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Malice - Du entkommst ihm nicht

Malice - Du entkommst ihm nicht

Titel: Malice - Du entkommst ihm nicht
Autoren: Ravensburger
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immer seltener.
    »Ah, endlich wieder Ruhe«, sagte Seths Vater, obwohl sich an seiner täglichen Routine aus Arbeiten, Fernsehen und Schlafen selbst dann kaum etwas geändert hatte, als die Aufregung um Seth ihren Höhepunkt erreicht hatte. Seths Mutter stimmte ihm zu und bedauerte insgeheim, dass ihre Minuten der Berühmtheit schon vorbei waren. Sie gab es auf, sich hübsch anzuziehen, und holte wieder ihre unförmigen, aber bequemen Jogginganzüge aus dem Schrank.
    Das neue Schuljahr hatte längst begonnen, also ging Seth wieder zur Schule. Alle behandelten ihn, als wäre er eine tickende Zeitbombe.
    Kady und Luke kehrten nicht zurück.
    3
    An einem stürmischen Oktobertag schlenderte Seth nach der Schule von der Bushaltestelle nach Hause, als plötzlich jemand seinen Namen rief.
    In letzter Zeit wartete er immer ab, bis keiner seiner Mitschüler mehr im Bus saß, bevor er ausstieg. Er hatte das Gefühl, anders zu sein als sie, und ihnen schien es ebenso zu gehen, weshalb sie wohl auch nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Selbst Heather ging ihm aus dem Weg.
    Er blieb stehen und drehte sich um. In der überdachten Einfahrt eines nahe gelegenen Hauses stand ein Mann, der offensichtlich darauf gewartet hatte, dass er vorbeikam.
    »Was wollen Sie?«, fragte Seth misstrauisch. Im ersten Moment hatte er den Mann für einen Reporter gehalten, aber als er ihn näher betrachtete, wurde ihm klar, dass er keiner sein konnte. Wahrscheinlich war er einer dieser Freaks, die glaubten, er sei von Außerirdischen entführt worden. Seth war schon ein paar von ihnen begegnet und sie hatten alle genauso merkwürdig ausgesehen wie der Mann, der jetzt auf ihn zukam.
    Er war extrem groß und fett und trug einen grauen Filzhut, ein weißes T-Shirt mit Weste und eine graue Anzughose mit Hosenträgern. Als er vor Seth stand, nahm er den Hut vom Kopf und wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. Er war vollkommen kahl und hatte überhaupt keine Gesichtsbehaarung, noch nicht einmal Augenbrauen. Seine Haut war teigig und blass. »Seth Harper«, sagte er mit einer hohen, mädchenhaften Stimme und einem leichten Lispeln.
    Eindeutig einer von der Außerirdischen-Fraktion , entschied Seth.
    »Was wollen Sie?«, fragte er noch einmal.
    »Erinnerst du dich nicht an mich?«
    »Sollte ich?«
    Der Mann beugte sich über ihn, seine dunklen Schweinsäuglein verengten sich. Was hat der Typ für ein Problem? , fragte sich Seth und lehnte sich unwillkürlich zurück, als er seinen säuerlichen Atem roch.
    »Sieh mich doch mal ganz genau an.«
    »Hören Sie mal gut zu, Sie Spinner. Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind, und es interessiert mich auch nicht!«, sagte Seth und stieß ihn an den Schultern von sich weg. Er war in letzter Zeit leicht reizbar und legte sich ständig mit Leuten an. »Hauen Sie ab und lassen Sie mich in Ruhe!«
    Der Mann richtete sich wieder auf und musterte ihn von oben bis unten.
    » Waaas? «, sagte Seth aggressiv. »Sie sollen abhauen, hab ich gesagt. Gehen Sie fliegende Untertassen jagen.«
    »Du kennst mich wirklich nicht«, sagte der Mann langsam. Dann lächelte er und setzte seinen Hut wieder auf. »Dein Glück, mein Junge«, sagte er und ging Richtung Hauptstraße davon.
    Seth sah ihm fassungslos hinterher. »Wow!«, sagte er zu sich selbst. »Das war jetzt ja wohl voll seltsam.«
    Dann fiel ihm auf, dass Kady das immer gesagt hatte, wenn sie sich über etwas wunderte, und er versank für den Rest des Tages in einer Depression.
    4
    Zwei Tage später beschlich Seth das unangenehme Gefühl, verfolgt zu werden.
    Die Temperatur war plötzlich stark gesunken und mit ihr die Hoffnung, dass der Winter noch etwas auf sich warten lassen würde. Seth hatte beschlossen, einen kleinen Rundgang durch den Ort zu machen, weil ihm zu Hause die Decke auf den Kopf fiel.
    Er hatte keinen einzigen Freund mehr in Hathern. Jeder ging ihm aus dem Weg, aus Angst, sonst selbst ausgegrenzt zu werden. Also hatte er viel Zeit, spazieren zu gehen.
    Als er an der Kirche vorbeischlenderte, überkam ihn plötzlich das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden. Er suchte die Straße ab, konnte aber weit und breit niemanden entdecken.
    Es war Sonntagnachmittag und der Ort war wie ausgestorben. Die meisten Jugendlichen hingen auf dem Sportplatz ab und die Erwachsenen verdauten den Sonntagsbraten vor dem Fernseher.
    Das merkwürdige Gefühl begleitete ihn durch ganz Hathern und war auch nicht verschwunden, als er einmal um den ganzen Ort
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