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Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Maigret - 29 - Maigret und sein Toter

Titel: Maigret - 29 - Maigret und sein Toter
Autoren: Georges Simenon
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Nummer geändert.«
    Man sah ihnen an, dass sie gehen wollten.
    »Einen Augenblick noch. Seitdem habt ihr nichts erhalten?«
    »Was erhalten?«
    »Einen Umschlag, in dem natürlich etwas drin war.«
    »Nein.«
    Man sah ihnen an, dass sie die Wahrheit sagten. Die Frage hatte sie wirklich überrascht. Übrigens fiel Maigret in dem Augenblick, da er sie stellte, eine mögliche Lösung des Problems ein, das ihn die letzten Tage hindurch am meisten beschäftigt hatte.
    Jo hatte ihm diese Lösung soeben geliefert, ohne es zu wissen. Hatte Albert nicht am Telefon gesagt, er habe soeben ein Mittel gefunden, um die Bande, die ihm auf den Fersen war, abzuschütteln?
    Hatte er nicht in der Brasserie, wo er zuletzt gesehen worden war, einen Briefumschlag verlangt, gleich nachdem er seine Freunde angerufen hatte?
    Er hatte etwas in der Tasche, was für die Tschechen kompromittierend war. Einer von ihnen ließ ihn nicht aus den Augen. Konnte er ihn nicht dadurch loswerden, dass er ostentativ einen Briefumschlag vor seinen Augen in einen Briefkasten warf?
    Das Dokument in den Umschlag zu stecken war ein Kinderspiel.
    Aber welche Adresse hatte er darauf geschrieben?
    Er rief die Kriminalpolizei an.
    »Hallo! Wer ist am Apparat? … Bodin? … Arbeit für dich, mein Junge. Und dringend! Wie viele Inspektoren sind im Büro? … Wie? Nur vier? … Ja, einer muss dortbleiben. Nimm die drei anderen. Teilt alle Postämter von Paris unter euch auf. Halt, einschließlich das von Charenton, mit dem beginnst du selbst. Fragt die Beamten nach den postlagernden Briefsendungen. Seit mehreren Tagen muss irgendwo ein Brief auf den Namen Albert Rochain liegen. Lass dir den Brief geben, ja. Ob du ihn mir bringen sollst? Nein, nicht hierher. Ich bin in einer halben Stunde im Büro.«
    Er blickte die beiden Männer lächelnd an.
    »Noch ein Gläschen?«
    Sie schienen Calvados nicht zu mögen. Man merkte ihnen an, dass sie nur aus Höflichkeit ja sagten.
    »Können wir jetzt gehen?«
    Sie waren immer noch misstrauisch und erhoben sich wie Schüler, die der Lehrer in die Pause entlässt.
    »Wird man uns auch nicht einlochen?«
    »Von euch wird überhaupt nicht die Rede sein. Ich bitte euch nur, Nine nichts zu sagen.«
    »Wird sie auch keine Scherereien bekommen?«
    »Warum denn?«
    »Seien Sie nett zu ihr. Wenn Sie wüssten, wie sie ihren Albe t geliebt hat!«
    Nachdem sie fort waren, drehte Maigret das Gas ab, weil die Suppe überkochte und auf den Herd schwappte.
    Die Burschen hatten ein bisschen geschwindelt, das war ihm klar. Nach dem, was Dr. Paul gesagt hatte, hatten sie nicht damit gewartet, das Gesicht ihres Kollegen zu entstellen, bis Nine in Sicherheit war. Aber das änderte nichts an der Sache. Und sie hatten sich alles in allem so entgegenkommend gezeigt, dass der Kommissar ihnen keine Schwierigkeiten machen wollte. Denn im Grunde genommen sind diese Leute genauso sensibel wie alle anderen auch.

9
    Das Büro war voller blauer Rauchwolken. Colombani saß in einer Ecke, die Beine von sich gestreckt. Eben noch war der Leiter der Kriminalpolizei da gewesen. Inspektoren kamen und gingen. Und gerade vorhin hatte Richter Coméliau angerufen. Wieder nahm Maigret den Hörer ab.
    »Hallo? Marchand? … Hier ist Maigret … Höchstpersönlich, ja … Wie? … Sie haben einen Freund, der ebenfalls Maigret heißt … Einen Grafen … Nein, der ist nicht mit mir verwandt.«
    Es war sieben Uhr. Am anderen Ende der Leitung sprach der Direktor der ›Folies-Bergères‹.
    »Was wollen Sie von mir, mein Guter?«, gurrte dieser. »O Gott, das wird nicht einfach sein. Ich kann gerade noch irgendwo in der Nähe einen Happen essen, bevor wir aufmachen. Das heißt, eigentlich könnten Sie mir dabei Gesellschaft leisten. Im ›Chope Montmartre‹ zum Beispiel? In zehn Minuten? Also, bis gleich, mein Guter.«
    Janvier war ganz aufgeregt ins Büro gekommen. Er hatte aus Joinville ein großes Foto mitgebracht, wie sie, mit einer Widmung versehen, in Künstlergarderoben hängen. Auch dieses Bild trug eine Unterschrift. In einer steilen, selbstbewussten Handschrift stand zu lesen: Francine Latour.
    Es war eine hübsche, noch ganz junge Frau. Auf der Rückseite stand ihre Adresse: Rue de Longchamp 121, Passy.
    »Angeblich tritt sie derzeit in den ›Folies-Bergères‹ auf«, hatte Janvier gesagt.
    »Hat sie der Angestellte auf der Rennbahn identifiziert?«
    »Ganz eindeutig, ja. Ich hätte ihn gern mit zu Ihnen gebracht, aber er war schon spät dran, und er hat große
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