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Maigret und die Tänzerin Arlette

Maigret und die Tänzerin Arlette

Titel: Maigret und die Tänzerin Arlette
Autoren: Georges Simenon
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überlegen, ob sie nicht besser alles sagte, was sie wußte.
    »Bist du ihm einmal mit Arlette begegnet?«
    »Ich weiß weder wer er ist noch wie er aussieht.«
    »Aber du weißt, daß es ihn gibt.«
    »Ja, das glaube ich schon.«
    »Was weißt du sonst noch?«
    »Vielleicht, wo er sich versteckt.«
    Sie schien es unter ihrer Würde zu halten, mit freundlicher Miene Auskunft zu geben, und verzog deshalb das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Meine Schneiderin wohnt in der Rue Caulaincourt, genau gegenüber der Place Constantin Pecqueur. Ich gehe gewöhnlich um fünf Uhr nachmittags dorthin, denn ich schlafe den größten Teil des Tages. Zweimal habe ich Arlette gesehen, wie sie an der Ecke aus dem Autobus stieg und über den Platz ging.«
    »In welche Richtung?«
    »In Richtung der Treppe.«
    »Bist du nicht auf den Gedanken gekommen, ihr nachzugehen?«
    »Warum hätte ich ihr nachgehen sollen?«
    Sie log. Denn sie war bestimmt neugierig. Wahrscheinlich war Arlette schon verschwunden gewesen, als sie unten an der Treppe angekommen war.
    »Das ist alles, was du weißt?«
    »Ja. Er muß dort wohnen.«
    Maigret hatte sich einen Kognak eingeschenkt und erhob sich schwerfällig, als das Telefon von neuem läutete.
    »Immer noch dasselbe, Chef. Er geht immer wieder zwischen dem Lokal an der Place Constantin Pecqueur, den beiden Kneipen an der Place Blanche und dem Francis hin und her.«
    »Ist Lognon noch auf seinem Posten?«
    »Ja, ich habe ihn eben noch im Vorübergehen gesehen.«
    »Bitte ihn in meinem Auftrag, zur Place Constantin Pecqueur zu gehen und mit dem Wirt zu sprechen. Aber möglichst nicht vor den Gästen. Er soll ihn fragen, ob er Oskar Bonvoisin kennt. Wenn nicht, soll er ihn ihm genau beschreiben, denn er ist dort vielleicht unter einem anderen Namen bekannt.«
    »Sofort?«
    »Ja. Solange Philippe seine Runde macht, ist Zeit dazu, und er soll mich dann gleich anrufen.«
    Als er wieder in den Saal kam, war der Gnom gerade dabei, sich an der Bar einen Schnaps einzugießen.
    »Haben Sie ihn noch nicht?«
    »Woher hattest du den Tip mit dem Francis?«
    »Von ein paar Schwulen. Die kennen sich alle untereinander. Man hat mir zuerst etwas von einer Bar in der Rue Caulaincourt erzählt, wo Philippe hin und wieder hingeht, und dann vom Francis, wo er gelegentlich noch spät abends auftaucht.«
    »Kennen die auch einen Oskar?«
    »Ja.«
    »Bonvoisin?«
    »Seinen Familiennamen wissen sie nicht. Sie haben mir berichtet, das sei einer aus dem Viertel, der da ab und an vorm Schlafengehen noch ein Glas Weißwein trinkt.«
    »Trifft er Philippe dort?«
    »Da spricht jeder mit jedem. Er macht’s wie alle anderen. Sie können nicht sagen, daß ich Ihnen nicht geholfen habe.«
    »Ist er heute gesehen worden?«
    »Nein, und gestern auch nicht.«
    »Hat man dir gesagt, wo er wohnt?«
    »Irgendwo hier in der Gegend.«
    Die Zeit kroch jetzt geradezu dahin, und Maigret hatte ein wenig das Gefühl, daß er nie zum Ziele kommen würde. Jean-Jean, der Akkordeonspieler, erschien und ging gleich in den Waschraum, um seine schmutzigen Schuhe abzubürsten und sich mit dem Kamm durchs Haar zu fahren.
    »Läuft Arlettes Mörder noch immer frei herum?«
    Dann meldete sich wieder Lapointe am Telefon.
    »Ich habe es Inspektor Lognon ausgerichtet. Er ist jetzt an der Place Constantin Pecqueur. Philippe ist eben ins Francis gegangen, wo er gerade einen Schnaps trinkt. Aber es ist niemand dort, auf den die Personenbeschreibung von Oskar zutrifft. Lognon wird Sie anrufen. Ich habe ihm gesagt, wo Sie sind. War das richtig?«
    Fred kam wieder herunter, im tadellosen Smoking, mit einem falschen Brillanten an der gestärkten Brust, und frisch rasiertem, rosigem Gesicht.
    »Zieh dich jetzt um«, sagte er zu Tanja. Dann schaltete er die Beleuchtung ein und rückte die Flaschen hinter der Bar zurecht. Eben kam auch der zweite Musiker, Monsieur Dupeu, als Lognon endlich anrief.
    »Von wo telefonierst du?«
    »Von Chez Maniere in der Rue Caulaincourt. Ich bin zur Place Constantin Pecqueur gegangen. Ich habe die Adresse.«
    Er war ganz aufgeregt.
    »Hat man sie dir gleich gegeben?«
    »Der Wirt hat gar nichts gemerkt. Ich habe nicht gesagt, daß ich von der Polizei bin. Ich habe erzählt, ich käme aus der Provinz und suchte einen Freund.«
    »Ist er dort unter seinem Namen bekannt?«
    »Sie nennen ihn Monsieur Oskar.«
    »Wo wohnt er?«
    »Rechts oberhalb von der Treppe. Es ist ein kleines Haus, das hinten in einem Gärtchen liegt. Ringsherum zieht sich
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