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Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
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verstanden?«
    Offenbar gibt es Männer auf Online-Kontaktbörsen, die es auf der niedrigsten Stufe der Kontaktanbahnung versuchen. Und damit sind nicht die Millionen »Hi-Sager« oder »Smiley-Sender« gemeint. Ich meine ganz konkret: die »Bukkake-Bande«. Über diese klagt E. (23) aus Offenbach. Sie werde ständig von einem Kerl angeschrieben, der sie zu einer »Bukkake-Party« bei sich einladen will. Toll, dass es so was jetzt auch schon in Offenbach gibt, denke ich. Aber warum muss das in 50 Mails mir erzählt werden?
    Eine Woche später fragt mich F. (24) aus Berlin: »Wat is ’n Bukkake?« – Ah, die Offenbacher Bande hat ihre Tätigkeit nun auch schon auf die Hauptstadt ausgedehnt, denke ich. »Guck mal bei YouPorn nach! :)«
    Okay, meinetwegen. Ich erkläre es ihr.
Kurzes Dating-ABC. Heute: »B« wie Bukkake
    Bu|kka|ke, n, das, Substantiv; japanisches Fest der Fruchtbarkeit.
    ~ ist ein Ritual, bei dem eine Frau mehreren Männern gleichzeitig den Hahn zur Quelle allen Lebens aufdreht. Danach sieht sie leider so aus, als wäre sie mit dem Gesicht in eine ­Sahnetorte gefallen.
    F. (24) antwortet leider nicht mehr. Habe ich was Falsches gesagt? Was hat sie denn gegen Sahnetorte? Vielleicht hat sie doch bei YouPorn nachgesehen.
    Von Marcel Reich-Ranicki stammt der denkwürdige Satz: »Man kann nicht mit jeder Frau auf der Welt schlafen.«
    Das ist, wie alles, was der Literaturpapst sagt, von bestechender Logik, wenn auch tragisch. Aber der Satz geht ja noch weiter: »Das heißt aber noch lange nicht, dass man es nicht wenigstens versuchen sollte!«
    Im Internet sind scheinbar alle Männer damit beschäftigt, dieses Ziel zu erreichen. Das erzählen mir zumindest die Frauen. Alle außer mir. Das müssen wir ändern. Ich starte eine Aktion.
    Auf Discovery Channel habe ich mal eine Reportage gesehen. Fragt man 100 wahllos ausgesuchte Frauen, ob sie spontan Lust hätten, mit einem Mann zu schlafen, sagen circa zwei Prozent: »Ja.« Also ungefähr zwei von 100. (Bei Tests mit Männern sagt ungefähr die gleiche Anzahl »Nein«.) Zwei Prozent klingt nach einer schlechten Ausbeute. Aber im Internet kann man in etwa 20 Minuten locker 100 Frauen anschreiben. 20 Minuten Investition für Sex? Klingt nach einer besseren Ausbeute. So lange wartet man an einem Samstagabend allein schon vor der Clubtür.
    Wer das jetzt für unmoralisch und platt hält, der sollte meine äußerst charmante Mail lesen:
    Â» Ich weiß, dass es sich eigentlich nicht gehört, mit der Tür ins Haus zu fallen. Die Choreografie des Kontaktgesprächs sieht eigentlich vor, dass wir uns
    1 . zuerst schreiben,
    2 . dann etwas trinken gehen,
    3 . uns tief in die Augen sehen und dann vielleicht
    4 . miteinander schlafen.
    Ich würde gerne Punkt 1–3 auslassen. Was meinst du? «
    Bei der Wahl meiner Zielobjekte bin ich nicht sehr wählerisch. Ich schieße mit der Schrotflinte auf alles, was sich bewegt, und schreibe an Buchhalterinnen, Tierärztinnen, Rechnungsprüferinnen, Studentinnen, Doktorandinnen, Gärtnerinnen und PR-Beraterinnen im Alter von 18 bis 47 Jahren. Sie heißen »belle82«, »miss-anthrop«, »katie4u«, »zweisamkeit27«, »kara_mell«. Sogar eine »gierig89« ist dabei.
    Keine Ecke Deutschlands ist vor mir sicher. Wie eine Pusteblume verstreue ich meine Saat über die Republik und hoffe, dass sie auf fruchtbaren Boden fällt. Ich liefere Liebe frei Haus nach Kiel und Hamburg, Berlin, ­Hannover, Leipzig, München, Rosenheim, Münster und Stuttgart. Sogar nach Bingen und nach Neuss. Und da ich ein guter Mensch bin, schreibe ich sogar nach Halberstadt.
    Punkt 12.04 Uhr an einem Mittwoch startet das Expe­ri­ment. Nach den ersten 20 verschickten Standardanfragen blinkt es das erste Mal in meinem Postfach. Eine Mail.
    Â»SonneMondundWärme37« schreibt: »Danke für deine Ehrlichkeit, habe aber kein Interesse.«
    Nach 50 Mal Copy & Paste tut mir langsam die Hand weh. Drei Frauen haben sich bisher auf mein Profil verirrt. Eine Mail bisher. Nicht mal »Rodeoqueen« (31) hat mir geschrieben. Dabei reitet die doch gern, schreibt sie. In ihrem Statement steht außerdem der Satz von Oscar Wilde: »Frauen sind da, um geliebt, nicht, um verstanden zu werden.« Genau das will ich ja. Aber irgendwie will niemand meine Liebe erwidern.
    Ah, da blinkt
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