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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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wieder verworfen. Nein, er will mich heiraten.«
    »Was?«
    Amy nickte. »Genau das.«
    »Er hat dich gefragt?«
    »Nein, aber er hat gewisse Andeutungen gemacht. Ich glaube, er will sich damit noch Zeit lassen, bis Warren ankommt.«
    »Was hat Warren damit zu tun?«
    »Ziemlich viel. Weißt du nicht mehr, was du mir von dem Mann erzählt hast? Er und Warren waren schon als Kinder erbitterte Feinde, haben sich um alles und jedes gestritten.
    Warren wollte Marianne, und Steven hat sie ihm weggenom-men. Steven glaubt, Warren will mich, also will er mich auch.«
    »Klingt logisch«, gab Georgina zu. »Aber warum machst du das alles mit?«
    »Warren zuliebe.«
    »Wie bitte?«
    Amy grinste in Georginas verwirrtes Gesicht und erklärte dann: »Meine Methode hat nicht funktioniert, Tante George.
    Mit meiner Ehrlichkeit und Offenheit habe ich nichts ausrichten können. Also versuche ich es auf die altmodische Art – mit Eifersucht.«
    »O Gott, das wird nicht funktionieren, solange Steven im Spiel ist.«
    »Im Gegenteil, das ist ein zusätzlicher Trumpf. Ich werde Warren den Grund dafür liefern, seinen Rivalen herauszufor-dern, damit er endlich die alte Verbitterung loswerden kann.«
    Georgina seufzte, sah sie sich doch gezwungen, Amy zu verletzen. »Das würde aber voraussetzen, daß Warren dich will. Wie kannst du dich immer noch dieser Hoffnung hinge-ben nach allem, was in Bridgeport geschehen ist?«
    »Du hast recht. Vielleicht interessiert es ihn gar nicht, wenn ich Steven heirate. Trotzdem werde ich meiner inneren Stimme folgen.«
    »Es ist durchaus denkbar, daß er gar nicht nach London zurückkehrt. Er hätte jedenfalls keinen Grund dazu.«
    »Er wird kommen«, sagte Amy knapp.
    »Wie kannst du nur so sicher sein? Gut, ich weiß schon.«
    Georgina schüttelte den Kopf. »Deine innere Stimme.«
    Niedergeschlagen kehrte Georgina zum Berkeley Square zurück. Sie war fest davon überzeugt, daß Amy eine große Enttäuschung bevorstand. Wenn sie ihren Bruder richtig einschätzte, und davon ging sie aus, würde er sich ans andere Ende der Welt zurückziehen, um dem Mädchen möglichst fern zu sein. Um so überraschter war sie, als sie plötzlich Warrens erregte Stimme aus James’ Zimmer vernahm.
    »Warum unternimmst du nichts?« hörte sie ihn sagen. »Sie macht sich doch nur lächerlich!«
    »Mir scheint eher, sie hat endlich Vernunft angenommen«, sagte James leichthin. »Denn deinetwegen hat sie sich lächerlich gemacht.«
    »Ist dir überhaupt klar, wer dieser Mann ist? Er hat eine Frau geheiratet und sie gezwungen, ein Kind zu bekommen, nur um sich an mir zu rächen. Aus demselben Grund ist er jetzt hinter Amy her. Weil er glaubt, mich damit treffen zu können, wenn er sie für sich gewinnt.«
    »Wird es so sein?«
    »Das geht dich nichts an, Malory«, gab Warren wütend zurück und fuhr sich nervös durchs Haar, bevor er hinzufügte: »Wenn ich auf diesen Addington treffe, kann ich mich nicht beherrschen. Ich bringe ihn wahrscheinlich eigenhändig um.«
    »Ich weiß nicht, was du von mir erwartest, Yankee. Es hat sich ja bereits gezeigt, daß Amy in Herzensangelegenheiten nicht auf gutgemeinte Ratschläge hört.«
    »Dann halte ihn ihr vom Leib! Als ihr Onkel hättest du das ohnehin längst tun sollen. Warum hast du es nicht getan?«
    »Weil ich nicht wußte, daß der Kerl dein persönlicher Feind ist. Und selbst wenn ich es gewußt hätte, hätte es mich nicht all-zusehr beeindruckt. Sein Verhalten auf der Reise hierher war tadellos.«
    »Ich habe dir doch gesagt, wozu er fähig ist.«
    »Das ist reine Spekulation. Hast du auch Beweise?«
    »Seine geschiedene Frau hat mir die ganze Geschichte vor meiner Abreise gebeichtet. Wie er sie dafür bezahlt hat, mir nachzustellen, bis ich um ihre Hand anhielt, nur um dann von ihr sitzengelassen zu werden. Wie sie ein Kind bekam und mich glauben ließ, daß ich der Vater sei. Das alles gehörte zu seinem Plan, ebenso wie die Heirat und das Versprechen, sich wieder scheiden zu lassen.«
    James schnaubte verächtlich. »Und du erwartest von mir, zu glauben, was eine geschiedene Frau dir erzählt, die sicher einen heimlichen Groll gegen diesen Mann hegt?«
    »Dann geh doch zur Hölle!« schrie Warren und stürmte aus dem Zimmer, wo er gerade noch ein kurzes »Georgie« hervor-brachte, als er seine Schwester an der Tür bemerkte.
    Ohne Warren eines Blickes zu würdigen, ging sie schnurstracks auf ihren Mann zu und fragte: »Was zum Teufel ist los mit dir, James? Du hättest
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