. An der Westseite des Kermeters konnten Wanderer die Edelsteine dieser von der Natur verwöhnten Region bewundern: den Urftsee, den Obersee und den Rursee.
    Mitten in dieser mit herberfrischender Eifelschönheit reich gesegneten Landschaft lag in etwa 400 m Höhe das einzige deutsche Trappistenkloster Mariawald.
    Das Telefon im Sekretariat klingelte. „Abtei Mariawald, Albrecht am Apparat.“
    „Grüß Gott“, war eine jugendlich freundliche und heitere Damenstimme zu vernehmen, „pardon, spreche ich mit Bruder oder Pater Albrecht?“
    „Nein, nein, weder noch, ich bin kein Ordensmitglied, sondern als Laie in der Klosterverwaltung tätig.“
    „Ja, dann also, Herr Albrecht. Ich rufe im Auftrag meines Chefs, Ferdinand Feldkamp, an. Mein Name ist Hannelore Fischer. Herr Feldkamp betreibt hier in Nürnberg eine große Unternehmensberatung. Er ist das Musterbeispiel eines Workaholics und steht kurz vorm Burnout. Sein Hausarzt hat ihm dringend geraten, sich kurzfristig eine totale Auszeit von mindestens zwei Wochen zu nehmen.“ Albrecht holte tief Luft, um ein paar Fragen zu stellen, aber seine Gesprächspartnerin ließ sich nicht unterbrechen. „Erst nach einer Phase der absoluten Ruhe, Stille und Besinnlichkeit werde er soweit sein, einen anschließenden Urlaub genießen zu können.“
    Die sympathische, anschmiegsame, samtweiche und heitere Stimme, die nur einer hübschen Frau gehören konnte, war für Albrecht ein wohltuendes Kontrasterlebnis zu der an dieser Stelle üblichen knorrigen und mürrischen Telefonsprache älterer Männer, und so hörte er weiter zu.
    „Übrigens, der Pastor einer kleinen Gemeinde im Allgäu ist ein guter Freund vom Chef. Und der war der Meinung, dass ihm nur noch zu helfen sei, wenn er sich für ein oder zwei Wochen der Kontemplation eines abgeschiedenen Klosters mit strengen Ordensregeln hingeben würde. Und hierfür, so meinte Pastor Angenmüller, käme am besten die Trappistenabtei Mariawald in Frage. Deshalb wollte ich mich bei ihnen erkundigen, ob kurzfristig ein Gastaufenthalt von 14 Tagen möglich wäre.“
    „Da gibt es allerdings ein Problem“, schränkte Albrecht ein. „Grundsätzlich sollte hier im Kloster ein beiderseitiges Kennenlerngespräch stattfinden, bevor jemand einen Gastaufenthalt in unserer Gemeinschaft antritt.“
    Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, bediente sich die Gesprächspartnerin unerwartet eines bestimmenden und harten Tonfalls, der den gutmütigen Albrecht zusammenzucken ließ. „Hören Sie jetzt bitte genau zu! Mein Chef ist ein netter, ehrenwerter und gebildeter Herr und wird am kommenden Montag auf jeden Fall anreisen. Die Überweisung der Kosten für einen 14-tägigen Aufenthalt mit voller Verpflegung plus einer Spende von 1000 Euro wird heute noch erfolgen. Der gesamte Betrag bleibt auch dann auf ihrem Konto, wenn mein Chef nicht die komplette, vorgesehene Zeit im Kloster verweilen sollte. Ist das okay? Oder sollten wir uns mit dem zuständigen Bischöflichen Generalvikariat in Aachen in Verbindung setzen?“
    „Nein, nein, das geht schon in Ordnung“, machte Albrecht einen Rückzieher. „Ich habe zwar keinerlei Entscheidungsbefugnis, aber ich glaube, dass sich alles am Montag bei der persönlichen Begegnung zwischen Herrn Feldkamp und unserem für Gäste zuständigen Pater Raimund klären lässt. Ich danke Ihnen im Namen unseres Abtes Dom Domenic und wünsche Ihrem Chef eine gute Anreise. Ach so, Frau Fischer, darf ich Ihnen noch eine Frage stellen?
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