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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 05. Zaertliche Suenderin
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wie zum Beispiel, daß seine Mutter davongelaufen sei, daß sie sich zu sehr geschämt und nicht gewollt habe, daß er erführe, wer sie sei; daß sie nichts mit dem Sohn, den sie geboren hatte, zu tun haben wollte. Alles andere wäre leichter zu ertragen gewesen als die Tatsache, daß sie die ganze Zeit über in seiner Nähe gewesen war und er nichts davon gewußt hatte.
    Er machte sich auf die Suche nach seinem Vater, obwohl er sich wahrscheinlich erst einmal hätte beruhigen müssen. Kelsey hatte ihm letzteres vorgeschlagen und versucht, ihn davon abzuhalten, noch an diesem Abend nach Haverston zurückzukehren.
    Aber er war zu aufgebracht, um Vernunft anzunehmen.
    Und je mehr er darüber nachdachte, desto zorniger wurde er. Nein, er konnte sich nicht beruhigen, zumindest nicht, bis er ein paar Antworten erhalten hatte.
    Er fand seinen Vater nicht in seinem Zimmer und auch sonst nirgendwo im Haupthaus. Entweder war er nicht da, oder er war bei Molly. Derek nahm letzteres an und begab sich in den Dienstbotenflügel.
    Er brauchte nicht zu fragen, welches ihr Zimmer war. Als Kind war er häufig dort gewesen und hatte Molly alle seine Kümmernisse erzählt. Jetzt kam ihm das nur zu natürlich vor.
    Und er hatte recht. Er hörte ihre Stimmen, noch bevor er klopfte. Die Stille danach war noch bezeichnender.
    Molly kam an die Tür, offensichtlich überrascht. »Derek! Hat Kelsey dir gesagt, daß ich mit dir reden wollte?«
    Er trat ins Zimmer. Jason war nicht da, und es gab auch keine Stelle in dem Zimmer, wo sich ein so großer Mann hätte verstecken können. Aber er hatte doch die Stimme seines Vaters gehört, das hatte er sich bestimmt nicht eingebildet.
    Er blickte Molly an. »Nein, sollte sie mir das sagen?«
    »Nun ja, eigentlich nicht«, entgegnete sie, wobei ihr auffiel, daß sein Gesichtsausdruck so angespannt war, daß etwas nicht stimmen konnte. Argwöhnisch fügte sie hinzu: »Was tust du dann hier so spät, Derek?«
    Er antwortete nicht. Statt dessen rief er durchs Zimmer.
    »Du kannst herauskommen, Vater! Ich weiß, daß du da bist.«
    Molly keuchte auf. Einige Augenblicke vergingen, in denen Jason sich überlegte, ob er sich zu erkennen geben sollte oder nicht. Und dann öffnete sich eine Tapetentür, was Derek an die verborgene Tür in Ashfords Horrorkabinett erinnerte.
    »Wie praktisch«, schnarrte Derek. »Ich nehme an, sie führt über einen Gang in dein Zimmer?« fragte er seinen Vater und erhielt ein knappes Nicken als Antwort.
    »Nun, das erklärt, wie du es geschafft hast, diese Affäre so lange geheimzuhalten.«
    »Ich nehme an, du bist ärgerlich, weil ich mit dem Mädchen geredet habe?« fragte Jason.
    »Nein. Mir wäre es zwar lieber gewesen, du hättest sie in Ruhe gelassen, aber es hat mich nicht überrascht, daß du das Bedürfnis danach hattest.«
    »Dann bist du ärgerlich, weil ich mit dir sprechen wollte?« fragte Molly.
    »Überhaupt nicht.«
    »Derek, ein Blinder kann sehen, daß du wütend bist«, bemerkte Jason.
    »O ja, das bin ich«, erwiderte Derek kalt und beherrscht. »Ich kann mich nicht erinnern, jemals so wü-
    tend gewesen zu sein. Aber man findet ja auch nicht jeden Tag heraus, daß die Mutter, von der man glaubte, sie sei tot – durchaus am Leben ist!«
    Jason seufzte, traurig und geschlagen. Molly wurde kreidebleich.
    »Wie hast du es herausgefunden?« flüsterte sie.
    »Kelsey ist die Ähnlichkeit aufgefallen, als du heute abend mit ihr gesprochen hast, und ihr hat niemand jemals gesagt, daß meine Mutter tot sei. Wahrscheinlich kann ein Außenseiter, der keinen von uns vorher gesehen hat, Ähnlichkeiten feststellen, die denen, die uns seit Jahren kennen, nicht auffallen.« Finster starrte er seinen Vater an. »Warum hast du es mir nie gesagt?«
    Molly antwortete ihm an seiner Stelle. »Ich habe es nicht zugelassen.«
    »Mach dir doch nichts vor, Molly . . oder sollte ich Mutter sagen? Niemand hält Jason Malory davon ab, das zu tun, was er für richtig hält.«
    »Das sind Allgemeinplätze, Derek, aber hier ging es um etwas anderes. Dein Vater wollte dir die Wahrheit sagen, glaub mir. Selbst vor kurzem, als Frances drohte, dir alles zu erzählen, wenn er nicht in die Scheidung einwilligte, wollte er es dir sagen.«
    »Frances wußte es?«
    »Offensichtlich,
    allerdings
    weiß
    der
    Himmel,
    wann
    oder wie sie es herausbekommen hat. Aber ich habe ihn davon überzeugt, daß es jetzt zu spät sei, die ganze Geschichte zu erzählen.«
    »Deshalb hast du also in die
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