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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht
Autoren: Ravensburger
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viele der Eltern ihm misstrauten. Am Anfang waren alle überglücklich gewesen, dass er wieder da war. Er war insgesamt vier Tage weg gewesen, Kady halb so lang und Luke war schon viel länger verschwunden. Aber bald merkten die Leute, dass er ihnen keine Antworten auf ihre Fragen liefern konnte. Er wusste nicht, wo seine Freunde steckten. Er wusste nicht, was geschehen war. Er konnte sich einfach an gar nichts mehr erinnern.
    Entweder das, oder er log. Seth wusste, dass einig e – die meiste n – Leute im Ort so dachten. Das erschien ihnen anscheinend plausibler als ein völliger Gedächtnisverlust.
    Er wisse genau , wo Kady und Luke waren, hieß es. Warum? Weil er sie umgebracht habe! Und sein eigenes Verschwinden hatte er nur vorgetäuscht, um sie auf eine falsche Fährte zu locken.
    Die Beamten der Kripo ließen die Kleidungsstücke, die er bei seinem Auffinden getragen hatte, im Labor untersuchen. Es stellte sich heraus, dass der Dreck, der daran haftete, Elemente enthielt, die völlig unbekannt und teilweise nicht zu identifizieren waren. Außerdem fanden sie ein paar Haare von Kady.
    Seinen Eltern wurde gesagt, sie sollten Hathern in nächster Zeit nicht verlassen, weil die Polizei möglicherweise weitere Fragen an ihn hätte. Unter Umständen würde sogar Anzeige erstattet.
    Psychologen kamen und sprachen mit ihm, drangen aber nicht zu ihm durch. Als die Zeitungen anfingen, über die Geschichte zu berichten, nahm eine gewisse Mr s Galesworth Kontakt mit der Polizei auf und behauptete, Seth sei der Junge, der ihren Sohn bedrängt und traumatisiert habe. Überhaupt gab es merkwürdige Parallelen zum Fall der verschwundenen Galesworth-Brüder. Die Leute dachten sich ihren Teil. Nach einem Vergleich der DNA-Spuren wurde festgestellt, dass sich auf Henrys Kleidung nach seiner plötzlichen Rückkehr ähnliche Spuren befunden hatten wie bei Seth. Beide waren offenbar am selben Ort gewesen und mit erheblichen Erinnerungslücken zurückgekehrt.
    Seth wurde von Journalisten befragt. Er redete mit ihnen, erklärte aber immer wieder, dass er nichts wisse. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass es nicht gut war, wenn sein Foto in der Presse auftauchte, dass es unklug war, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wusste aber nicht, was dieses Gefühl auslöste. Eigentlich interessierte es ihn auch nicht. Er war so unglücklich, dass ihm sowieso alles egal war.
    Die Geschichte zog immer weitere Kreise. Zuerst wurde nur in kleinen Internetforen darüber diskutiert, die sich mit Verschwörungstheorien beschäftigten. Bald begannen sich die überregionalen Zeitungen und das Fernsehen für Seth zu interessieren. Sein Vater beschwerte sich darüber, dass es mit ihrem ruhigen Leben vorbei sei, seine Mutter nutzte die Gelegenheit, um mal wieder zum Friseur zu gehen.
    Der Fall kam in die Nachrichten. Seine Mutter beteuerte vor der Kamera immer wieder freudestrahlend, was für ein Glück es sei, dass sie ihren Jungen wohlbehalten wiederhatten. Sein Vater saß schweigend neben ihr und lächelte wohlwollend. Seth nahm von all dem kaum etwas wahr. Er war merkwürdig rastlos. Er fühlte sich, als hätte er dringend etwas zu erledige n – er konnte sich nur nicht daran erinnern, was es war.
    Das Publikum johlte und buhte, als die Kandidatin beschloss, das Geld zu behalten. »Die erste vernünftige Entscheidung, die sie heute getroffen hat«, kommentierte sein Vater. Seine Mutter sah enttäuscht aus. Sie hatte sich auf ein spannendes Spiel gefreut.
    Aber morgen würde es ja wieder eine neue Show geben.
    2
    Nach drei Wochen ebbte das öffentliche Interesse an Seth allmählich ab. Es tauchten keine neuen Beweise gegen ihn auf und das wenige, was die Polizei hatte, reichte nicht aus, um ihn strafrechtlich zu verfolgen. Die Labortechniker der Kriminalpolizei konnten die Herkunft der unbekannten Spuren an seiner Kleidung nicht klären, und die Tatsache, dass Haare von Kady an seiner Kleidung gefunden worden waren, bewies nicht, dass er nach ihrem Verschwinden mit ihr zusammen gewesen war. Sie konnten schließlich auch aus der Zeit vorher stammen.
    Die Geschichte war zwar nach wie vor rätselhaft, aber da es keinen Zunder mehr gab, um die Fantasie der Menschen zu befeuern, kühlte die Neugier irgendwann ab.
    Kurz darauf deckten die Medien auf, dass einer der Kabinettminister eine heimliche Geliebte hatte, und alle hatten endlich wieder etwas, worüber sie sich aufregen konnten. Die Reporter hörten auf, das Haus zu belagern. Das Telefon klingelte
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