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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 05. Zaertliche Suenderin
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manchmal sogar. Kelsey wäre es fast lieber gewesen, wenn ihre zwölfjährige Schwester sie mit Hunderten von Fragen bestürmt hätte, die sonst immer ihre Geduld auf eine harte Probe stellten. Aber Jean trau-erte immer noch vergangenen Zeiten nach.
    Und was wäre, wenn Kelsey von dem Besuch in Kettering gar nicht mehr zurückkehren könnte? Nun, darü-
    ber wollte sie sich später Gedanken machen.
    Würde sie ihre Tante Elizabeth oder ihre Schwester jemals wiedersehen? Würde sie es überhaupt wagen, ihnen unter die Augen zu treten, wenn sie die Wahrheit entdecken sollten? Sie wußte ganz genau, daß nichts für sie jemals wieder so sein würde wie vorher.

2
    »Kommen Sie, Schätzchen, es ist an der Zeit.«
    Kelsey starrte den großen, dünnen Mann an, der in der Tür stand. Man hatte ihr gesagt, sie solle ihn Lonny nennen, der einzige Name, der ihr genannt wurde, als man sie ihm gestern übergeben hatte. Er war der Besitzer des Hauses – der Mann, der sie an den höchsten Bieter verkaufen würde.
    Nichts an ihm wies darauf hin, daß er einen laster-haften Handel trieb. Er zog sich wie jeder bessere Herr an. Er sah ansprechend aus. Er redete kultiviert –
    zumindest,
    solange
    Onkel
    Elliott
    dagewesen
    war.
    Kaum war ihr Onkel gegangen, verfiel Lonny gelegentlich in eine nicht so kultivierte Sprechweise und verriet damit seine wahre Herkunft. Jedoch blieb er höflich und nett.
    Er hatte ihr sehr sorgfältig erklärt, daß ihr, da eine so große Summe Geld für sie gezahlt würde, nicht die Möglichkeit
    offenstünde,
    die
    Vereinbarung
    aufzuhe-
    ben, wie eine normale Mätresse das tun konnte. Der Gentleman, der sie kaufte, mußte die Garantie bekommen, daß er den Gegenwert seines Geldes so lange erhielt, wie er es wünschte.
    Sie hatte einwilligen müssen, aber es kam ihr vor wie Sklaverei. Sie mußte bei dem Mann bleiben, ob sie ihn nun mochte oder nicht, ob er sie gut behandelte oder nicht – bis er sie nicht mehr wollte.
    »Und wenn ich es nicht tue?« hatte sie gefragt.
    »Nun, Schätzchen, du willst doch nicht wirklich herausfinden, was dann passiert«, hatte er zu ihr gesagt, und das in einem solchen Ton, daß sie sich regelrecht bedroht fühlte. Dann hatte er ihr mit tadelnder Stimme weitere Erklärungen gegeben, als ob sie das alles schon wissen
    müsse.
    »Ich
    garantiere
    persönlich
    für
    die
    Arrangements, die ich treffe, und ich kann es mir nicht leisten, daß mein Ruf durch die Launen eines Mädchens ruiniert wird, das später entscheidet, daß sie den Handel, den man mit ihr gemacht hat, nicht mag. Niemand würde an diesen Auktionen teilnehmen, wenn das der Fall wäre, oder?«
    »Haben Sie viele solcher – Auktionen?«
    »Das wird die vierte Versteigerung sein, die hier statt-findet, allerdings bist du die erste aus einer vornehmen Familie. Die meisten Adligen, die sich in deiner Lage befinden, schaffen es, ihre Töchter an reiche Ehemänner zu verheiraten, um ihre Schwierigkeiten beizulegen.
    Eine Schande, daß dein Onkel nicht versucht hat, eine passende Partie für dich zu finden. Du siehst mir nicht so aus wie die typische Mätresse.«
    Sie hatte nicht gewußt, ob sie das als Kompliment oder als Beleidigung auffassen sollte, und so erwiderte sie nur: »Es war nicht mehr genug Zeit, um eine Ehe zu arrangieren, wie mein Onkel Ihnen bereits gesagt hat.«
    »Ja, aber es ist trotzdem eine Schande. Nun, sollen wir dich jetzt für die Nacht unterbringen? Du wirst erst morgen abend vorgestellt werden, damit ich Zeit habe, die Herren zu benachrichtigen, die an dir interessiert sein könnten. Hoffentlich hat eins meiner Mädchen etwas Passendes für dich zum Anziehen. Eine Mätresse muß auch aussehen wie eine Mätresse, wenn du verstehst, was ich meine, und nicht wie die Schwester von irgend jemand.« Er musterte sie kritisch. »Dein Kleid mag ja hübsch sein, Schätzchen, aber es ist eher was für eine Teegesellschaft im Garten. Oder hast du etwas Geeignetes mitgebracht . .?«
    Sie hatte verneinen müssen, beschämt, daß sie so – damenhaft aussah.
    Er seufzte. »Na ja, wir finden schon was«, hatte er gesagt und sie dann aus der Empfangshalle nach oben in ein Zimmer gebracht, in dem sie die Nacht verbringen konnte.
    Wie der Rest des großen Hauses war auch dieses Zimmer geschmackvoll eingerichtet, und sie hatte eine höf-liche Bemerkung darüber gemacht. »Sehr hübsch ...«
    »Hattest du etwas Billiges erwartet?« Lächelnd hatte er ihren Blick erwidert. »Ich beliefere die oberen
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