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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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du, der große Skeptiker, mir das jetzt glaubst. Bist du nur gekommen, um mir das Hinterteil zu versohlen?«
    »Nein, ich bin gekommen, um dir mitzuteilen, daß ich morgen abreise.«
    Es war, als bohrten sich spitze Pfeile in ihr Herz. Sie glitt von seinem Schoß und wünschte, er würde sie zurückhalten.
    Aber er tat es nicht.
    »Das dachte ich mir schon«, sagte sie.
    »Du versuchst nicht, mich umzustimmen?«
    Amy horchte auf. »Soll ich es denn versuchen?«
    »Es würde nichts nützen«, sagte er beharrlich.
    »Das weiß ich. Und ich mache mir keine Illusionen mehr.
    Mir ist klargeworden, daß ich mich nicht sehr fair dir gegen-
    über verhalten habe, daß ich mir nicht ein einziges Mal Gedanken über deine Gefühle gemacht habe. Ziemlich egoistisch, findest du nicht?«
    Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Ihre Worte berührten ihn merkwürdig und ließen ihn gleichzeitig zusammenzucken. »Was sagst du da, Amy? Du gibst doch nicht etwa auf?«
    Sie drehte sich um und begann zu weinen. Das tat nun wirklich weh. »Was bleibt mir denn anderes übrig?«
    Plötzlich stand er hinter ihr, packte sie bei den Schultern und drehte sie zu sich um.
    »Verdammt, du kannst mich doch nicht aufgeben!«
    »Was?«
    Das wollte er eigentlich gar nicht sagen. Er konnte sich nicht erklären, wie ihm diese Worte herausgerutscht waren.
    »Ich meinte damit nicht ...«
    »Nein, nein, natürlich nicht«, unterbrach sie ihn und schlang die Arme um seinen Hals. »Nein, Warren Anderson, das nimmst du nicht zurück. Du hast dich verraten, und nun möch-te ich es noch einmal aus deinem Munde hören.«
    Er schaute einen Augenblick mürrisch drein. Er hatte seine Wut als Vorwand benutzt, um hierherzukommen, und jetzt war es an der Zeit, dies einzugestehen. Sie lächelte ihn abwartend an, und in ihren Augen sah er all das, was sie ihm für die Zukunft versprochen hatte: Lachen, Glück, Liebe ... Er konnte nicht länger leugnen, daß auch er es wollte, genauso sehr, wie er sie wollte.
    Auf einmal fiel es ihm gar nicht mehr so schwer, ihr das zu sagen, wogegen er sich immer gesträubt hatte, was er nie gewollt hatte: »Wir werden heiraten.«
    Sie überraschte ihn mit ihrem Kopfschütteln.
    »Nein, werden wir nicht, zumindest nicht, solange du mich nicht ausdrücklich darum bittest.«
    »Amy!«
    »Du kannst froh sein, daß du mich nicht auf Knien bitten mußt«, fügte sie unnachgiebig hinzu. »Nun?«
    »Willst du mich heiraten?«
    Sie holte tief Luft und ließ ihn noch etwas zappeln. »Und weiter?«
    »Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, aber du hast dich in mein Herz, in meinen Verstand, und ich fürchte sogar, in meine Seele eingeschlichen.« Und er sagte die Wahrheit. Sie konnte es an seinen Augen ablesen und an seinem Mund, mit dem er sie unbeschreiblich anlächelte, bevor er sanft, ja beinahe ehrfürchtig hinzufügte: »Ich liebe dich, Amy. Ich glaube, ich kann keinen Tag mehr ohne dich leben.«
    Sie schmiegte sich an ihn, seine Arme umschlangen sie noch fester, und mit sanfter Stimme sagte sie: »War das so schwer?«
    »Mein Gott, ja«, seufzte er, aber so schwer war es nun auch wieder nicht gewesen.
    »Es wird leichter werden, ich versprech’s dir.«
    Er zweifelte nun nicht mehr daran, aber nach all dem, was er ihr angetan hatte, hielt er doch den Atem an, als er sie fragte:
    »Wie lautet deine Antwort?«
    Amys Glück und ihre Liebe zu ihm waren zu groß, als daß sie ihn länger auf die Folter spannen konnte. »Die Antwort habe ich dir schon vor Monaten gegeben, du wolltest sie nur nicht hören, du Dickschädel.«
    Warren machte seiner Erleichterung in einem fröhlichen Lachen Luft, drückte Amy noch fester an sich und gab ihr einen Kuß, daß der Boden unter ihren Füßen zu schwanken schien.
    Kapitel 44
    Zur offiziellen Bekanntgabe der Verlobung lud Charlotte Freunde und Verwandte zu einem großen Festessen ein. In der Familie hatte sich die freudige Nachricht natürlich schon längst herumgesprochen – nur die Ehefrauen von Anthony und James hatten ihre liebe Mühe und Not, die beiden Männer zum Mitkommen zu bewegen.
    Doch als sie einmal dort waren, machten sie gute Miene zum bösen Spiel. Anthony wurde sogar dabei beobachtet, wie er Warren die Hand schüttelte, um ihm zu gratulieren. Was er ihm allerdings sagte, das diesen in schallendes Gelächter ausbrechen ließ, blieb der Phantasie des Beobachters überlassen.
    Dreimal im Laufe des Abends bedrängte Jeremy seine Cousine mit der Frage, ob sie nun wirklich sicher
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