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Mann Ohne Makel

Titel: Mann Ohne Makel
Autoren: Christian Ditfurth
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und schaute zurück. Das Taxi fuhr schnell. Jetzt erst sah Stachelmann den Taxistand. Er rannte zum ersten Wagen in der Reihe, setzte sich auf den Beifahrersitz und rief: »Folgen Sie diesem Taxi, schnell!«
    Der Taxifahrer drehte ihm seinen massigen Körper zu, tippte sich an die schwitzende Stirn und sagte: »Sie waren wohl zu oft im Kino. Ich hänge an meinem Führerschein, mehr als an meiner Frau. Wo wollen Sie hin?«
    Stachelmann hatte Hollers Taxi längst aus dem Blick verloren. Er sackte in sich zusammen.
    »Was ist denn mit Ihnen?«, fragte der Taxifahrer. »Also, ich fahre Sie jetzt zum Flughafen Fuhlsbüttel, wenn’s recht ist. Das ist eine schöne lange Tour.«
    »Nein, ich fahre nicht«, sagte Stachelmann.
    »Na, das würde ich mir ja doch noch mal überlegen. Ich hab nämlich über den Funk mitgekriegt, dass mein Kollege mit dem Herren zum Flughafen fährt. Und ich denke, Sie haben mit dem alten Herrn was zu bereden. Stimmt’s?«
    »Fahren Sie! Schnell!«
    »Nun mal sachte, rasen nutzt nichts, die Straßen sind zu. Ich kenne ein paar Schleichwege, wir versuchen es mal.«
    Er zog den Automatikhebel ein Stück nach hinten und fuhr los.
    Ich muss die Polizei anrufen, dachte Stachelmann. Er griff in die Hosentasche nach seinem Handy. Es war weg. Er guckte auf den Boden, neben den Sitz, es war verschwunden. Es musste ihm aus der Tasche gefallen sein. Er sah das Handy des Taxifahrers in der Freisprechhalterung stecken. »Darf ich mal telefonieren?«, fragte er und zeigte auf das Handy.
    »Wenn Sie’s bezahlen«, sagte der Taxifahrer. »Schauen Sie auf die Uhr. Sagen wir, die Minute zwei Mark.«
    »Danke«, sagte Stachelmann und versuchte das Handy aus der Halterung zu ziehen.
    »Ich mach das«, sagte der Taxifahrer. Er schob Stachelmanns Hand zur Seite und befreite das Handy aus der Halterung.
    Stachelmann wählte die no.
    »Hier Notrufzentrale.« Es war eine Frauenstimme »Ich verfolge einen Mörder!«
    Der Taxifahrer schaute Stachelmann von der Seite an und hob die Augenbrauen.
    »Sagen Sie mir bitte Ihren Namen und Ihren Standort.«
    »Josef Maria Stachelmann. Ich sitze in einem Taxi, wir fahren zum Flughafen. Wir folgen Holler.«
    »Wer ist Holler?«
    »Der Mörder.«
    »Und wen hat er ermordet?«
    »Leopold Kohn.«
    »Und Sie sind Herr Josef Maria Stachelmann?«
    »Ja.«
    »Und ich bin Mutter Theresa und verzichte auf eine Anzeige, wenn Sie sofort die Leitung freimachen, Josef Maria.« Es klickte.
    Der Taxifahrer warf ihm wieder einen Blick zu. Er fuhr sich mit der Hand durch die nassen Haare und stöhnte.
    Stachelmann fragte: »Kennen Sie die Nummer des Polizeipräsidiums?«
    Der Taxifahrer schüttelte den Kopf, dann sprach er in sein Funkmikrofon: »Zentrale, ich brauch mal die Nummer des Polizeipräsidiums.«
    »42860. Ist was passiert?«
    »Nein, alles in Ordnung.«
    Stachelmann hatte die Nummer schon gewählt.
    »Kommissar Winter«, sagte er, als jemand abhob. »Geben Sie mir Kommissar Winter von der Mordkommission. Schnell!«
    »Ich verbinde.«
    Es tutete einige Male. Endlich hob jemand ab. »Mordkommission.«
    »Stachelmann. Geben Sie mir Kommissar Winter, schnell.«
    »Kommissar Winter ist nicht im Präsidium.«
    ***
    Das Gespräch mit Grothe war genauso unergiebig gewesen wie die meisten Gespräche zuvor. Sie waren zurück auf dem Weg ins Präsidium, als Ossis Handy klingelte.
    »Ja, hier Kamm. Da hat vorhin ein Irrer angerufen, ich glaube, Stachelmann hieß er. Hat versucht, dich zu erreichen. Ich hab ihn abgewimmelt. Hat gesagt, er hätte den Fall Holler gelöst und verfolge den Mörder.«
    »Du bist wahnsinnig!«, brüllte Ossi. »Warum hast du dem meine Nummer nicht gegeben?«
    »Wenn ich jedem Verrückten, der hier anruft, deine Nummer geben würde, na, prost Mahlzeit. Ich hab dich ja immerhin jetzt informiert.«
    »Wann war der Anruf?«
    »Vor einer Viertelstunde vielleicht.«
    »Von wo?«
    »Es klang nach Handy. Er sagte was von Flughafen.«
    Ossi legte auf. Er riss das Steuer des Passat herum. »Such das Blaulicht!«
    Carmen schnallte sich ab und kramte auf der Rückbank. Sie fand das Blaulicht mit dem Magnetfuß und setzte es durchs Fenster auf das Dach. Mit Blaulicht und Sirene bahnte sich Ossi seinen Weg durch den Stau in der Hoheluftchaussee. Er fluchte und schimpfte. Erst auf Kamm, dann auf Autofahrer, die im Weg standen. Er gab Carmen sein Handy. »Versuch, Stachelmann zu erreichen. Blöderweise habe ich seine Nummer nicht einprogrammiert. Der Mann heißt Josef Maria
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