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Maison Aglaia

Maison Aglaia

Titel: Maison Aglaia
Autoren: Peter Hardcastle
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Gedanken machte, als sich Dieter leise davonschlich. Er war wohl müde, dachte Peter nur kurz und wandte sich dann wieder dem Gespräch an der Tafel zu.
    Als sie gegen Mitternacht zu Bett gingen, meinte Beatrice noch: "Na, Dieter war wohl heute nicht in Stimmung?"
    "Ich glaube, er wollte mit Sibylle Leißensee flirten und war sauer, weil die ihn abblitzen ließ", versuchte er Dieters Verhalten zu erklären. Na, besser er schlief jetzt, dann konnte er wenigstens nichts anstellen, dachte Peter beruhigt.
    Dass diese naive Annahme ein schwerer Irrtum war, wurde ihnen nachts um drei klar. Sie erwachten davon, dass gegen ihr Fenster Steinchen geworfen wurden. Als Peter auf den Balkon trat, sah er unten im Garten Dieter, von einem Bein auf das andere hüpfend – und nur mit einer Unterhose bekleidet.
    „ Heh, mach auf!“ rief Dieter halblaut. Beatrice kam auch auf den Balkon Peter fragte sich, wie er ihr das erklären sollte. Sie traute ihren Augen nicht.
    „ Sag mal, Du hast Dich sowohl im Zimmer als auch im Land geirrt?“ sagte sie indigniert. „Fensterln kannste hier nicht.“
    „ Quatsch,“ jammerte Dieter. „Ich komme direkt aus dem Dorf, lasst mich mal rein!“
    „ Na, ich weiß nicht recht,“ machte es Beatrice spannend. „Sollen wir ihn reinlassen?“
    „ Nur, wenn Du uns erzählst, was Du ausgerechnet in der Unterhose im Dorf wolltest,“ machte Peter grinsend zur Bedingung.
    „ Als ich losging war ich ja auch noch voll bekleidet.“
    Es war Dieter sichtlich peinlich, aber er berichtete tapfer, was ihm zugestoßen war.
    „ Ihr erinnert Euch doch vielleicht noch schwach an die Nacht, als ich Xaver beim Kartenspiel gewonnen habe. Ich hatte meinem damaligen Gegnern aus dem Dorf eine Revanche für Mittwoch versprochen.“
    „ Lass mich raten, heute ist Mittwoch, oder richtiger, es war irgendwann mal Mittwoch!“ konstatierte Beatrice spöttisch mit einem stirnrunzelnden Blick auf ihre Uhr.
    „ Egal, jedenfalls musste ich deshalb nach Beatrices phantastischem Abendessen verschwinden, um diese Verabredung einzuhalten.“
    „ Hättest Du das denn nicht irgendwie vermeiden können?“ fragte Beatrice arglos.
    „ Es war eine Frage der Ehre!“ wiesen sie Peter und  der ehrenwerte Unterhosen-Dieter im Männer-Chor zurecht.
     
    „ Na, und wenn schon.“ Beatrice war nicht überzeugt, was diese Männer für eine Ehrensache hielten, das grenzte an Dämlichkeit. Sie würde sich Peter vorknöpfen müssen, Dieter hatte offenbar einen schlechten Einfluss auf ihren sonst eher braven Mann.
    „ Leider war das Glück diesmal gelegentlich nicht völlig auf meiner Seite.“
    „ Ach ja? So kann man es also auch ausdrücken!“ kommentierte Beatrice sarkastisch
    „ Sie haben Dich also bis auf die Unterhose ausgeplündert?“ stellte Peter kichernd fest.
    „ Nein, das stimmt so nicht. Ich wollte zum Schluss noch die Unterhose gegen alles andere setzen, das war todsicher, aber die haben das abgelehnt. Ist mir vollkommen unverständlich. Echte Spieler würden niemals...“
    „ Vielleicht sind die Franzosen doch weniger Spieler als Ästheten?“ Beatrice grinste anzüglich.
    „ Und hast Du jetzt auch Xaver wieder verloren?“ fragte Peter ängstlich eingedenk der Freundschaft die Aglaia mittlerweile mit dem grauen Zottel geschlossen hatte.
    „ Nein, ich hab gesagt, ich hätte ihn  Euch geschenkt, was ja auch irgendwie stimmt.“ Dieter holte tief Luft und fügte hinzu: „Das hätte ich doch auch Aglaia nicht antun können.“
    Mit diesem letzten Satz hatte er Mutter Beatrices Herz wieder weich gestimmt. Wir ließen den armen Kerl eintreten und gingen halb versöhnt endlich zu Bett, um den Rest der Nacht tatsächlich ungestört zu verbringen.
    Am nächsten Tag war Dieter aber endgültig aus dem Rennen. Er musste Peter unter vier Augen gestehen, dass er nun völlig abgebrannt sei und entgegen seiner guten Absicht weder seine Rechnung für den Aufenthalt noch seine Rückfahrkarte bezahlen könne. Beatrice fand das allerdings überhaupt nicht mehr lustig und Dieter sah kleinlaut ein, dass er nach seinen Eskapaden und seiner Spiel-Pleite wohl besser den Heimweg antreten sollte.
    Wir begnügten uns also statt der Zimmerrechnung mit Xaver, der damit endgültig in unseren Besitz überging, eine Entscheidung, die uns Aglaia noch jahrelang hoch anrechnete.
    In aller Frühe brachte Peter den überraschend schweigsamen Dieter am Freitag nach Nimes an den Zug - die Fahrkarte kauften sie ihm natürlich.
    Dieter versprach hoch
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