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Man lebt nur zweimal

Man lebt nur zweimal

Titel: Man lebt nur zweimal
Autoren: Heiner Lauterbach
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Weihnachtsvierteiler David Balfour übernommen hatte. Wir waren fast jeden Tag zusammen im Synchronstudio und haben auch sonst viele Sachen miteinander unternommen. Vor allem haben wir unglaubliche Mengen an Alkohol gemeinsam vernichtet. Ich war sein Trauzeuge und er war meiner bei der Hochzeit mit Katja Flint. Wir sehen uns nicht mehr oft, was ich schade finde. Aber wenn wir uns sehen, ist es für mich immer wie eine kleine Zeitreise. Wir nehmen uns in die Arme und sprechen von alten Zeiten. Wir sind Brüder im Herzen, so was ist schön. Ekki ist ein Mensch, der mir den Erfolg niemals neiden würde. Das wäre nicht seine Art. Die meisten Menschen sind leider anders.
    Egoismus und Neid sind die größten Probleme unter Freunden. Das ist wohl auch der Grund, weshalb sich mein romantisches Bild von einst im Lauf der Jahre gewandelt hat. Wenn man sich mit zwanzig Jahren oder noch früher kennenlernt, und man geht einen unterschiedlichen Weg – der eine ist erfolgreich in seinem Beruf und der andere nicht –, dann ist das ja grundsätzlich nichts Schlimmes. Dann ist das für den, der weniger Erfolg hat, natürlich meist schlechter zu ertragen als für den anderen, obwohl der den Freund mitunter durchfüttern und finanziell unterstützen muss. Dennoch ist das immer noch die deutlich angenehmere Position.
    Ich bin niemand, der das anspricht und mit seinen Freunden dann so psychologische Problemgespräche führt. Es würde vermutlich auch nichts bringen.
    Neid ist ja auch ein Gefühl, dass niemand offen zugibt. Zwar würden alle sagen, dass wir in einer Neidgesellschaft lebten und würden dass in einer Umfrage vermutlich auch so angeben. Aber neidisch sind immer nur die anderen. Es gibt so Zahlen, wonach nur sieben Prozent aller Menschen sich dazu bekennen, selbst hin und wieder neidisch zu sein.
    Ich selbst kann mitunter auch eifersüchtig oder gar neidisch sein auf Menschen. Obwohl man meinen sollte, dass es mir eigentlich ganz gut geht und ich keinen Grund dazu habe. Aber wenn man diese Veranlagung in sich trägt, und ich glaube, das tun wir in einem bestimmten Rahmen alle, dann findet jeder Mensch auf der Welt einen, dem er etwas neiden könnte. Ganz gleich, wie reich und schön und intelligent und erfolgreich er ist. Irgendjemand hat immer mehr.
    Es ist jedes Jahr nur eine ganz begrenzte Zahl von interessanten Rollen zu vergeben. Und wenn dann jemand eine tolle Rolle spielt, die ich auch hätte spielen können, dann kann mich das kurz wurmen. Wenn es ein Freund ist, ist es nicht unbedingt weniger schlimm, ein doofes Gefühl bleibt, da bin ich ganz ehrlich. Aber das wird dann dadurch abgemildert, dass man sich für den anderen freut, weil man ihn mag und ihm die Rolle gönnt. Trotzdem hätte man sie auch ganz gerne selbst gespielt.
    Wenn man den nicht so mag, der einem die Rolle wegschnappt, dann wird das doofe Gefühl durch nichts gemildert. Dann ärgert man sich höchstens, dass er es auch noch schlecht macht und die Leute von der Produktion so blöd sind, das nicht zu bemerken.
    Es ist nicht so, dass ich da stundenlang drüber nachgrübeln würde, aber man denkt dann schon mal: Na, die Pfeife hätten sie für die Rolle nicht besetzen müssen, das hätte ich denen besser gespielt. Klarer Fall von Neid? Okay, ich oute mich. Vielleicht folgen mir ja noch ein paar Leute. Denn, wie heißt es so schön? Einsicht ist der erste Weg zur Besserung. Und – so sehr ich mein Vaterland liebe – in dieser Beziehung haben wir Deutsche noch Luft nach oben.
    Letztlich wäre es doch viel schöner, seinen Freunden positiv und bestärkend entgegenzutreten. Das scheint aber nicht so leicht zu sein. Denn gerade in Freundschaften lassen sich viele Menschen eher von ihren schlechten Gefühlen leiten.
    Das beweisen Studien zu dem Thema. Neid gegenüber Freunden kann sogar noch größer sein als gegenüber Unbekannten. Das führt dazu, dass Menschen ihre eigenen Freunde in Experimenten tendenziell eher benachteiligen oder schlechter bewerten als Menschen, die sie nicht kennen.
    Das kommt daher, dass man sich so unmittelbar vergleichen kann. Der stärkste Neid entwickelt sich dort, wo zwei sich gleich stark bemühen, und der eine ist erfolgreich und der andere nicht. Das empfindet man dann als unfair.
    Vielleicht vergleichen sich einige Freunde von früher mit mir. Und dann können sie sich meinen Erfolg und ihren eigenen Miss- oder nur mäßigen Erfolg nicht erklären und entwickeln mir gegenüber schlechte Gefühle. Da hilft es auch
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