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Maigret und Monsieur Charles

Maigret und Monsieur Charles

Titel: Maigret und Monsieur Charles
Autoren: Georges Simenon
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ist seit zehn Jahren tot.«
    »Waren Sie da schon im Haus?«
    »Ich bin seit dreißig Jahren hier.«
    »Wer hat seine Kanzlei übernommen?«
    »Kein Anwalt, sondern ein Architekt, Monsieur Mage.«
    »Hat er nicht einen Teil des Personals behalten?«
    »Monsieur d’Argens hatte nur eine alte Sekretärin, die in Pension gegangen und in ihre Heimat zurückgekehrt ist.«
    »Kannten Sie keine Mademoiselle Frassier?«
    »Eine hübsche Brünette, die immer aufgeregt war?... Die hat vor über zwanzig Jahren bei Monsieur d’Argens gearbeitet... Sie ist nur ein Jahr geblieben, denn der Job gefiel ihr nicht, und ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist...«
    Maigret kehrte mit umwölkter Stirn zu seinem Taxi zurück. Sicher, die Untersuchung hatte eben erst begonnen, aber sie ließ sich schlecht an, ohne irgendeinen Anhaltspunkt. Zudem hieß es sehr diskret vorgehen, denn der Notar konnte ebenso gut von einem Tag auf den anderen wieder auftauchen.
    Die Sonne war hinter den Häusern verschwunden. Es war kühler geworden, und Maigret bedauerte, dass er seinen Übergangsmantel im Büro gelassen hatte.
    Er ließ sich an der Ecke Quai des Orfevres Boulevard du Palais absetzen, denn er hatte Lust auf ein zweites Glas Bier.
    Er dachte immerzu an Nathalie, die seltsame Madame Sabin-Levesque, und er hatte das Gefühl, dass sie viel mehr wusste, als sie ihm sagte.
    Er ging in sein Büro zurück, zu seinen Pfeifen, stopfte sich eine davon und trat an die Tür zum Büro der Inspektoren. Lapointe tippte einen Bericht. Janvier schaute zum Fenster hinaus. Lucas sprach gerade am Telefon.
    »Janvier... Lapointe... Kommt alle beide in mein Büro...«
    Auch Janvier kam langsam in die Jahre und setzte einen Bauch an.
    »Bist du frei, Janvier?«
    »Nichts Wichtiges, im Augenblick. Mit dem jungen Autodieb bin ich fertig...«
    »Bringst du es über dich, die Nacht außer Haus zu verbringen?«
    »Warum nicht?« »Du begibst dich so bald wie möglich zum Boulevard Saint-Germain und überwachst die Nummer 207 A... Wenn die Frau, deren Beschreibung ich dir gleich geben werde, aus dem Haus kommt, folgst du ihr... Am besten beantragst du einen Wagen...
    Sie ist brünett, ziemlich groß, sehr schlank, hat einen starren Blick und nervöse Ticks... Wenn sie ausgeht, dann wahrscheinlich zu Fuß, obwohl sie einen Chauffeur und zwei Autos hat... Das eine ist ein Bentley, das andere ein Fiat.
    Sag Lourtie, dass er dich morgen früh ablösen soll, und erkläre ihm, was er zu tun hat.«
    »Wie ist sie gekleidet?«
    »Als sie hierher kam, trug sie einen Pelzmantel, einen Nerz wahrscheinlich.«
    »In Ordnung, Chef.«
    Janvier ging hinaus, und Maigret wandte sich an Lapointe.
    »Und bei dir? Nichts Neues?«
    Lapointe errötete und stammelte, ohne Maigret ins Gesicht zu sehen:
    »Doch, ein Anruf... vor ein paar Minuten...«
    »Von wem?«
    »Von der Frau von heute Morgen.«
    »Was wollte sie?«
    »Zuerst hat sie gefragt, ob Sie hier seien... Nein, habe ich ihr geantwortet. Sie kam mir völlig betrunken vor.«
    »Wer ist denn am Apparat?« fragte sie weiter.
    »Inspektor Lapointe.«
    »Ist das nicht der Fatzke, der heute Morgen alles aufgeschrieben hat, was ich sagte?«
    »Ja.«
    »Na, dann sagen Sie dem Kommissar, er kann mich mal... Und für Sie gilt das gleiche...«
    Immer noch verlegen, fügte Lapointe hinzu:
    »Dann hörte es sich an, als würde gekämpft.
    >Lass mich, verdammt noch mal.<
    Jemand hat ihr wohl den Hörer aus der Hand gerissen, denn die Verbindung wurde unterbrochen.«
    Bevor er die Kriminalpolizei verließ, sagte er noch zu Lapointe:
    »Ich möchte, dass du mich um elf zu Hause abholst, mit einem der Autos...«
    »Morgen früh?«
    »Heute Abend. Ich möchte meine Nase gern einmal in ein paar Nachtclubs hineinstecken.«
    Madame Maigret hatte ihm die Heringe aufgehoben, auf die er so versessen war, und er genehmigte sie sich alle und sah nebenbei die Nachrichten im Fernsehen an. Sie merkte es ihm am Gesicht an, dass die laufende Untersuchung keine gewöhnliche Routinesache war und dass sie ihn beunruhigte, dass er beinahe eine persönliche Angelegenheit daraus machte.
    Und das stimmte. An diesem klaren und milden 21. Märztag war er in eine Welt eingedrungen, die ihm fremd war; und vor allem war er heute einem Typ Frau gegenübergestanden, wie er noch keiner begegnet war und die ihn irritierte.
    »Leg mir einen dunklen Anzug raus, den besten.«
    »Was hast du vor?«
    »Lapointe holt mich um elf Uhr ab. Ich muss mit ihm zwei, drei Nachtlokale
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