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Maltas Geheimnis

Titel: Maltas Geheimnis
Autoren: Hans Lebeck
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hingedöst, doch jetzt war sie hellwach und auf den Beinen. Der Lärm kam aus dem Schlafzimmer! Stolpernd hastete sie aus der kleinen Küche ihrer Altbauwohnung. An der Türschwelle knallte sie mit dem Zeh gegen den Rahmen. Fluchend und auf einem Bein hüpfend gelangte sie zu der Tür schräg gegenüber und riss sie auf. Was sie sah verschlug ihr für einen Moment den Atem und ließ sie ihren schmerzenden Fuß vergessen. Sie sah ihren Freund Axel, der rücklings, wie ein Maikäfer, auf dem Doppelbett lag, die Arme in Siegerpose nach oben gestreckt, den Blick triumphierend gegen die Zimmerdecke gerichtet.
    »Ja! Ja! Ja! Ich hab´s geschafft!«, brüllte er mit sich leicht überschlagender Stimme. »Achtzehn Minuten und zweiundzwanzig Sekunden. Wenn nicht einer der blöden Haltebolzen abgerissen wäre, hätte ich es noch länger ausgehalten! Wuuhuu!«
    Alishas Blick wanderte Richtung Zimmerdecke und fiel auf ein faustgroßes Loch, aus dem immer noch etwas Staub und Schutt rieselte. Die Wände und die Decke des ungefähr drei Meter hohen Raumes waren mit bunten, verschieden großen Greifnoppen übersät. Kopfschüttelnd tippte sich Alisha gegen ihre Stirn und verließ den Raum. In der Tür drehte sie sich noch einmal um und sagte, die Augenbraue hochziehend: »Räum später auf, wenn du genug gefeiert hast.«
    Oh man, wie sie dieses verdammte Klettern nervte! Ansonsten war Axel doch so normal. Sie studierte mit ihm gemeinsam im siebten Semester Musik und hatte ihn an der Universität der Künste kennen und lieben gelernt. Seit fast drei Jahren lebten sie nun gemeinsam in einer billigen Berliner Altbauwohnung mit Ofenheizung – und seit gut zwei Jahren hatte er dieses bescheuerte Hobby.
    Schuld daran war dieser Jens. Sie hatten Jens vor Jahren bei einer musikalischen Lehrveranstaltung kennen gelernt und Axel und Jens hatten sofort einen Draht zueinander gehabt, –weniger auf künstlerischem Niveau, als auf fast allen anderen Ebenen: Hobbys, politische und religiöse Ansichten und den Hang, gelegentlich ausgelassen zu feiern. Zwar spielte auch Jens mehrere Instrumente, aber wie er immer versicherte: »Nur notgedrungener Weise, weil er das später vielleicht mal gut gebrauchen könnte.« Unbedingt nötig hatte er es ohnehin nicht – sein Vater versorgte ihn jeden Monat mit einer frischen, gut ausgestatteten Überweisung auf sein Bankkonto und bei seiner Oma hatte er wohl auch einen unbeschränkten Kredit.
    Axel war da anders – er musste für seinen Lebensunterhalt selbst sorgen, liebte alles, was mit Musik zu tun hatte und wollte unbedingt Dirigent werden.
    Die Stunden, wenn er Klavier spielte und sie dazu sang oder Geige spielte, waren die Momente, in denen sie ihn am innigsten liebte. Schaute sie dabei auf seine schlanken Hände, wie sie über die Tasten flogen, wuchs seine Anziehungskraft so sehr, dass sie sich kaum mehr konzentrieren konnte.
    Wenn da nur nicht sein bescheuertes Hobby wäre. Sie hatte sich sogar ihm zuliebe an diesem Sport versucht, und sie war gar nicht so schlecht gewesen, aber es hatte ihr einfach keinen Spaß gemacht.
    Und gerade dieses Hobby hatte letztendlich den Ausschlag gegeben, dass sie in zwei Tagen, gemeinsam mit Jens und dessen neuer Freundin Julia, für zehn Wochen während der Wintersemesterferien nach Malta fahren würden.
    Jens hatte es durch seine Beziehungen geschafft, dass sie in einem größeren Strandhotel in der Bucht von Sliema ein Engagement für diese Zeit hatten – sie mussten abends für die Gäste des Hauses musizieren und bekamen dafür freie Kost und Logis. Alisha wäre lieber mit Axel allein weggefahren - und schon gar nicht nach Malta. Sie hatte während ihrer Schulzeit auf dieser Insel 10 Monate verbracht. Ein Schüleraustausch, um fremde Sprachen und Kulturen kennenzulernen. Die Kultur hatte sie dabei allerdings nur am Rande interessiert – die Sprachen, Englisch und Maltesisch, ein Mischdialekt aus Arabisch und Italienisch und phönizische Rudimente umso mehr. Nach diesem Jahr sprach sie die beiden Sprachen perfekt und zusätzlich erlernte sie auch noch Arabisch: Ihre Gastfamilie stammte nämlich aus Tunesien. Sprachen bereiteten ihr ohnehin enormen Spaß. In der Schule hatte sie Englisch, Französisch und Spanisch gelernt, und später so nebenbei auch noch Italienisch und etwas Portugiesisch. Gerade um die letzte Sprache noch zu vertiefen, wäre sie viel lieber nach Portugal gefahren - aber es war nichts zu machen: Die beiden Jungs waren angeblich wild
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