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Maltas Geheimnis

Titel: Maltas Geheimnis
Autoren: Hans Lebeck
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ihrer Meinung nach allerdings blendend zu ihrem Axel passte. Auch die Augenbrauen und Wimpern von Julia hätte sie gerne gehabt. Nur ihre eigenen Haare gefielen ihr besser. Julias waren ausgelaugt und an den Enden zersplisst, wahrscheinlich vom vielen Färben und Glätten. Plötzlich fiel ihr wieder ein, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte: Sie hatte von dem Ring geträumt.
    Wie auf Samtpfoten schlich sie durch den Raum und durchsuchte ihre Jeans. Als sie den Ring gefunden hatte, zog sie sich wieder in das Badezimmer zurück und begann, ihn mit einer kleinen Handbürste zu schrubben. Bräunliche Soße lief dabei über ihre Hände, aber sie konnte immer öfter einen goldenen Schimmer erkennen. Jedes Mal, wenn sie den Ring unter das laufende Wasser hielt, blitzte etwas mehr von dem edlen Metall auf. Nach einiger Zeit hatte sich fast der gesamte Dreck gelöst. Zufrieden musterte sie das Schmuckstück.
    Es handelte sich um einen ziemlich klobigen Herrenring. In die Innenfläche war etwas eingraviert, was sie nicht entziffern konnte. Dazu hätte sie eine Lupe benötigt. Das verdickte obere Ende war mit einem reliefartigen Zeichen versehen und machte dadurch den Eindruck eines Siegelrings. Bei dem Zeichen handelte es sich um einen vielzackigen Stern, in dessen Mitte ein kleines Kreuz prangte. Die Form des Kreuzes kannte sie nur allzu gut: In jedem Souvenirladen der Insel war es zu sehen. Es handelte sich um das achtspitzige Kreuz der Malteser.
    »Sehr filigran, diese Arbeit«, murmelte sie halblaut vor sich hin und setzte sich auf den geschlossenen Toilettendeckel. »Also kann der Gang erst nach 1530 verschüttet worden sein…«
    »Wieso?« fragte eine verschlafene Stimme von der Badezimmertür her.
    Alisha wäre vor Schreck beinahe vom Toilettendeckel gefallen. Vor ihr stand der gähnende Axel und starrte sie verwirrt an.
    »Wieso kann der Gang erst nach 1530 verschüttet worden sein? Und was machst du mitten in der Nacht für einen Lärm und sitzt hier herum? Wenn du musst, würde ich an deiner Stelle den Toilettendeckel hochklappen, sonst geht das nicht so gut.«
    Langsam fasste sie sich wieder. Sie hatte vergessen, die Badezimmertür zu schließen und dadurch offensichtlich Axel aufgeweckt.
    »Puh!«, stieß sie die Luft aus ihrer Lunge. »Hast du mich erschreckt! Du hättest dich bemerkbar machen können. Ich hab´ den Ring geputzt und dabei entdeckt, dass sich darauf ein Malteserkreuz befindet. Der Orden benutzt genau dieses Kreuz als Zeichen. Erst im Jahr 1530 hat der spanische König den Maltesern diese Insel geschenkt. Der Besitzer des Rings muss logischerweise erst später dort unten gestorben sein.«
    »Akzeptiert. Aber ist das wirklich wichtig?«
    »Das weiß ich nicht«, gab Alisha zu, »aber es könnte helfen, herauszubekommen, wann der Gang verschüttet wurde.«
    »Am besten klettern wir nochmal in die Höhle und suchen nach weiteren Gegenständen.«
    »Aha! Das ist also der wahre Grund, warum ihr noch mal dort hinunter wollt, ihr MöchtegernSchatzsucher!«
    Sichtlich verlegen schaute Axel auf den Boden. In diesem Moment sah er aus wie ein kleiner Junge, der bei einer Untat ertappt wurde. Dabei konnte sie ihn sogar sehr gut verstehen. Hatte sie nicht genau aus der gleichen Neugier heraus den Ring geschrubbt? In Wirklichkeit wäre sie sehr gern mitgegangen. Es war ihr einfach bloß zu gefährlich. Sie hatte schlicht und ergreifend Angst. Um ihr Leben und um das von Axel.
    Der nächste Tag zeigte wettermäßig das gleiche grauselige Bild wie der zuvor. Ein harter Nordwestwind brachte eine Regenwand nach der anderen heran und es schien, als würde sie sich ausschließlich über der kleinen Insel ergießen.
    Fröstelnd ging Alisha mit Axel in den Frühstücksraum. Und wieder mussten sie auf ihre Freunde warten. Diesmal schien es auch Axel überhaupt nicht witzig zu finden, dass sie fast eine halbe Stunde zu spät in der Kantine erschienen.
    »Ihr könnt wohl überhaupt nicht pünktlich sein«, blaffte er Jens und Julia an. »Wir haben doch heute ein Riesenprogramm!«
    »Ihr habt ein Riesenprogramm«, grinste ihn Julia an. »Ich werde mich im Hallenbad und im SpaBereich vergnügen. Ich denke an euch, wenn ich meine Fango-Packung bekomme und ihr da draußen in der Kälte herum stapft.«
    Axel erwiderte nichts und Alisha tat so, als wäre Julia Luft. Die Blicke, die Julia an einige der anwesenden männlichen Angestellten des Hotels schickte, machten sie nicht gerade sympathischer.
    »Armer Jens«, dachte sie,
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