Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
Vom Netzwerk:
übrigens Ehe.
    Ganz schlecht ist es aus Sicht der Tacker-Frauen, wenn man der Liebsten am nächsten Morgen nicht gleich den virtuellen Kaffee ans Bett bringt und sie fragt, wie sie geschlafen hat. Dann bekommt man ein »Na, kennst du mich etwa nicht mehr?« inklusive Heul-Smiley als gelbe Karte ins Mailfach gelegt. Ignoriert man die Klette mehr als zwei Mal, kann es sein, dass der ganze Korb mit weiblichen Vorwürfen über einem ausgeschüttet wird. Das klingt dann so:
    Â»Symphonie9«, 27, Berlin: »Sag mal, gefalle ich dir kein bisschen? Bist du null neugierig? Oder meinst du es hier wie fast alle nicht ernst, spielst einfach nur :( oh man, es scheint keinen Mann in meinem Alter mehr zu geben, der mir gefällt und noch nicht vergeben ist.«
    Nur, um zwei Stunden später noch nachzulegen:
    Â»Du bist sehr kühl, verdammt, dass so ein Verhalten fasziniert.«
Die Post-its
    Die »Post-it-Frauen« sind wie die gelben quadratischen Büropapierchen. Sie sind ziemlich auffällig, nervig und kleben etwas. Sie glauben, jedes Profil mindestens einmal grüßen zu müssen, wie die Stewardess an der Flugzeugtür.
    Â»Willkommen hier, na, haste schon wen kennengelernt?«, ist so das Standard-Begrüßungs-Post-it. Es wird besonders gerne von Verwaltungsfachangestellten des Bürgeramts Pankow am Montag zur Knoppers-Pause per Copy & Paste an die Plattformneulinge verschickt.
    Post-it-Frauen werden leider notorisch übersehen. So wie die Zettel, auf denen »Putz das Klo« steht oder »Finger weg von meinem Jogurt, Angelika!«. Deshalb muss sich die Post-it-Frau immer wieder in Erinnerung bringen und am besten täglich grüßen, wie das Murmeltier. Klickt man nichtsahnend ihr Profil an, bekommt man schnell einen Zettel mit »Schade, dass du nur geguckt hast« oder »Suchst du was auf meinem Profil?« auf den Rücken geklebt. Beliebt ist auch »Wollte mal ’nen Gruß dalassen«. So mancher hat bestimmt schon eine Lagerhalle voller Grüße von allen Sabines, Gabys und Brittas der Republik. Besonders notorisch bei mir ist Frau »BerlinerKindl44«. Mehr zu ihr später.
Die Mülleimer
    Halt, das bin ich! Mülleimer ist ganz klar meine Funktion. Ich schlucke sogar Bio- und Sondermüll und alles, was unter das Jugendschutzgesetz fällt. Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Ist mein Foto zu lieb? Trage ich auf irgendeinem Foto orangene Latzhosen wie die Berliner Stadtreinigung? Irgendwie wecke ich den Impuls in manchen Frauen, mir ihr Herz auszuschütten.
    So wie bei »Frau_Kock« (Schreibt man das nicht mit »c«? Egal). Sie ist 19, Schülerin, wohnt in einer Kleinstadt im hohen Norden und trägt gerne Leggins auf den Fotos, wie Peggy Bundy. Das ist äußerst praktisch, denn Hosen sind ab 120 Kilogramm schwer zu finden. Sie hat Brüste wie Melonen nach einem Atomunfall und auch keine Scheu, sie dem Betrachter auf jedem Bild um die Ohren zu schlagen. Auf einem Foto trägt sie ein Stirnband. Oder ist da das Magenband hoch ins Großhirn ge­­rutscht?
    Leider liest sie Profile. Irgendwo muss ich den ver­heerenden Satz geschrieben haben, dass ich mir irgendwann – in ferner Zukunft, vielleicht im Opa-Alter, wenn ich neben Skat spielen Zeit haben sollte usw. – mal Kinder vorstellen könnte . Seitdem bin ich der Samenspender ihrer Wahl.
    Â»Hallo, schöner Mann«, steht in ihrer ersten Mail. Fünf Minuten später folgt die zweite: »Du schreibst, dass du Kinder willst! Ich auch! Wenn es so weit ist, werde ich weinen vor Freude.« Ich bin überzeugt, das wird eine ganz schrecklich nette Familie.
    Beliebt sind auch Beschwerden über Männer. Ich Mülleimer verwandele mich dann wahlweise auch in einen Kummerkasten.
    S., 29, aus Hamburg, ist offenbar ein Magnet für pri­mi­tive Männer-Mails. Sie hat sogar ein Blog darüber gestartet. Kostprobe?
    Er (24): »Dein titten im dritten bild ist zum verschmelzen …«
    Sie: »Ja, ich glaub, deine Gehirnzellen sind da auch ’n bissel verschmolzen.«
    Es geht noch poetischer:
    Er (31): »Fuck, dein Blick versenkt mich! ;-)«
    Sie: »Das tut mir leid.«
    Er: »Hey S., ich suche jemanden, der mir gerne zu­schaut, hast du nicht Lust? :-P. Lieben Gruss, Samuel.«
    Sie: »Was genau an der Formulierung in meinem Profil ›sucht Mann für feste Beziehung‹ hast du nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher