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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 05. Zaertliche Suenderin
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herauszufinden, ob dieser an einer jungen Frau interessiert wäre. Die Antwort war gewesen:
    »Ich könnte das Mädchen nicht heiraten, aber ich brauche eine neue Mätresse, und ich würde dir ein paar Pfund dafür zahlen, wenn sie geneigt wäre ...«
    So war es zu dem Gespräch über Mätressen statt Ehefrauen gekommen. Ein paar reiche Herren würden offensichtlich sehr gut für eine junge, frische Geliebte zahlen, die sie bei ihren Freunden vorzeigen könnten; vor allem für ein Mädchen, das noch nicht die Runde bei diesen Freunden gemacht hatte – und daß sie sogar noch mehr bezahlen würden, wenn sie unschuldig wäre.
    Er hatte die Saat sorgfältig gelegt, hatte ihr die Lösung aufgezeigt, ohne sie direkt zu bitten, sich selbst zu opfern. Sie war völlig schockiert gewesen von dem Gerede über Geliebte, über die Situation und die Aus-wirkungen auf die Familie. Die Vorstellung machte sie ganz krank, aber alles wurde überdeckt von der ver-zweifelten Sorge um Jean und daß dies deren Chancen im Hinblick auf eine standesgemäße Heirat verderben konnte.
    Kelsey wäre es vielleicht möglich gewesen, eine Stelle zu finden, allerdings kaum eine mit einem Verdienst, der sie weit über die Armutsgrenze hinausheben würde, vor allem, wenn die ganze Familie davon ernährt werden sollte. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß Tante Elizabeth arbeitete, und Elliott, nun ja, er hatte bereits deutlich bewiesen, daß man sich nicht darauf verlassen konnte, daß er es lange in einer Stellung aushielt.
    Die Vorstellung, daß ihre kleine Schwester auf der Straße betteln müßte, hatte Kelsey schließlich dazu be-wogen, ihren Onkel, wenn auch in entsetztem Flüsterton, zu fragen: »Kennst du einen Mann, der bereit wäre ... genug zu zahlen, wenn ich ... wenn ich zu-stimmte, seine Mätresse zu werden?«
    Elliott hatte sehr hoffnungsvoll und verdammt erleichtert dreingeblickt, obwohl er ihr antwortete: »Nein, ich kenne keinen. Aber ich kenne einen Ort in London, an dem die reichen Herren häufig verkehren, einen Ort, an dem du vorgestellt werden kannst, um ein hervorragendes Angebot zu bekommen.«
    Sie hatte eine Zeitlang schweigend dagestanden und über
    diese
    schwerwiegende
    Entscheidung
    nachgedacht;
    ihr war übel geworden bei dem Gedanken, daß dies tatsächlich ihre einzige Möglichkeit sein sollte. Elliott war der Schweiß ausgebrochen, bis sie endlich zustimmend genickt hatte.
    Und dann hatte er versucht, sie zu trösten, als ob sie überhaupt zu trösten gewesen wäre. »Es wird nicht so schlimm werden, Kelsey, wirklich nicht. Eine Frau kann auf diese Weise ein Vermögen machen, wenn sie es klug anfängt, genug Geld verdienen, um unabhängig zu werden – oder sogar, um später noch zu heiraten, wenn sie es möchte.«
    Das stimmte keineswegs, und sie beide wußten es. Ihre eigenen Chancen auf eine gute Heirat wären für immer vorbei. Das Stigma würde bis ans Ende ihrer Tage an ihr haften bleiben. In der eleganten Gesellschaft würde sie nie wieder willkommen sein. Aber dieses Kreuz mußte sie tragen. Zumindest ihre Schwester könnte dann auf die Zukunft hoffen, die sie verdiente.
    Immer noch geschockt, weil sie zugestimmt hatte, schlug sie vor: »Ich überlasse es dir, Tante Elizabeth alles zu sagen.«
    »Nein! Nein, sie darf das nicht wissen! Sie würde es niemals erlauben. Aber ich bin sicher, daß dir etwas Vernünftiges einfällt, um ihr deine Abwesenheit zu er-klären.«
    Das sollte sie auch noch machen? Wo sie doch kaum an etwas anderes als den entsetzlichen Handel denken konnte, in den sie eingewilligt hatte?
    Als sie ihn verließ, war sie beinahe selbst so weit, daß sie die Flasche Schnaps hätte leeren können. Trotzdem war ihr schnell eine fadenscheinige Entschuldigung eingefallen. Sie hatte Tante Elizabeth erzählt, daß Anne, eine ihrer Freundinnen aus Kettering, ihr geschrieben habe, sie sei ernsthaft krank, und die Ärzte gäben ihr nicht mehr viel Hoffnung. Kelsey müsse sie natürlich sofort besuchen und sie, so gut es ging, trösten. Und Onkel Elliott habe ihr angeboten, sie zu begleiten.
    Elizabeth hatte nichts gemerkt. Kelseys Blässe führte sie auf die Sorge um die Freundin zurück. Und Jean hatte sie Gott sei Dank nicht wie üblich mit unzähligen Fragen gequält, weil sie sich gerade an den Namen dieser speziellen Freundin nicht erinnern konnte. Außerdem war Jean im vergangenen Jahr sehr viel reifer geworden. Eine Tragödie in der Familie unterbrach oft genug die Kindheit, beendete sie
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