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Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Manhattan Fever: Ein Leonid-McGill-Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Walter Mosley
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Sackgasse geraten. Zella war verständlicherweise argwöhnisch. Das hätte ich erwarten müssen. Erst ein betrügerischer Mann und eine falsche beste Freundin, dann hatte man ihr den größten Raub in der Geschichte der Wall Street in die Schuhe geschoben und sie wegen versuchten Mordes ins Gefängnis geschickt, aber erst nachdem sie sich geweigert hatte, die Komplizen zu verraten, die sie nie gehabt hatte. Und als ihr jetzt jemand wirklich helfen wollte, reagierte sie argwöhnisch. Ich konnte es ihr nicht verübeln.
    »Hören Sie zu, Lady«, sagte ich. »Von alldem weiß ich nichts. Lewis hat mir meinen Tagessatz bezahlt, damit ich Sie hier abhole und Sie dahin bringe, wohin er gesagt hat. Wenn Sie nicht wollen, ist mir das auch recht. Ich gebe ihnen die Informationen, und Sie können entscheiden, was Sie damit anfangen.«
    Ich zog einen von zwei Umschlägen aus meiner Brusttasche und gab ihn ihr. Sie zögerte kurz, bevor sie den Brief entgegennahm.
    »Darin finden Sie die Adresse einer Frau aus dem Garment District, die eine Assistentin sucht, und die Adresse einer Pension zwischen der East 30 th und East 40 th Street. Sie müssen nicht dort hingehen. Es ist bloß mein Job, Sie darüber zu informieren.«
    Während Sie sich die Unterlagen anschaute, fuhr ich fort: »Außerdem möchte Brendan, dass Sie ihn anrufen, falls Sie irgendwelche Fragen haben. Er meinte, Sie hätten seine Nummer.«
    Wenn überhaupt, wurde Zella eher noch wütender. Die Tatsache, dass ich es geschafft hatte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, beunruhigte sie und gab ihr das Gefühl, in die Falle gelockt zu werden.
    »Möchten Sie, dass ich warte, bis Sie mit Ihrem Anwalt gesprochen habe?«, fragte ich.
    »Nein, möchte ich nicht. Ich möchte, dass Sie gehen.«
    »Ich will Sie wirklich nicht hereinlegen, Miss Grisham.«
    »Ist mir scheißegal, was Sie wollen und was nicht«, sagte sie. »Ich würd Sie auch wegschicken, wenn Sie ein Weißer mit einem roten Schleifchen um den Schwanz wären.«
    Sex. Letztendlich laufen alle menschlichen Beziehungen darauf hinaus. Acht Jahre im Knast, und es mischt sich in jedes Gefühl – Hass, Angst, Einsamkeit
    »Noch eine Sache«, sagte ich.
    »Was?«, fragte sie, streifte einen Riemen ihres Rucksacks über und machte tatsächlich einen Schritt weg von mir.
    Ich zog den zweiten, dickeren Umschlag aus der Tasche.
    »Er wollte, dass ich Ihnen am Ende das hier gebe. Ich nehme an, dies ist das Ende, also …«
    Diesmal war sie noch zögerlicher. Ich stand da und hielt ihr den Umschlag hin.
    »Da ist Geld drin«, sagte ich. »Zweitausendfünfhundert Dollar. Fragen Sie Breland, wenn Sie glauben, ich hätte was davon gestohlen.«
    Sie streckte die Finger danach aus und schnappte sich das Päckchen.
    »Wofür ist das?«, fragte sie.
    »Ich bin, wie gesagt, bloß der Botenjunge, Lady, ein Privatdetektiv, der angesichts der Wirtschaftskrise jede Arbeit annimmt, die er kriegen kann.«
    Zu meinem Urteil über die aktuelle politische Lage hatte sie nichts zu sagen, also zog ich eine Visitenkarte aus meiner Brieftasche und gab sie ihr.
    »Ich weiß, dass Sie mir nicht trauen, Miss Grisham, aber ich gebe Ihnen trotzdem meine Karte. Sollten Sie jemals das Gefühl haben, dass Sie Hilfe brauchen, rufen Sie mich an, und wenn ich meinen Tagessatz noch nicht verdient hab, werd ich tun, was ich kann.«
    Zella stopfte beide Umschläge und die Karte in ihren Rucksack und ging zur Rolltreppe. Ich blieb stehen, während sie nach oben ins Hauptgeschoss fuhr und sich noch einmal umdrehte, um sicher zu gehen, dass ich ihr nicht folgte.

3
    Ich stand auf dem leeren Bussteig und hörte den jungen Männern beim Rappen zu. Der Mann mit der Hornbrille, der die Damen über den Zustand der Toilette befragt hatte, redete jetzt mit einem sehr großen, älteren weißen Mann in einem blauen Overall mit einem Namensschild über der linken Brust, auf dem » PETE « stand. Pete lehnte auf einem langstieligen Besen.
    »Nicht schon wieder, Pete«, sagte der Damentoiletten-Befrager.
    »Nein, Joe, so war das nicht«, erwiderte der weiße Riese. »Du weißt, dass ich jeden Job mache, den man mir gibt. Aber diese Idioten wollen mich zum Sündenbock für ihre Fehler machen.«
    Joe reagierte darauf, doch ich hörte es nicht, weil ich in etwas versank, was man nur Träumerei nennen konnte.
    Gertie Longman war dunkelhäutig und auf eine Art schwer, wie es die Filmstars in alten Zeiten gewesen waren. Die Eltern ihrer Mutter stammten aus der Dominikanischen
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