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Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret
Autoren: Georges Simenon
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Kommissar dabei grimmig an.
    »Sie werden sich dann vielleicht wohler fühlen.«
    »Setzen Sie sich, Messieurs. Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
    Sie bemerkte, daß Maigret seine Pfeife ausgehen lassen wollte.
    »Rauchen Sie bitte ruhig weiter. Ich werde mir übrigens selber eine Zigarette anzünden.«
    Sie lächelte leicht gezwungen.
    »Entschuldigen Sie die Unordnung, die hier herrscht, aber eine Jacht ist kein Haus, und der Raum ist beschränkt.«
    Was mochte Mr. Pyke in diesem Augenblick denken? Daß sein französischer Kollege ein Biest oder ein Flegel sei?
    Das war durchaus möglich. Maigret war übrigens selber gar nicht stolz auf die Arbeit, die er hier zu verrichten hatte.
    »Sie kennen doch wohl Jef van Greef, Mrs. Wilcox?«
    »Das ist ein begabter Junge, und Anna ist ein reizendes Mädchen. Sie waren mehrmals hier an Bord.«
    »Es heißt, er sei ein talentierter Maler.«
    »Ja, das glaube ich auch. Ich habe ihm ein Bild abgekauft und würde es Ihnen gern zeigen, wenn ich es nicht in meine Villa in Fiesole geschickt hätte.«
    »Sie haben eine Villa in Italien?«
    »Ach, es ist eigentlich nur ein bescheidenes Häuschen, aber es liegt wunderbar auf dem Hügel, und man sieht von dort das ganze Panorama von Florenz vor sich. Kennen Sie Florenz, Herr Kommissar?«
    »Ich hatte leider noch nicht das Vergnügen.«
    »Ich verbringe dort immer einen Teil des Jahres und schicke alles dorthin, was ich auf meinen vielen Reisen kaufe.«
    Sie schien sich jetzt ein wenig sicherer zu fühlen. »Wollen Sie wirklich nicht etwas trinken?«
    Sie hatte selber Durst, schielte nach dem Bier, das sie vorhin nicht hatte austrinken können, wagte aber nicht, allein zu trinken.
    »Wollen Sie nicht dieses Bier versuchen, das ich mir direkt aus England kommen lasse?«
    Um ihr eine Freude zu machen, sagte Maigret ja. Sie holte Flaschen aus einem in die Wand eingelassenen Kühlschrank. Fast alle vier Wände der Kajüte waren in Wirklichkeit Schränke, und genauso befanden sich unter den Bänken Kästen.
    »Sie kaufen wohl viel unterwegs?«
    Sie lachte.
    »Wer hat Ihnen das gesagt? Ich kaufe aus Freude am Kaufen, das stimmt. In Istanbul beispielsweise lasse ich mich immer von den Bazarhändlern verleiten und kehre dann jedesmal mit allerlei Scheußlichkeiten an Bord zurück. Dort, wo ich es kaufe, finde ich es immer wunderschön. Aber wenn ich dann in meine Villa komme und die Sachen dort sehe …«
    »Haben Sie Jef van Greet in Paris getroffen?«
    »Nein, nur hier, es ist noch nicht lange her.«
    »Und Ihr Sekretär?«
    »Er ist schon zwei Jahre bei mir. Er ist ein sehr gebildeter junger Mann. Wir haben uns in Cannes kennengelernt.«
    »Arbeitete er dort?«
    »Er machte eine Reportage für eine Pariser Zeitung.«
    Moricourt lauschte bestimmt hinter der Wand. »Sie sprechen ausgezeichnet Französisch, Mrs. Wilcox.«
    »Ich habe einen Teil meiner Schulzeit in Paris verbracht, und meine Gouvernante war Französin.«
    »War Marcellin oft an Bord?«
    »Gewiß. Ich glaube, fast jeder von der Insel war einmal hier.«
    »Erinnern Sie sich an die Nacht, in der er ermordet wurde?«
    »Ja, so ungefähr.«
    Er blickte auf ihre Hände, aber sie zitterten nicht.
    »Er hatte an jenem Abend viel von mir gesprochen.«
    »Man hat mir das erzählt. Ich wußte nicht, wer Sie waren. Ich mußte erst Philippe fragen.«
    »Und Monsieur de Moricourt wußte es?«
    »Sie scheinen berühmt zu sein.«
    »Als sie die ›Arche Noah‹ verließen, war da Marcellin bereits fort?«
    »Das kann ich nicht mehr sagen. Ich weiß nur noch, daß wir dicht an den Häusern entlang zum Hafen gelaufen sind, so stark war der Mistral. Ich fürchtete sogar, daß es uns nicht gelingen würde, aufs Schiff zu kommen.«
    »Haben Sie sofort das Ruderboot bestiegen, Monsieur de Moricourt und Sie?«
    »Sofort. Was sollten wir sonst getan haben? Dabei fällt mir ein, Marcellin hat uns bis zum Boot begleitet.«
    »Sind Sie niemandem begegnet?«
    »Bei dem Wetter war wohl kaum jemand draußen.«
    »Waren van Greef und Anna auf ihr Schiff zurückgekehrt?«
    »Das ist möglich. Ich weiß es nicht mehr. Warten Sie …«
    In diesem Augenblick hörte Maigret zu seiner Bestürzung Mr. Pykes jedes Wort betonende Stimme. Es war das erstemal, daß er in seine Untersuchung eingriff. Klar und deutlich sagte er, aber ohne daß er seinen Worten eine besondere Bedeutung beizumessen schien:
    »Bei uns in Scotland Yard müßten wir Sie daran erinnern, Mrs. Wilcox, daß jedes Wort, das Sie sagen, gegen
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