Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel
Autoren: Christian Ditfurth
Vom Netzwerk:
Antwort.
    »Ich sollte eingezogen werden«, sagte der Vater. »Nach Russland. Es war nach der Moskauer Schlacht, es ging abwärts. Die Leute krepierten. Sie brauchten Reserven. Da kam plötzlich dieser Gestapomann und sagte: Wir machen dich zum Polizisten, du brauchst nicht an die Front. Dafür tust du uns hin und wieder einen Gefallen. Damals dachte ich, die Gestapo, die sorgt für Ordnung, der musst du helfen. Ich hab ja nie bestritten, dass ich in der Partei war. Erst später kam ich drauf, dass dieser Holler mich ausgeguckt hat. Er hatte mich in der Hand. Wenn ich nicht spurte, musste ich nach Russland. Als ich merkte, wie tief ich verstrickt war in die Sache, war es zu spät. Ich war also bei der Polizei, und ab und zu half ich dem Holler.«
    »Du hast dafür gesorgt, dass ganz spezielle Juden auf jeden Fall auf Transport gingen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Offen gesagt, ich habe es erraten. Ich habe da ein Bild im Kopf, es gefällt mir nicht, aber was hilft’s.«
    »Wenn ich nicht auf diese Juden aufgepasst hätte, hätte es ein anderer getan. Sie wären so oder so weggeschafft worden.«
    Stachelmann stand auf.
    »Wenn ich das nicht gemacht hätte, wärest du wahrscheinlich nie geboren worden«, sagte der Vater. Die Stimme klang kläglich.
    Stachelmann ging an seiner Mutter vorbei zur Haustür. Er öffnete sie, setzte sich in sein Auto und fuhr nach Hause.

NACHBEMERKUNGEN
    Ich danke Gisela Gandras fürs kritische Gegenlesen und für Vorschläge, die das Buch verbessert haben. Das psychologische Täterprofil stammt von ihr; der Autor allein ist verantwortlich dafür, dass es zur Aufklärung des Falls nichts beitragen konnte. Dr. Herbert Brehmer danke ich für fachliche Hinweise. Nikolaus Wolters hat das Manuskript durch sein akribisches Lektorat verbessert, dafür meinen Dank. Verbleibende Fehler gehen auf meine Kappe.
    Natürlich habe ich die Personen und Ereignisse in diesem Buch erfunden, sofern sie nicht zeitgeschichtlich verbürgt sind. Das wäre vielleicht nicht nötig gewesen, wenn alle deutschen Finanzämter ihre Akten aus der Zeit des Dritten Reichs offen gelegt hätten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher