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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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seiner Schwäger, da das seine sanfte Stimmung sofort zunichte gemacht hätte. James war ein glücklicher und zufriedener Mann, wenn seine kleine George in Reichweite war, und jetzt war sie ihm gerade sehr nahe. Seine Hände und seine Lippen wanderten genußvoll über ihren Körper, während seine Gedanken zu dem Ball zurückkehrten, den sie heute abend besucht hatten.
    Ein verdammter Ball, eine Art von Veranstaltung, die er vor seiner Heirat um nichts in der Welt besucht hätte, doch er glaubte, als Ehemann einige Kompromisse eingehen zu müssen. Seine älteren Brüder hatten darauf bestanden, daß er an dem Ereignis teilnahm, doch das war nicht ausschlaggebend gewesen, denn er hatte nie auf sie gehört und würde es auch in Zukunft nicht tun. Aber Georgina hatte darauf gepocht, und das war der springende Punkt gewesen. Er tat ihr so gerne einen Gefallen.
    Und er hatte sich dann sogar amüsiert, unter anderem wegen der Spötteleien seines Bruders Anthony, der sich über jeden der jungen Gecken, die um Amy herumscharwenzelten, lustig machte, vor allem, weil Anthony ihm schon früher verkündet hatte: »Die überlasse ich dir, altes Haus, nachdem du bei Reggies Debütantinnenball nicht dabei warst. Gerechtigkeit muß sein, und Reggie hat mir genug Sorgen bereitet, vor allem, als sie ihr Herz an diesen Schurken von Eden verlor. Sie hat mich daran gehindert, ihn zu erschießen, und nun, da sie mit ihm verheiratet ist, ist es zu spät.«
    Außer der Tatsache, daß Reggie den Burschen geheiratet hatte, gab es für James noch weitere Gründe, Nicholas Eden nicht zu mögen, aber das war eine andere Geschichte. Sie behauptete, sich in ihn verliebt zu haben, weil er sie so an sie, ihre geliebten Onkel Anthony und James, erinnerte. Das aber machte es ihrem Ehrenkodex gemäß nur noch schlimmer, denn einer ihresgleichen war für ihre Reggie nicht gut genug.
    Doch weder James noch Anthony konnte Nicks Verhalten gegenüber Reggie beanstanden, zumindest jetzt nicht. Zwar hatte er das erste Jahr ihrer Ehe wirklich verpfuscht, inzwischen aber war Nicholas ein idealer Gatte geworden. Daß sie diesen Kerl nie richtig mögen würden, war eher eine Grund-satzfrage.
    Jetzt war eine andere ihrer Nichten in die Gesellschaft eingeführt worden, und obwohl James und Anthony sich nicht um sie hatten kümmern müssen wie um Reggie, die mit zwei Jahren ihre Eltern verloren hatte, glich Amy mit ihren pechschwarzen Haaren und ihren kobaltblauen Augen Reggie so sehr, daß man die beiden für Schwestern halten konnte. Und das machte die Sache so verdammt schwierig. Auf jeden Fall war Anthonys Beschützerinstinkt erwacht, so sehr er das auch zu leugnen versuchte. Und auch James hatte mit gemischten Gefühlen beobachtet, wie all die Dandys und jungen Schwerenöter sich fast überschlugen, um Amys Aufmerksamkeit zu erhaschen. Das ging sogar so weit, daß James sich plötzlich nicht mehr wünschte, Georgina würde ihn mit einer so reizenden Tochter wie Anthonys und Roslynns kleine Judith beglücken.
    »Bist du wach, George?« fragte James schläfrig.
    »Ja, wir beide, das Baby und ich, sind wach.«
    Er richtete sich auf und strich zärtlich über die Wölbung ihres Bauches, wobei er einen leichten Tritt an seiner Handflä-
    che verspürte. Ihre Blicke begegneten sich, und sie lächelten.
    James war jedesmal zutiefst gerührt, wenn er spürte, wie sich sein Baby im Leib seiner Frau bewegte. »Das war nur ganz sanft«, meinte sie.
    Er grinste jetzt von einem Ohr zum anderen. »Dann wird er schon bald in den Ring steigen können.«
    »Er? Ich dachte, du wünschst dir ein Mädchen.«
    »Hab’ heute abend meine Meinung geändert«, schnaubte er verächtlich. »Es reicht, wenn sich Tony und Eddie um ihre Töchter Sorgen machen.«
    Georgina, die ihren Mann stets durchschaute, lächelte.
    »Amy war heute abend bezaubernd, nicht wahr?«
    Statt auf ihre Frage zu antworten, sagte er: »Ich frage mich bloß, wie zum Teufel mir das entgehen konnte, wo sie doch in letzter Zeit mehr bei uns als zu Hause ist.«
    »Dir ist nicht entgangen, daß sie hübsch ist; dir ist entgangen, daß sie bezaubernd ist«, sagte sie bedeutungsvoll. »Dir als ihrem Onkel sollte auch gar nicht auffallen, daß sie an den richtigen Stellen runder geworden ist. Charlotte hat sie schließlich mit Absicht in diese mädchenhaften hochgeschlos-senen Kleider gesteckt.«
    »Mein Gott«, sagte er plötzlich erschrocken, und seine grü-
    nen Augen weiteten sich, »glaubst du, daß Jeremy das auch
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