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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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bemerkt hat und sie deshalb so mag?«
    Georgina mußte lachen und hätte ihm gern einen Rippenstoß verpaßt, ihr Bauch aber hinderte sie daran. »Du bist unmöglich, James. Wie kannst du diesem süßen Bengel deine eigenen lü-
    sternen Neigungen unterstellen? Er ist doch schließlich erst achtzehn.«
    Seine goldblonde Braue hob sich, eine Angewohnheit, die ihr einst so verhaßt und jetzt doch so teuer geworden war.
    »Süß?« rief er. »Mein Sohn? Benimmt sich mit achtzehn wie ein Dreißigjähriger, dieser Lump.«
    Sie mußte zugeben, daß Jeremy älter aussah, als er war. Er hatte bereits die Größe seines Onkels Tony erreicht, war also etwas größer als sein Vater, besaß aber dessen Brustumfang, was ihn im Vergleich zu den jungen Männern seines Alters viel reifer wirken ließ. Das behielt sie indessen lieber für sich, denn der Vater war bereits allzu stolz auf seinen Sohn.
    »Du brauchst dir nun wirklich keine Gedanken über Jeremy und Amy zu machen. Ich weiß genau, daß sie nur gute Freunde sind. Außerdem sind die beiden gleich alt. In ein paar Wochen wird Amy auch achtzehn. Ich verstehe nur nicht, warum Charlotte nicht diese wenigen Wochen abgewartet hat, um Amy offiziell einzuführen.«
    »Dafür dürfte Eddie gesorgt haben. Er ist so nachgiebig, wenn es um seine Mädchen geht, und das ist, wenn man’s recht bedenkt, nicht, was Amy jetzt braucht.«
    Nun hob Georgina eine Braue. »Willst du jetzt etwa auch noch diese Nichte unter deine Fittiche nehmen?«
    »Nicht im Traume denke ich daran«, erwiderte er trocken.
    »Meine Spezialität sind Jungen, das weißt du doch, und ich freue mich viel zu sehr auf den nächsten, um mir auch noch über Eddies Jüngste den Kopf zu zerbrechen.«
    Georgina hatte da ihre Zweifel, wußte sie doch, wie ernst er damals Reggies Erziehung genommen hatte. Als ihm in seinen Piratentagen nicht genügend Zeit für sie geblieben war, hatte er sie einfach heimlich für mehrere Monate mit auf See genommen, was zu der jahrelangen Entzweiung mit seinen Brüdern und zu seiner Enterbung geführt hatte. Aber Reggie war die Lieblingsnichte, weil alle sie wie eine Tochter betrachtet hatten.
    Vielleicht würden James und Anthony die junge Amy wirklich der Fürsorge ihres eigenen Vaters überlassen, vor allem, weil Edward auch mit seinen anderen vier Kindern gut zurechtgekommen war ...
    »Wenn du jetzt plötzlich doch lieber einen Sohn möchtest –
    was, wenn es nun ein Mädchen wird?«
    Er drückte ihr einen Kuß auf den Bauch, schaute grinsend zu ihr auf und sagte verschmitzt: »Ich werd’s immer wieder versuchen, George, immer wieder. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Daß sie noch lange im Bett bleiben und sich ein zweites Mal zerstreuen würden, darauf konntesie sich ebenso verlassen.
    Kapitel 3
    Nur einen Häuserblock nördlich vom Berkeley Square bereitete sich Amy Malory zum Schlafengehen vor. Im Spiegel ihres Frisiertisches, vor dem sie ihr langes, pechschwarzes Haar bürstete, beobachtete sie ihre Mutter, die der alten Agnes half, die Festkleider wegzuräumen. Während sie geschäftig umher-eilte, ließ sie sich über einen zerrissenen Strumpf, einen arg ramponierten Schuh und die schmutzigen rosafarbenen Hand-schuhe aus.
    Lange schon hatte Amy ihren Vater um eine eigene Zofe bitten wollen. Ihre beiden älteren Schwestern, Clare und Diana, hatten jede eine für sich gehabt und nach ihrer Eheschließung mit in den neuen Haushalt genommen. Amy indes hatte sich immer eine mit anderen teilen müssen, und jetzt war nur die alte Agnes übriggeblieben, die ihrer Mutter Charlotte schon seit deren Kindheit diente. Amy wünschte sich eine Zofe, die nicht so bestimmend war, sie nicht dauernd schalt und herumkom-mandierte. Es war höchste Zeit und ... Amy konnte selbst nicht verstehen, wie sie ihre Gedanken an solche Lappalien ver-schwenden konnte, nachdem sie doch eben den aufregendsten Tag ihres Lebens verbracht hatte.
    Das heißt, es hatte einen Tag gegeben, der noch aufregender gewesen war, einen Tag, den sie nie im Leben vergessen wür-de, einen Tag, den sie sich in den vergangenen sechs Monaten wohl schon tausendmal ins Gedächtnis zurückgerufen hatte.
    Das war der Tag, an dem sie Georgina Malorys Brüder ken-nengelernt und heimlich den kühnen Entschluß gefaßt hatte, einen von ihnen zu heiraten. Und sie hatte seither nicht von ihrem Entschluß gelassen. Nur wie sie es anstellen sollte, ihr Ziel zu erreichen, war ihr nicht klar, denn der ersehnte Mann war nach Amerika
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