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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel
Autoren: Christian Ditfurth
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Ossi.
    »Weil nach dem Krieg dank Schirmers Arbeit unter angloamerikanischer Assistenz keine Unterlagen aufzutreiben waren in all den Fällen, in denen unsere Mafia aktiv wurde, scheiterte Kohn bei seinem Wiedergutmachungsverfahren, andere übrigens auch. In den meisten Fällen aber hatte sich die Sache in Rauch aufgelöst. Gibt’s keinen Ankläger, gibt’s keinen Richter.«
    »Das heißt, dass in Hamburg immer noch Immobilien Leuten gehören, denen sie nicht gehören sollten?«
    »Ja, zum Beispiel einem gewissen Maximilian Holler. Dem haben Sie nichts bewiesen, und ich wüsste auch nicht, wie man das hinkriegen sollte. Der hat die Beute seines Vaters geerbt.« Er wandte sich an Ossi. »Du hattest doch mal was erzählt von diesem geheimnisvollen Elf-Millionen-Konto. Maximilian Holler hat mit Sicherheit alles gewusst. Und noch etwas: Ich nehme an, dass die dubiosen Rückerstattungen nur erklärt werden können, wenn man unterstellt, dass Holler junior die Komafiosi seines Vaters erpresst hat. Da gab es Geld einzusammeln, und er hat es getan. Das war so eine Art Mitgliedsbeitrag für den Club der Arisierer. Ich nehme an, dass er dieses Geld seinem Vater zugeschanzt hat. Der musste ja auch von was leben. Grothe und Co. verdanken ihre berufliche Existenz nach fünfundvierzig Herrmann Holler. Der hat den Raubzug organisiert und ihn durch seine Beziehungen zu Pohl und anderen Größen gedeckt. Und da hat es wohl eine Übereinkunft unter den Privatarisierern gegeben, dass beim späteren Verkauf der Beute eine Art Gebühr an Herrmann Holler fällig wurde.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Ossi.
    »Ich kann es nicht belegen, wie auch? Aber fällt dir eine andere Erklärung ein für diese Rückerstattungen? Ockhams Rasiermesser …«
    »Was bitte?«, fragte Ossi.
    »Also, der gesunde Menschenverstand bietet nur diese Lösung an. Lass mich mal weiter spekulieren. Nun haben alle geglaubt, der alte Holler sei tot, und die Gebühr habe sich damit erledigt. Die Herren dürften schön blöd geguckt haben, als Holler junior sie zum Verkauf anhielt und dann die Hand aufmachte. Hätte er die Gebühr gleich erhoben, hätten einige Makler sich vielleicht geweigert zu verkaufen. Der junge Holler stand ja auch nicht so toll da, wenn es hart auf hart gekommen wäre. Immerhin war er Erbe des Haupttäters. Aber eben auch nicht mehr. Er hätte seine Wohltätigkeit als stille Sühne verkaufen oder, noch besser, mit einiger Aussicht auf Erfolg den Ahnungslosen spielen können. Ganz im Gegensatz zu Herrmann Hollers Komplizen. Die hätten richtig mies ausgesehen. Die hätten schlecht sagen können, dass sie nichts wüssten. Nein, Hollerjunior forderte gewissermaßen die Provision ein, die die Makler mit dem alten Holler vereinbart hatten. Und nur Enheim hat sich gewehrt.«
    »Perfide hoch fünf!«, sagte Carmen.
    »Hoch sechs«, erwiderte Stachelmann. »Denn er hat seinen Vater im Fall Enheim sogar als Killer eingesetzt. Erst hat der Alte versucht, Enheim einzuschüchtern. Das erklärt seine Besuche bei ihm. Als es nichts half, hat er ihn getötet. Wahrscheinlich hat Enheim gedroht, die Tarnung von Holler senior auffliegen zu lassen. Es wäre ein Wunder, dass nur einer der erpressten Makler sich wehrte, wenn man nicht wüsste, dass sie alle selbst Juden beraubt haben. Wenn man so will, haben wir einen Krieg unter Gangstern erlebt.«
    »Und was ist mit Ulrike?«
    Stachelmann zuckte mit den Achseln. Er wandte sich an Ossi. »Du hast mir doch damals erzählt, ihr hättet einen Zeugen. Zeigt dem doch mal Hollers Leiche. Ich wette, er erkennt ihn wieder.«
    »Und warum musste sie sterben?«, fragte Taut. Dann schlug er mit der Faust auf den Tisch. »Mein Gott, wir haben doch dieses Haar. Hat noch keiner daran gedacht, das Haar mit einem von Herrmann Hollers Haaren zu vergleichen? Jetzt aber los.« Kamm verließ das Zimmer.
    »Ich nehme an, Ulrike Kreimeier hat bei Holler junior angerufen und eine Frage gestellt, die ihn panisch werden ließ. Vielleicht hat sie die historische Wurzel der Tragödie geahnt«, sagte Stachelmann.
    »Dafür gibt es ein paar Hinweise in ihrer Hinterlassenschaft«, sagte Taut. »Aber vielleicht hat Maximilian Holler es auch nur so verstanden. Als wäre sie auf seiner Spur.«
    Stachelmanns Handy klingelte. Es war Anne.
    »Ich bin gerade in einer Besprechung, ich melde mich«, sagte Stachelmann. »Ich hab aber erst nächste Woche wieder Zeit. Bohming schreibt an einem Artikel für die VfZ.«
    Stachelmann
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